Duisburg. .

Die Varroamilbe hat nahezu die Hälfte des Bienenbestandes in Duisburg getötet. Nach Jahren vermeintlicher Ruhe ist der Parasit nun so vehement wie nie zuvor zurückgekehrt, klagt der Präsident der rheinischen Imker.

In Duisburg gibt es 105 organisierte Imker, die normalerweise 800 Bienenvölker ihr Eigen nennen. Zuletzt hat aber nicht nur hier, sondern im gesamten Bundesgebiet ein Bienensterben eingesetzt. Schuld daran ist die vor drei Jahrzehnten aus Asien eingeschleppte Varroamilbe, die sich – ähnlich wie ein Blutegel beim Menschen – an den Bienen festbeißt, diese aussaugt und tötet. Nach Jahren vermeintlicher Ruhe ist sie nun so vehement wie nie zuvor zurückgekehrt. „Diese Milbe ist verantwortlich, dass wir in Duisburg fast die Hälfte unserer Völker verloren haben“, nennt Udo Schmelz erschreckende Fakten.

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Schmelz ist nicht nur seit 14 Jahren der Präsident des Imkerverbandes Rheinland, sondern hat noch länger die Funktion des Duisburger Kreisvorsitzenden inne. Für den 69-jährigen Baerler und alle anderen Bienenfreunde ist dies nicht die erste Milbenplage, die es zu überstehen gilt. „Bereits 2002/03 gab’s ein Massensterben in unseren Bienenvölkern. Damals waren rund 20 Prozent betroffen“, erzählt er. Überrascht seien alle von der Dimension des neuerlichen Schadens. „Wir sind kalt erwischt worden.“

Verband rät von Einkaufstour im Ausland ab

In ihrer Not gingen einige Imker im Ausland auf Einkaufstour. In Neuseeland, Australien und Sizilien wurde Nachschub geordert. Angeboten werden immer 1,5 kg Bienen – das entspricht laut Schmelz ungefähr zwischen 5000 und 10 000 Tieren plus einer Königin. Üblicher Marktpreis: 150 Euro.

„Wir haben nun Bedenken, dass aus diesen Ländern neue Krankheiten oder Parasiten nach Deutschland gelangen“, erklärt Schmelz sorgenvoll. Daher lautet die offizielle Empfehlung des Imkerverbandes Rheinland an alle Mitglieder, auf solche Zukäufe zu verzichten. Vielmehr gelte es, schon bald Vorkehrungen zu treffen, damit die im August schlüpfende Brut der Winterbienen nicht erneut von den Milben befallen wird.

Udo Schmelz ist Präsident des Imkerverbandes Rheinland. Fotos: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool
Udo Schmelz ist Präsident des Imkerverbandes Rheinland. Fotos: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Ameisensäure ist das wirksamste Gegenmittel

Als wirksamstes Bekämpfungsmittel hat sich Ameisensäure erwiesen. Diese wird laut Schmelz in einen Verdunster gefüllt und landet dann in den Magazinen. Sie sorgt dafür, dass sich die in der Bienenbrut festgebissenen Varroamilben lösen und durch ein Gitter zu Boden fallen. „Bei der richtigen Anwendung bleiben die Bienen völlig unbelastet“, sagt der Verbands-Präsident. Zum Einsatz kommt diese Methode ab Mitte Juli und wird im September noch einmal wiederholt. Zu diesem Zeitpunkt ist der letzte Honig natürlich längst aus den Waben geschleudert. Er wäre sonst ungenießbar.

Normalerweise würden die Bienen derzeit Akazien bestäuben. Aber deren Blüten seien wegen des langen, harten Winters fast alle erfroren. „Jetzt kommen noch Brombeere und Linde, dann war es das vorerst“, sagt Schmelz. Die populärsten Honigsorten in Duisburg seien die Sommerfrucht und der Frühlingshonig. Rund 92 Prozent ihrer Herstellung verkaufen die Imker daheim an der Haustür. Für das 500-Gramm-Glas sind rund 4 Euro fällig. Bei Sortenhonigen wie Raps- oder Akazienhonig wird es schnell zwei- bis dreimal soviel. Der „Trüffel“ unter den Honigsorten sei der Tannenhonig. „Dafür müsste ich meine Bienen aber im Schwarzwald aussetzen“, erklärt Schmelz. Zu viel Aufwand für ihn.

Übrigens: 25 000 Tonnen Honig werden bundesweit produziert, sogar 110 000 Tonnen (!) pro Jahr verzehrt. Schmelz: „Deutschland ist absoluter Honig-Weltmeister.“