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Eine Gewitterfront hat NRW überzogen. In Herne wurde ein Bauarbeiter schwer verletzt und musste ins Krankenhaus geflogen werden. Wegen umgestürzter Bäume geht im Bahnverkehr zwischen Duisburg und Dortmund derzeit fast nichts mehr.

Wegen schwerer Unwetter und umgestürzter Bäume ist der Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen am Nachmittag teilweise eingestellt worden. Betroffen sind jetzt vor allem die Strecken Oberhausen-Altenessen-Gelsenkirchen und Duisburg - Mülheim. Nach Angaben eines Bahnsprechers sollte die Sperrung zwischen Duisburg und Mülheim bis voraussichtlich 19 Uhr aufgehoben werden - doch die Situation war am Abend an vielen Bahnhöfen noch chaotisch.

Am Essener Hauptbahnhof ginge lange Zeit nichts mehr. Zahlreiche Verbindungen haben mehr als eine Stunde Verspätung, einige sogar bis zu vier Stunden. Auch die Züge zwischen Wattenscheid und Bochum fuhren nicht. Betroffen war insbesondere das S-Bahn-System an Rhein und Ruhr, es fuhren nur noch einzelne Züge der Linien S1, S2, S3, S6, S8, S9, S11. Auch der Verkehr zwischen Oberhausen und Emmerich ist zum Erliegen gekommen und soll voraussichtlich erst am Dienstagmorgen wieder aufgenommen werden.

Die Pressestelle der Bahn war am Abend lange Zeit nicht zu erreichen: Die Rufnummern waren entweder nicht mehr besetzt oder aber eine automatische Ansage erklärt dem Anrufer: „Der gewünschte Gesprächspartner möchte derzeit keine Gespräche annehmen“. Am späten Abend verwies ein Bahnsprecher für aktuelle Informationen über Streckensperrungen auf die Internetseite: www.bahn.de/aktuelles. Zur voraussichtlichen Dauer der Störungen werden dort allerdings keine Angaben gemacht. Neue Informationen gebe es wohl erst am frühen Morgen wieder, hieß es weiter.

Unmut am Essener Bahnhof

Viele Reisende am Essener Bahnhof waren stinksauer. Laut DerWesten gab es dort kaum Informationen seitens der Deutschen Bahn, wie es weitergeht. Vor den Infopoints gibt es lange Warteschlangen. Auch die große Anzeigentafel gibt kaum Hinweise, wann der Bahnverkehr wieder anläuft. Gegen 21 Uhr fuhr laut DerWesten-Informationen wieder der erste ICE von Dortmund über Essen Richtung Köln.

Weitere Probleme gibt es noch im Bereich Witten, zwischen Mönchengladbach und Krefeld sowie in Dormagen. Die Strecken Köln - Düsseldorf, Köln - Aachen, Mönchengladbach - Aachen sowie der Großraum Aachen und die Bereiche Solingen und Bonn sind weitgehend wieder befahrbar.

Wie ein Sprecher der Bahn mitteilt, laufen die Aufräumarbeiten derzeit auf Hochtouren. Wann der Zugbetrieb wieder aufgenommen werden kann, sei derzeit unklar.

Rollerfahrerin suchte in Unterführung Schutz und wurde von Lastwagen erfasst

Eine 54-jährige Rollerfahrerin hat in Köln in einer Unterführung Schutz or dem Unwetter gesucht und sich dort untergestellt. Die Frau war nach Polizeiangaben von einem Lastwagen erfasst worden, als sie mit ihrem Roller am rechten Fahrbahnrand stand. Die Rollerfahrerin starb trotz notärztlicher Versorgung noch am Unfallort. Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zum Unfallhergang machen können.

Bauarbeiter in Herne unter Mauer begraben

Während des Unwetters ist in Herne-Baukau ein Bauarbeiter unter einer Mauer begraben worden. Wie die Feuerwehr mitteilte, musste der 45-jährige Bauarbeiter mit schwersten Verletzungen von einem Rettungshubschrauber in eine Bochumer Fachklinik geflogen werden. Der Mann erlitt vermutlich ein Polytrauma. Die Mauer stürzte am Mittag an der Baustelle an einem Haus in der Schloss-Strünkede-Straße ein. Kollegen befreiten den verletzten Bauarbeiter umgehend.

