Duisburg. Aufgrund eines Unfalls auf der Neantertalbrücke befürchten Gegner der Kohlenmonoxid-Pipeline einen Super-Gau. Ein LKW war fast von der Brücke auf die darunter liegende Trasse gestürzt. Die Pipeline wurde nicht beschädigt. Wäre das passiert, hätte sie laut einem “Contra-Pipeline“-Sprecher Leck geschlagen.

Ein außer Kontrolle geratener Lkw, der von der Fahrbahn abkommt und durch seinen Aufprall neben der Fahrbahn die unterirdisch verlaufende Kohlenmonoxid-Pipeline beschädigt und das giftige, geruchlose Gas freisetzt. Das wäre der Super-GAU. Die Pipeline-Gegner fürchten dieses Szenario jetzt auch zwischen Rahm und Uerdinger Brücke.

Vorwurf: Unfall schöngerechnet

Erst am 16. Januar war auf der Neandertalbrücke bei Erkrath ein LKW fast von der Brücke auf die Trasse gestürzt. Die Pipeline ist zwar noch nicht in Betrieb. Für Erich Hennen, Sprecher der Duisburger Pipeline-Gegner, ist der Unfall Wasser auf seine Mühlen. „Ein solcher Unfall ist der einzige dieser Art, über den es bei der Planung der Leitung eine gutachterliche Untersuchung gegeben hat.“

Unfall auf Autobahnbrücke
Unfall auf Autobahnbrücke © dpa

Auch im Duisburger Süden, sagt der „Contra-Pipeline“-Sprecher, drohten solche Gefahren. An zwei Stellen, zwischen dem neuen Autobahnkreuz Duisburg-Süd und der Anschlussstelle Huckingen sowie in Höhe des künftig zurückgelegten Rheindeichs bei Mündelheim, kreuzt die Pipeline die B 288, die dort auf einem Damm verläuft. „Zwar schlägt bei etwa fünf Metern Fall nicht der Lkw selbst die im Boden verlaufende Pipeline leck“, sagt Hennen. Sehr wohl aber könnte Ladegut wie ein Stahlrohr oder die Kante einer tonnenschweren Bramme dies. Bei der Planung der Pipeline sei so ein Unfall nicht bedacht worden, auch Komplikationen wie Feuer oder eine Explosion der direkt benachbarten Erdgas- und Wasserstoffleitungen nicht. Die Pipeline-Rohre haben eine Wandstärke von 5,6 Millimetern.

Eine naive Annahme

Hennen kreidet dem Gutachter vom TÜV an, 2007 nicht vom schlimmstmöglichen Fall ausgegangen zu sein, sondern von einem vergleichsweise harmlosen. „Man ging damals“, sagt Hennen, „davon aus, dass 30 Tonnen Masse 20 Meter tief fallen und unten auf zehn Quadratmetern Fläche aufschlagen.“ Ergebnis sei gewesen, dass die Pipeline, dort mit zwei Metern Erdreich abgedeckt, keinen Schaden nehmen würde. Für Hennen eine naive Annahme. Nach seiner Einschätzung würde eine Kante eines Lkw-Teils, die nur auf einem Qua­dratmeter am Boden aufschlägt, dies aber mit etwa zehnmal größerer Wucht tun. Und dann wäre das Leck da.

Die Bezirksregierung will sich im Moment nicht näher äußern. Aktuell gebe es nach dem Unfall bei Erkrath eine neue Prüfung. Spätestens beim anstehenden Erörterungstermin bei der Neuauflage des Genehmigungsverfahrens im kommenden Sommer sollen die Ergebnisse vorliegen.