Hüttenheim. .

Mit dicken bunten Kugeln schmückten die Schüler der Ganztags-Waldorfschule gestern ihren Weihnachtsbaum auf dem Schulhof. Am letzten Wochenende erst waren sie umgezogen - von ihrer Übergangsbleibe (Am Neuen Angerbach/Nordhäuser Straße) ins Schulgebäude an der Heinrich-Bierwes-Straße. „Über 200 Eltern, Lehrer und Schüler haben da­bei kräftig mit angepackt“, be­richtet Tanja Riesner, Vorsitzende des Trägervereins.

Das architektonisch interessante Gebäude, in dem bis vor zehn Jahren eine Hauptschule untergebracht war und die bis 2009 von der AWO als Schulungsstätte genutzt wurde, sei ideal für Waldorfpädagogik und Ganztagsbetrieb. Denn es biete mit mehreren „Pavillons“ à drei Räumen die Möglichkeit, für jede Jahrgangsstufe (bislang Klasse 1 bis 8) ein eigenes Reich zu schaffen - mit Klassenraum, Nebenraum (für Material) und Sanitärbereich.

Genau diese Überlegung leitete den Architekten Bruno Lambart (86), als er 1954 zu einem Wettbewerb einen Entwurf für das Volksschulgebäude in Hüttenheim einreichte. „Direkt nach dem Krieg plante man kleine Schulen für kleine Einzugsgebiete. Das hier sollte aber eine große Schule werden. Ich hatte die Idee, einzelne Häuschen für die einzelnen Jahrgangsstufen zu errichten - um u.a. eine Übersichtlichkeit zu schaffen“, erinnerte er sich gestern beim Ortstermin.

Sein Entwurf kam an, er ge­wann, 1955 begann man mit dem Bau. „Die Kinder hier hatten großen Spaß an ihren eigenen kleinen Häusern“, berichtet Lambart, der insgesamt 56 Schulen gebaut hat (da­runter die erste Gesamtschule in Gelsenkirchen). Der Ra­tinger Architekt, der in seinen Büros in Düsseldorf, Stuttgart und Potsdam zeitweise über 60 Leute beschäftigte, lieferte übrigens auch die Pläne für die Ungelsheimer Grundschule.

Das große Außengelände an der Heinrich-Bierwes-Straße be­geisterte damals und begeistert auch heute die (derzeit 130) Schüler. „Sie können oft nach draußen und sich dort richtig austoben“, sagt Evelyn Stifter, Mitglied im Trägerverein. Zudem sei der Hof mit den alten Bäumen ideal für das Un­terrichtsfach „Gartenbau“.

In „sanierungsbedürftigem Zu­stand“ waren die Gebäude, als man sie vor sechs Wochen übernahm. „Wir haben sie in einem ersten Schritt Instand gesetzt, in einen nutzbaren Zu­stand gebracht“, erklärt Tanja Riesner. Auch dabei hätten viele Eltern tatkräftig mitgewirkt. Die Renovierung werde über Spenden und Elternbeiträge finanziert. Wie viel Geld letztlich nötig ist, könne man jetzt noch nicht sagen.

Im größeren Hauptgebäude sollen künftig noch „umfangreiche Erweiterungsmaßnahmen“ stattfinden. Man will u.a. eine Aula schaffen. Derzeit ist der Speisesaal der einzige Ge-meinschaftsraum. Das zweite Haupthaus soll erst später mal als Zusatzgebäude in Beschlag genommen werden (wenn es denn die Klassen 1 bis 13 gibt).

Architekt Bruno Lambart freut sich, dass die Waldorfschule sein Gebäude nutzt und gut findet: „Es ist schön, wenn Gedanken, die man früher mal entwickelt hat, noch Anerkennung finden.“ Ob die Hüttenheimer Schule mittlerweile so­gar ein Denkmal ist, prüft zurzeit die Denkmalbehörde.