Harald Bihn isst Honig für sein Leben gern. Jede Woche verspeist er nahezu ein Pfund. Allerdings keinen gekauften, industriell verarbeiteten.
Der schmeckte ihm schon vor Jahrzehnten nicht mehr, weil er oft aus verschiedenen Sorten und aus verschiedenen Regionen gemischt und damit „charakterlos“ sei. „Wie kann ich an besseren Honig kommen?“, fragte er sich.
Zufällig lief er genau zu dem Zeitpunkt einem Imker über den Weg, der ihn in die Kunst der Bienenhaltung einwies. Und schon war der damals 38-Jährige „infiziert“. Er schaffte sich eigene Bienen an und erntet seitdem jedes Jahr viele, viele Kilogramm des flüssigen, süßen Goldes.
Die Bienenkästen stehen in einer Ecke seines Gartens. Von dort aus schwärmen die fleißigen Sammler in die Nachbarschaft aus. Sie bestäuben Obstbäume, Blumen und Gemüsepflanzen - und sammeln ganz nebenbei den Nektar, den sie in ihren Waben in Honig umwandeln.
Zweimal, manchmal sogar dreimal im Sommer kann der heute 66-Jährige „ernten“. Obwohl alle Bienenvölker das gleiche Nahrungsangebot im Umfeld vorfinden, kommen doch ganz unterschiedliche Honige dabei heraus. Der eine schmeckt intensiver, der andere milder. Der eine ist irre süß, der andere ein Gaumenschmeichler. Manche Honige sind glasklar, haben gerade mal einen leichten Goldstich, andere schimmern bernsteinfarben.
Was steckt in dem Honig, welche Pflanzen haben die Bienen angeflogen? Seit Jahren lassen die Eheleute Bihn (Harald hat das „Imkervirus“ natürlich an seine Frau Gisela , 61,weitergegeben), ihre köstlichen Honige testen. „28 Gold- und drei Silbermedaillen haben wir bekommen“, sagen die Walsumer stolz. Sie stammen vom Imkerverband Rheinland, aber auch vom Land Nordrhein-Westfalen. Die ehemalige NRW-Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn etwa hat den Eheleuten Urkunden während ihrer Regierungszeit ausgestellt.
In diesem Jahr haben die Hobbyimker gleich vier Goldmedaillen erhalten - und die dazu gehörenden Aufkleber, die natürlich auf die Gläser kommen.
Heute, als Rentner, haben die Eheleute viel Zeit, um sich um die Bienenhaltung und die Honiggewinnung zu kümmern. Das war nicht immer so. Harald Bihn arbeitete als Experte für Ampelanlagen bei der Stadt Duisburg und hatte folglich nur nach Feierabend und am Wochenende Zeit für sein Hobby. Inzwischen haben die beiden so viele Kurse besucht und so großes Wissen angesammelt, dass sie sich zu Honigsachverständigen haben ausbilden lassen. Im Dinslakener Verein geben sie ihr Wissen weiter.
Stiche gehören bei diesem Hobby dazu, kommen aber nur selten vor. Ganz ohne Schutzkleidung bewegen sie sich direkt in der Einflugschneise vor den Bienenwohnungen. „Mein Lieblingsplatz“, sagt Harald Bien, „ist direkt vor den Fluglöchern“. Dort sitzt er dann und lässt sich - buchstäblich - umschwärmen.
Wer den goldprämierten Honig einmal selbst kosten möchte, schaut einfach direkt bei Gisela und Harald Bihn vorbei. Anschrift: Im Bremmenkamp 12.