Süd. . Immer mehr Apotheken schließen im Duisburger Süden. Das hat Auswirkungen auf die nächtlichen Notdienste. Nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Apothekenbetreiber. Es wird immer schwieriger, Nachfolger zu finden, die Apotheken übernehmen wollen.

Im Duisburger Süden droht eine Ausdünnung des Apothekennetzes. Bei immer geringer werdenden Erlösen zögern junge Pharmazeuten mit dem Schritt in die Selbstständigkeit. Die dadurch wegfallenden Apotheken reißen ein Loch beim Notdienst. Es drohen weitere Anfahrtswege für die Kunden und Arzneimittelhändlern häufigere Nachtdienste.

Immer weniger Kunden

Für Karl Winkler lohnt sich der Betrieb seiner Apotheke in Bissingheim kaum noch. Seit 1971 am Dorfplatz ansässig, hat er einen enormen Kundenschwund miterlebt. Als Ursachen hat der 71-Jährige zum einen den Weggang der Ärzte aus dem Stadtteil und zum anderen eine Billig-Konkurrenz ausgemacht. Bei den Preisen kann der Bissingheimer einfach nicht mithalten.

Immer seltener öffnet sich die Tür seines Ladenlokals. „Manchmal sitze ich hier zwei Stunden und es kommt kein Kunde“, sagt der Unternehmer. 20 Rezepte pro Tag sind derzeit die durchschnittliche Bilanz. Kassenrezepte, so der Bis­singheimer Apotheker, ergäben 5,70 Euro für ihn. Viel bleibt nach Abzug von Miete und laufenden Kosten also nicht übrig. Trotzdem will Winkler weitermachen. „Zurzeit mache ich plus/minus Null“, so der Pharmazeut. Sollte er in die Verlustzone rutschen, würde er seinen Betrieb dichtmachen.

"Unter dem Strich bleibt zu wenig übrig"

Über einen ähnlichen Kundenschwund kann Jörg Horlitz, Betreiber der Aesculap-Apotheke in Buchholz, nicht klagen. Trotzdem ist der 40-Jährige unzufrieden. „Unter dem Strich bleibt zu wenig übrig“, meint der Pharmazeut. Auf der einen Seite würden immer höhere Anforderungen an die Betriebe gestellt, auf der anderen Seite seien jedoch die Honorare seit neun Jahren nicht mehr erhöht worden. „Eine Apotheke ist längst schon keine Gelddruckmaschine mehr“, meint der Buchholzer. Vor kurzem erst musste der 40-Jährige eine Stelle einsparen. Der Arbeitsaufwand bleibt dennoch gleich. Hinzu kommt, dass aufgrund der Geschäftsschließungen immer häufiger kräftezehrende Nachtdienste anstünden. Weil immer mehr Apotheken schließen, müssen die übrigen Kollegen beim Notdienst häufiger einspringen.

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Fünf Betriebe bereits geschlossen

Apotheker Ulrich Schulte-Herbrüggen ist einer der ersten, der von Apothekenschließungen Wind bekommt. Beim 59-jährigen Pharmazeuten aus Wanheimerort laufen die Fäden für die Organisation der Notdienste in ganz Duisburg zusammen. „In diesem Jahr wurden bereits fünf Betriebe geschlossen“, sagt Duisburgs Notdienstplaner. Im nächsten halben Jahr rechnet er mit weiteren fünf Schließungen. Das hat Auswirkungen auf alle Betriebe im Stadtgebiet. Denn dann heißt es für die Pharmazeuten, noch häufiger des Nachts für Notfälle aufzustehen. Kunden müssten dann wohl weitere Wegstrecken zurücklegen. „Vor allem die Randbezirke werden dies spüren“, prognostiziert Schulte-Herbrüggen. Bald könnten Zustände wie auf dem Land herrschen. Schon jetzt versucht er über Stadtgrenzen hinweg, die Distanzen klein zu halten. So sprechen sich die Apotheker an den Stadtgrenzen zu Mülheim und Krefeld ab.

Keine guten Aussichten für Selbstständige

Momentan herrschen keine guten Aussichten für Selbstständige. Einen Nachfolger für einen alteingesessenen Arzneimittelbetrieb zu finden, wird immer schwieriger. Deutlich wurde dies in Wedau. Aus Altersgründen hatte ein Apotheker seinen Betrieb geschlossen. Doch die Nachfrage nach einer Übernahme war derartig gering, dass die Apotheke letztlich für nur einen Euro den Besitzer wechselte.