Duisburg-Hüttenheim. Unterricht muss nicht immer theoretisch bleiben. Die Schüler der Ganztags-Waldorfschule in Duisburg-Hüttenheim arbeiten mit ihrem eigenen Bienenvolk. Sie lernen, was es bedeutet, Bienen zu halten, wie Honig entsteht und Bienenvölker gepflegt werden.

Mit Bienen kann man sich im Schulunterricht theoretisch befassen. Man kann sich aber auch Schutzkleidung überstreifen und ganz praktisch auf Tuchfühlung mit ihnen gehen. Für Letzteres hat man sich jetzt an der neuen Ganztags-Waldorfschule entschieden.

In einem verborgenen Winkel des großzügigen Areals sind neuerdings zwei Bienenvölker beheimatet. Bislang war der Nordfriedhof in Düsseldorf ihr Zuhause. Insgesamt fünf Bienenvölker zählt die Schule zu ihrem praktischen „Anschauungsmaterial“. Sie sollen nach und nach an die Heinrich-Bierwes-Straße umziehen.

Schulzeit dauert 12 Jahre

Waldorfschulen arbeiten et­was anders als staatliche Schulen. So dauert die Schulzeit hier generell zwölf statt zehn Jahre. Das Abitur kann man nach 13 Jahren erwerben. Je­denfalls gibt es hier auch so ein Fach wie Gartenbau. Und da Bienen für alles, was blüht, un­verzichtbar sind, da sie die Pflanzen befruchten, gehört auch die Beschäftigung mit den Bienen dazu. Dazu hat sich der Verein der Unterstützung des Bienenzucht- und Imkernachwuchs-Fördervereins „Apidea Mellifica“ in Düsseldorf versichert. Die Bienenvölker vor Ort betreut je­doch Hobby-Imker Jens Lo­bert, Vater einer Schülerin.

Die Waldorfschule wird zu gleichen Teilen von Lehrern und Eltern geleitet. Schließlich zahlen die Eltern ein Schulgeld. Da klingt es nicht überheblich, wenn Lobert die Lernziele erläutert.

Erfahrung trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei

„Die Kinder sollen erfahren: Wo kommt der Honig her?“, sagt er. Und: „Wann ist aus Nektar Honig geworden?“ Überhaupt sollten sie spüren, was es be­deutet, Bienen zu halten und was man aus Honig so alles machen kann. Uwe Hertel, neuer Lehrer für Gartenbau, ergänzt, es mache schließlich viel mehr Spaß, sich auch theoretisch mit Dingen zu beschäftigen, wenn man praktische Anschauung davon habe. Ziel sei ja nicht, Gärtner oder Imker heranzubilden. Solche Erfahrungen würden einfach zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen.

Richtig gearbeitet wird mit den Bienen in den höhere Klassen der Schule, also ab Klasse sechs. „Der Bienenstock organisiert sich normalerweise selbst“, sagt Jens Lobert. Da es sich jedoch nicht mehr um Wildbienen handele, sei menschliche Hilfestellung erforderlich. So müssten die Bienenstöcke nach der Winterpause gereinigt werden. Viele der Insekten würden den Winter nicht überleben. „Es muss halt Hausputz gemacht werden“, so der Hobby-Imker.

Volkszugehörigkeit wird erst nach dem Schlüpfen entschieden

Nun würden manche Völker viel Honig produzieren, anderer dagegen wenig. Das liege meist daran, wie viele Eier die Königin lege. Bei sehr produktiven Königinnen könnten die Larven in einen anderen Stock verlagert oder die Fläche für ihre Eiablage begrenzt werden. Bei weniger produktiven Königinnen könnten diese Fremdlarven eingelagert werden. Erst nach dem Schlüpfen würden die Bienen nämlich erfahren, welchem Volk sie lebenslang zugehören. Von sehr produktiven Völkern könnten aber sogar Ableger gebildet werden. An all diesen Problemen sollen die Waldorf-Schüler künftig Anteil nehmen. Beim Auftakt für das achte Schuljahr am Mittwoch war freilich zuerst einmal die Schutzkleidung der Clou.