Duisburg. . Nach dem Wegzug der einzigen Hausärztin in Duisburg-Mündelheim ist die Praxis seit Ostern für die Nachfolger blockiert. Die Ärztin nutzt ihren Mietvertrag bis Ende Juni aus. Viele Mündelheimer vermuten Taktik, die den Nachfolgern das Leben schwer machen soll.
Im Dorf ist bereits von einem Ärztekrieg die Rede. Für die einzige Mündelheimer Hausarztpraxis ist zwar ein Nachfolger gefunden. Aber sie steht seit Ostern leer. Die Ärzte wollen lieber heute als morgen in die Räume. Aber ihre Vorgängerin nutzt ihren Mietvertrag bis zum Ende aus. Die neue Arztpraxis wird frühestens im Juli eröffnen können.
„Uns hat der Vermieter gesagt, dass wir erst ab Juli in die Räume können“, sagt Wolfgang Körn, der mit Alexander Povolotsky eine Filialpraxis eröffnen will. Nach langen Verhandlungen hatte die Kassenärztliche Vereinigung die Filiale Ende März genehmigt. Normalerweise wäre das nicht möglich gewesen, weil Vorgängerin Andrea Roschlau ihre Lizenz mit nach Hüttenheim nahm. Für die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung zeigt Roschlau selbst kein Verständnis. „Mündelheim ist nicht unterversorgt.“
Spekulation über Gründe
Über die Gründe seiner Vorgängerin, die Praxis so lange in Beschlag zu halten, will Körn nur spekulieren. „Vielleicht möchte sie nicht zu viele Patienten verlieren.“ Andrea Roschlau hatte ihren Patienten das Angebot gemacht, ihr nach Hüttenheim zu folgen.
Das sei auch geschehen, sagt Andrea Roschlau auf Nachfrage. „Viele Patienten haben die neue Praxis sehr positiv aufgenommen.“ Für die Kritik aus Mündelheim zeigt die Medizinerin kein Verständnis. „Da wird eine ganz böse, miese Stimmung gemacht.“
Roschlau will sich nicht auf Übergabe einlassen
Es sei keine böse Racheaktion, aber auf eine vorzeitige Übergabe der Praxis will sich Roschlau auch nicht einlassen. Ihr Mietvertrag laufe bis Ende Juni. „Ich habe mich darauf eingerichtet.“ In der Praxis seien noch medizinische Geräte, die sie zum Teil an Eine-Welt-Einrichtungen weitergeben wolle. „Ich brauche diese Zeit.“
Auch Wolfgang Körn will nicht ausschließen, dass Roschlau an alter Wirkungsstätte wirklich noch etwas zu erledigen hat. „Es sieht aus wie nach einer Zwangsräumung.“ Deshalb will das neue Internisten-Duo auch erst einmal renovieren, wenn es endlich in die Räume geht. Vieles sei nicht mehr auf dem Stand der Technik. Der 40 Jahre alte Fußboden komme raus.
Ausweichen nach Großenbaum
Körn und Povolotsky bieten den Patienten ihrerseits an, schon einmal nach Großenbaum zu kommen, wo die Mediziner schon eine Praxis besitzen und auch behalten werden. Es habe schon Gerüchte gegeben, dass in Großenbaum das Angebot schlechter werde. „Es bleibt alles so“, sagt Körn. Für Mündelheim sei übergangsweise mal darüber nachgedacht worden, in der Apotheke provisorisch zu praktizieren. „Das wäre aber kaum anders als bei einem Hausbesuch.“
Apothekerin Felicitas Neugebauer, der Roschlau Stimmungsmache vorwirft, befindet sich selbst „auf der vorhergesehenen und befürchteten Durststrecke“. Ohne Praxis kommen kaum Kunden. Sie freue sich auf die Eröffnung der Praxis im Juni – nur so könne auch die Apotheke überleben.