Fünf Verletzte in Moers-Scherpenberg

Die stürmische Gewitterfront hat auch am Niederrhein mitunter schwere Schäden angerichtet. In Moers-Scherpenberg haben Windböen das Dach eines Baumarktes an der Franz-Haniel-Straße abgerissen. Teile davon landeten auf dem benachbarten Kreisverkehr und dem Parkplatz eines Discounters und verletzten fünf Personen. Drei der Betroffenen mussten ins Krankenhaus gebracht werden, zwei konnten ambulant behandelt werden. Darüber hinaus beschädigten die durch die Luft fliegenden Dachteile 15 Autos. Die Feuerwehr Moers rückte mit 50 Einsatzkräften an, Unterstützung erhielt sie von THW und Kameraden aus Rheinberg.

Zahlreiche Unfälle im ganzen Land

Im gesamten Weseler Stadtgebiet fegten Windböen mehrere Bäume um. Das wurde einer 15-Jährigen zwischen Wesel-Feldmark und -Blumenkamp zum Verhängnis: Sie war gegen 12.45 Uhr gemeinsam mit einer Freundin auf dem Fahrrad auf der Hamminkelner Landstraße unterwegs, als der Sturm über sie hereinbrach. Das Mädchen wurde wohl von einem herabstürzenden Ast am Kopf getroffen.

Die 15-Jährige musste mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen in eine Klinik nach Duisburg geflogen werden. Ihre Freundin blieb nach Auskunft der Polizei unverletzt. In der Bonner Innenstadt stürzte ein rund 2,50 Meter hoher Holzbauzaun auf einer Länge von etwa 20 Metern um und traf sechs Passanten. Eine 62-jährige Frau erlitt schwere Verletzungen. Fünf weitere Personen, darunter auch ein Kleinkind, wurden leicht verletzt.

Vier Verletzte meldete die Aachener Polizei. Dort wurde eine Frau von Ästen getroffen, als ein Baum umstürzte. Ein Mann wurde von einer umherfliegenden Werbetafel getroffen. In Langerwehe (Kreis Düren) wurde ein 36 Jahre alter Dachdecker beim Aufstellen einer Fertiggarage im Ortsteil Jüngersdorf vom Wind erfasst und stürzte vom Dach. Dabei zog er sich nach Angaben der Dürener Polizei mehrere Knochenbrüche zu und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. In Krefeld gefährdete eine abgerissene Stromleitung die Verkehrsteilnehmer.

Brand nach Blitzeinschlag

Ein Blitz schlug in Kalkar (Kreis Kleve) in das Dach eines Mehrfamilienhauses ein. Die Dachgeschosswohnungen brannten aus, der komplette Dachstuhl wurde zerstört. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden an dem derzeit nicht bewohnbaren Neun-Parteien-Haus liegt nach ersten Schätzungen im sechsstelligen Euro-Bereich.

In Duisburg traf ein umstürzender Baum einen mit Schulkindern besetzten Bus. Die Schüler konnten nach Eintreffen der Polizei den Bus unverletzt verlassen.

Boot kenterte auf dem Baldeneysee

Das Unwetter hat auch die Essener Feuerwehr in Atem gehalten: 170 Mal mussten die Einsatzkräfte ausrücken, vor allem, um umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen. Zudem kenterte eine Person mit einem Boot auf dem Baldeneysee, konnte sich aber selbst retten, sagte Feuerwehrsprecher Mike Filzen. In Steele stürzte ein Baum auf ein Taxi, der Fahrer wurde leicht verletzt und wurde ins Krankenhaus gebracht.

In Huttrop hob eine mächtige Böe das Flachdach eines Hochhaus-Treppenhauses an und ließ es aus etwa 30 Metern Höhe zu Boden krachen. Die etwa 40 Quadratmeter große Dachfläche blieb vor der Hauseingangstür liegen.

Orkanböen mit über 120 Kilometern in der Stunde

Orkanböen mit über 120 Stundenkilometern wurden nach Angaben der DWD-Meteorologin Cornelia Urban in Geilenkirchen gemessen. Auch über Aachen fegte das Unwetter mit Windgeschwindigkeiten zwischen 100 und 120 Stundenkilometern hinweg.
(DerWesten, ddp)

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