Duisburg-Buchholz. . Um im Ernstfall richtig reagieren zu können, muss geübt werden. Das wissen die Verantwortlichen des Technischen Hilfswerks Duisburg. Und so hieß es jetzt für 65 Mitglieder: Auf nach Wesel. Dort hat das THW ein perfekt geeignetes Übungsgelände.
Zwei Verletzte in der dritten Etage, das Gebäude ist einsturzgefährdet, die Treppen nicht mehr begehbar. Dieses Szenario dient als typische Ausgangssituation einer Übung des THW-Höhentrupps auf dem Gelände an der Sternstraße.
Ohne Zeit zu verlieren, erklimmen die Retter des Technischen Hilfswerks das Übungsgerüst. „Vorstieg“ heißt die Technik, bei der Karabinerhaken ein Stück über Kopfhöhe angebracht werden, durch die der sichernde Kollege am Boden ein Seil führt. Oben angekommen, müssen die Unfallopfer begutachtet werden. Ronni hängt außen in einem Seil fest und muss zuerst gerettet werden, weil seine Beine sonst ein Hängetrauma durch den Gurt erleiden könnten. Daniel liegt mit gequetschtem Bein im Inneren und muss mit einer Trage nach unten befördert werden. Von nun an erfolgt die Sicherung mit Seilen von oben. Mehr als eine Tonne Gewicht müssen sie aushalten können. Nach 15 Minuten sind alle Beteiligten wieder auf dem Boden. „Beim realen Einsatz sind die Gegebenheiten natürlich nicht ganz so gut, wie an unserem Gerüst. Dann heißt es, sich schnell anzupassen“, erklärt Höhenretter Tim Ratajczak. Übungen wie diese werden von den Untergruppen zwei Mal im Monat auf dem Gelände in Buchholz durchgeführt.
Probe für nächtlichen Einsatz
Um den spezifischen Ernstfall zu proben, werden in regelmäßigen Abständen größere Übungen durchgeführt. „Für dieses Jahr stand der Einsatz nach einem Erdbeben auf dem Programm. Dass es einen aktuellen Zusammenhang geben wird, konnte bei den Planungen noch keiner ahnen“, berichtet THW-Zugführer Sven Wagner. Zusammen mit Teams der Johanniter Unfallhilfe und der Freiwilligen Feuerwehr Hamborn-Marxloh verbrachten 65 Mitglieder des THW Duisburg ein Wochenende auf dem THW-Übungsgelände in Wesel. Aus einem verwüsteten Dorf mussten mehr als 20 Menschen mit diversen Verletzungen gerettet werden. „Zuerst haben wir den Einsatz bei Nacht geprobt. Am nächsten Tag wurde dann das, was wir falsch gemacht haben, in einem zweiten Durchgang verbessert“, so Wagner. Ziel der Übung war es, die Kommunikation zwischen den einzelnen Organisationen zu verbessern. Denn im Ernstfall sind diese auf eine Zusammenarbeit angewiesen.
„Die Realität sieht natürlich nicht immer wie das Übungsszenario aus. Wichtig ist aber, dass die Rettungshelfer durch die Simulationen eine Routine erlangen, die ihnen auch in Katastrophensituationen ermöglicht, einen klaren Kopf zu bewahren“, sagt THW-Helfer Ingo Harlos. Diese Erfahrung konnte der Duisburger Ortsverein vor allem im vergangenen Sommer machen: „Natürlich hatten wir uns auf die Loveparade vorbereitet. Aber dieser 24-stündige Einsatz war im Vorfeld nicht planbar. Anschließend hat das Team die Eindrücke gemeinsam und mit psychologischer Unterstützung verarbeitet“, so Harlos.
Auch bei möglichen atomaren Katastrophen käme das Technische Hilfswerk zum Einsatz. Geschult ist die Duisburger Truppe auf Evakuierungen und Lotsenarbeit. In Dortmund befindet sich die nächste ABC-Einsatzgruppe.
Die 250 Mitglieder des Ortsvereins Duisburg sind ausnahmslos ehrenamtlich im Einsatz. Nachwuchs, vor allem auch Frauen, sind herzlich willkommen. Im Gegensatz zu einer Aufnahme in die Feuerwehr ist keine technische Vorausbildung erforderlich. Je nach Neigung und Interessen werden die Helfer eingesetzt. „Meine Frau ist Bürokauffrau. Gerade ist sie allerdings dabei, eine Mauer zu sprengen“, sagt Sven Wagner.