Duisburg-Großenbaum.

Duisburgs OB Sauerland weihte den umgebauten Bahnhofsplatz in Großenbaum ungestört ein. Statt Buhrufen gab es sachliche Diskussionen. Die Angst vor erneuten Attacken wie unlängst in Rheinhausen scheint verflogen.

Größer hätten die Gegensätze nicht sein können, am Donnerstag bei der offiziellen Übergabe des umgebauten Bahn­hofsvorplatzes im Vergleich zur Woche davor, bei der Übergabe des Bissingheimer Dorfplatzes.

Vor einer Woche hatte es großen Medienandrang in Bis­singheim gegeben. Alle erwarteten die nächste Attacke ge­gen OB Adolf Sauerland. Der Platz selbst spielte eine Nebenrolle. Aber die Attacke blieb aus, von verbalen Beschimpfungen abgesehen.

Gestern dagegen fehlten die Fernsehkameras. Gespannte Neugierde auch hier. Aber frostiger als in Bissingheim waren nur die Temperaturen. Dicht drängten sich die Menschen auf der Fläche, die nicht vom Wochenmarkt eingenommen wurde. Junge Damen reich­ten kleine Berliner Ballen. Aber selbst zu einer Alternativveranstaltung von SPD, Grünen und Linken, wie in Bissingheim, war es nicht ge­kommen. Auch der einflussreiche SPD-Ortsverein mischte sich unter das Publikum, Vorsitzender Jürgen te Paß nahm sogar neben dem OB Aufstellung.

Unstimmigkeiten mit dem Bürgerverein

Und der rief die lange Vorgeschichte der Platzneugestaltung in Erinnerung. Seit Jahrzehnten hatte sich vor allem der Bürgerverein dafür stark gemacht. Es gab etliche Planvarianten. Sauerland erwähnte vor allem den Namen von Günter Both, früher Vize-Vorsitzender des Bürgervereins. „Wir konnten natürlich nicht alle Ideen umsetzen“, sagte der OB. Damit wird er das Konzept „Shared Spaces“ als Alternative zum Kreisverkehr gemeint haben, für das Both zuletzt vergeblich gestritten hatte. Dafür hatte er sich sogar mit dem Bürgerverein überworfen. Er fehlte denn auch.

„Nehmt ihn an“, mahnte im Anschluss Hermann Diether Kunze, der stellvertretende Be­zirksbürgermeister, die Bürger. Im Gespräch zeigte sich Kunze aber zuversichtlich, dass der Platz schon ab Frühjahr bei Vereinen und Gastronomen begehrt sein wird.

Erstmals erblickte man Ar­no Müller (CDU), den Alt-Bezirksbürgermeister aus Wanheim, wieder in der Öffentlichkeit. Und der wunderte sich prompt, dass sein Nachfolger Dietmar Eliaß (SPD) wie schon in Bissingheim fehlte. „Ich habe mich immer als Bezirksbürgermeister aller Bür­ger verstanden“, stichelte er.

Kinder lassen Luftballons steigen

In Bissingheim waren die benachbarten Grundschüler wegen befürchteter Zwischenfälle noch zurückgehalten worden. Jetzt führte Bärbel Koberg vom evangelischen Kin­dergarten Lauenburger Al­lee ihre Schützlinge durch die Menge. Der Verkehr auf einer Fahrspur wurde kurz angehalten. So konnten die Kinder blaue Luftballons gen Himmel aufsteigen lassen.

Derweil fand OB Sauerland Zeit für das Gespräch mit den Bürgern. Die zeigten sich freilich nicht alle vom Umbau be­geistert. Den Hippenbrunnen hätte man schon gerne mehr in der Mitte des Platzes gesehen, meinte Ute Grun, frühere CDU-Bezirksvertreterin. Und Geschäftsmann Bernd Pip­lack hält den Verlust an Parkplätzen südlich vom Bahnhof für katastrophal.

Ketchup-Angriff auf OB

Während seiner Ansprache zur Einweihung des umgebauten Marktplatzes in Rheinhausen wurde Duisburgs OB Adolf Sauerland am 10.11.10 von einem Demonstranten wegen seines Verhaltens nach dem Loveparade-Unglück mit Ketchup bespritzt. Fotos: Lars Fröhlich/Waz Foto Pool
Während seiner Ansprache zur Einweihung des umgebauten Marktplatzes in Rheinhausen wurde Duisburgs OB Adolf Sauerland am 10.11.10 von einem Demonstranten wegen seines Verhaltens nach dem Loveparade-Unglück mit Ketchup bespritzt. Fotos: Lars Fröhlich/Waz Foto Pool © WAZ FotoPool
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Eine kleine Gruppe Demonstranten forderte den Rücktritt von Sauerland nach der Loveparade-Katastrophe.
Eine kleine Gruppe Demonstranten forderte den Rücktritt von Sauerland nach der Loveparade-Katastrophe. © WAZ FotoPool
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