Duisburg. Seit einem Jahr kann im Hotel Sittardsberg kein Zimmer gemietet werden. Für 66 Ukrainer ist es derzeit das Zuhause. Was die Stadt dafür zahlt.

Thomas Schenkel, Inhaber des Hotels Sittardsberg, bittet auf der Internetseite seines Unternehmens um Verständnis, dass Zimmerbuchungen derzeit nicht möglich sind. Der Grund: Seit einem Jahr wohnen in dem Buchholzer Hotel Geflüchtete aus der Ukraine. Der eigentliche Hotelbetrieb ist seitdem eingestellt.

Laut Auskunft der Stadt sind in den Hotelzimmern 66 geflüchtete Menschen untergebracht. Darunter befinden sich auch 14 Jugendliche unter 18 Jahren. „Das läuft ganz geräuschlos ab, zum Teil arbeiten unsere Gäste tagsüber, die Kinder und Jugendlichen besuchen Schulen in der Umgebung.“ Er ergänzt: „Hier gibt es keinen Stress, wir kommen gut miteinander klar.“

Sprachunterricht im Duisburger Hotel: 66 Flüchtlinge leben in Buchholz

Betreut werden die Geflüchteten durch das Diakonische Werk, jeden Freitag – und bei Bedarf – sind Mitarbeiter des Wohlfahrtverbandes vor Ort und geben Hilfestellung. In diesem Rahmen findet auch Sprachunterricht statt, der von den Betroffenen gerne angenommen wird und durchaus Erfolge zeigt. Und sollte es doch mal mit der Kommunikation schwierig werden, helfen Hotelmitarbeiter gerne als Übersetzer aus. Der Hotelier: „Unser Personal ist, wie oft in der Gastronomie, international aufgestellt. Wir haben zwei Mitarbeiter aus dem Baltikum, die russisch sprechen. So können wir uns mit den Ukrainern gut verständigen.“

Thomas Schenkel betreibt am Freitag 29.09.2023 das Hotel Sittardsberg in Duisburg. Ukrainer leben im Hotel am Sittardsberg und die Stadt finanziert die Zimmer. Foto: Gerd Wallhorn / FUNKE Foto Services
Thomas Schenkel betreibt am Freitag 29.09.2023 das Hotel Sittardsberg in Duisburg. Ukrainer leben im Hotel am Sittardsberg und die Stadt finanziert die Zimmer. Foto: Gerd Wallhorn / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Mit der Aufnahme von Geflüchteten führt Thomas Schenkel eine Familientradition fort: „Schon mein Großvater hat nach dem Krieg Hotelzimmer für Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten zur Verfügung gestellt.“ Die Zusammenarbeit mit der Stadt begann mit der Corona-Krise: „Da haben wir das Hotel als Quarantäne-Station umfunktioniert.“

Seit September 2022 wird das Hotel als Flüchtlingsunterkunft genutzt

Der Vertrag mit der Stadt lief noch, als der Ukrainekrieg begann und die Flüchtlingszahlen aus der vom russischen Überfall gebeutelten Region stark zunahmen. Die gute Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden führte dazu, dass ab September 2022 das Hotel als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde. Der Rat der Stadt beschloss kürzlich, diesen Vertrag ab dem 1. Oktober 2023 unbefristet zu verlängern.

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Thomas Schenkel und sein Team sind auch auf eine Zunahme von Geflüchteten aus der Ukraine vorbereitet: „Jetzt kommt der Winter, wer weiß, wie sich das Kriegsgeschehen entwickelt.“ Derzeit ist gut die Hälfte der Hotelzimmer belegt, für die Aufnahme weiterer Geflüchteter ist „noch Luft nach oben“. Die unbefristete Laufzeit des neuen Vertrages relativiert Schenkel: „Das ist für uns im Zweifel eben nicht eine unbefristete Laufzeit. Der Vertrag kann immerhin von der Stadt jeweils sechs Wochen zum Monatsende gekündigt werden.“

Schenkel würde sich eine längere garantierte Laufzeit wünschen, um eine größere Planungssicherheit zu haben. Den eigentlichen Hotelbetrieb hat er derzeit eingestellt: „Wir haben früher stark von Messegästen gelebt, damit war es mit Beginn der Corona-Pandemie vorbei.“ Die Zusammenarbeit mit der Stadt in Sachen Flüchtlingsunterbringung hat für den Hotelinhaber einen wichtigen Aspekt: „So kommen wir mit dem Hotel über die Krisen, können unseren Mitarbeiterstamm halten.“

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Laut Angaben der Stadt erhält er einen Festbetrag (38,25 Euro pro Tag und Person) für die Unterbringung und 15,47 Euro täglich für die Verpflegung (morgens und abends). Laut Thomas Schenkel ist das nicht vergleichbar mit den Einnahmen aus dem aktuell ruhenden Hotelbetrieb. Dennoch sieht er den Deal mit der Stadt als „Win-Win“-Situation. Er kann so das Hotel weiterfinanzieren und die Stadt hat eine Möglichkeit mehr, geflüchtete Menschen unterzubringen. Eines ist dem Hotelmanager noch wichtig: „Unser Restaurant ,Schenkels am Sittardsberg’ läuft natürlich weiter. Gäste sind dort nach wie vor herzlich willkommen.

>>FLÜCHTLINGE IN DUISBURG

  • 2086 aus der Ukraine geflüchtete Menschen sind in Duisburg ordnungsbehördlich untergebracht, davon 1683 Personen in Wohnungen und 403 Personen in Hotels.
  • Durch das Amt für Soziales und Wohnen werden derzeit rund 4500 Flüchtlinge in Duisburg untergebracht.