Duisburg-Süd. Mit Auto oder Fahrrad zum Bahnhof und von dort mit dem Zug zur Arbeit: Der ACE hat Park&Ride-Parkplätze in Duisburg getestet. Das Ergebnis.

Kann Deutschland Park & Ride? Für Duisburg fällt die Antwort ernüchternd aus. Zwei P+R-Parkplätze hat der ACE getestet. Das Ergebnis: Einer ist durchgefallen. Der Andere besteht den Check zwar, aber beide Bahnhöfe weisen erhebliche Mängel auf.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Das 49-Euro-Ticket soll mehr Menschen zum Umsteigen vom Auto in den Zug bewegen. Wer allerdings nicht in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof wohnt, muss dort erstmal hinkommen. Park and Ride sei eine „große Möglichkeit, die Verkehrswende voranzutreiben“, sagt Tolga Kaya, beim Auto Club Europa Regionalbeauftragter für Nordrhein-Westfalen. Wenn Bahnpendler Auto oder Fahrrad sicher und zuverlässig abstellen können.

ACE testet Park & Ride in Duisburg: Der Bahnhof Buchholz fällt durch

Damit allerdings wird’s im Duisburger Süden gar nicht so einfach. Am Bahnhof Buchholz und am Bahnhof Großenbaum haben die Tester jeweils die Parkplätze fürs Park & Ride überprüft. Das Ergebnis in Buchholz: durchgefallen.

„Der Parkplatz ist überlastet“, konstatiert Kaya, beim Testbesuch sind alle Stellplätze belegt. Behindertenparkplätze gibt es gar keine, der SPD-Ratsherr Dieter Lieske schlägt spontan vor, „zwei, drei Stellplätze umzuwandeln.“ Zurzeit ist der Parkplatz darüber hinaus nicht barrierefrei: Der Aufzug fährt nicht. Das soll sich in der Woche ab dem 17. Juli ändern, dann soll der Aufzug repariert sein. Für den Buchholzer Bahnhof wäre der zusätzliche Punkt auf der Check-Liste des ACE der Unterschied zwischen bestanden und durchgefallen.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Auch bei den Fahrrädern gibt es Verbesserungsbedarf. Zwar gibt es eine überdachte Abstellanlage, diese sei aber versteckt und nicht beleuchtet, monieren die Tester. „Man könnte den Parkplatz für Fahrradfahrer attraktiver gestalten“, formuliert es Tolga Kaya. Deutlicher wird Dieter Lieske: „Der Fahrradabstellplatz ist ein Angstraum.“ Die Anregungen des ACE: Eine Beleuchtung müsste her, ebenso eine Werkstattsäule für kleine Fahrradreparaturen.

ACE testet Park & Ride in Duisburg: Bahnhof Großenbaum besteht – aber mit Mängeln

Besser stellt sich die Situation am Bahnhof Großenbaum dar. Ab acht Punkten besteht ein „Park & Ride“-Parkplatz, für Großenbaum gibt’s 10,25 von 13 möglichen Punkten. Dabei ist der Parkplatz zwar mit Park & Ride beschildert, doch strenggenommen ist der vordere neben dem Gleis drei gar keiner: Hier müssen Pkw-Fahrer eine Parkscheibe ins Auto legen, erlaubte Stehzeit 1,5 Stunden – fürs Pendeln zur Arbeit ungeeignet.

Der Parkplatz am Bahnhof Großenbaum ist voll – und Parken ist hier nur mit Parkscheibe erlaubt. Für Park & Ride ist dieser Parkplatz damit ungeeignet.
Der Parkplatz am Bahnhof Großenbaum ist voll – und Parken ist hier nur mit Parkscheibe erlaubt. Für Park & Ride ist dieser Parkplatz damit ungeeignet. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Hinten gibt’s dafür zwölf parkscheibenfreie Stellplätze, dazu zwei für Behinderte. Genau wie in Buchholz ist auch dieser Parkplatz voll belegt. Immerhin: Der Aufzug funktioniert, Barrierefreiheit ist gegeben.

Park & Ride in Duisburg: Autofahrer parken kostenlos, Fahrradfahrer müssen zahlen

Auch für Fahrradfahrer sieht es hier besser aus. Es gibt abschließbare Fahrradboxen, die offensichtlich nachgefragt sind: Ein augenscheinlich teures Fahrrad steht daneben, zum Zeitpunkt des Tests sind bis auf eine alle Boxen belegt. Während Autofahrer den Parkplatz kostenlos nutzen können, fällt fürs Fahrradparken in den Boxen von Dein Radschloss eine Gebühr an, 90 Euro sind es beim Jahresabo, der günstigsten Variante. In anderen Städten, zum Beispiel in Iserlohn, hat die Stadtverwaltung inzwischen Fahrradboxen aufgestellt, die bei Nachweis eines Bahnabos kostenfrei sind.

Auf der Rückseite des Bahnhofs Großenbaum gibt es Fahrradboxen. Bis auf eine sind am Testtag alle belegt. Und: Sie kosten Geld – Autos parken hier kostenlos.
Auf der Rückseite des Bahnhofs Großenbaum gibt es Fahrradboxen. Bis auf eine sind am Testtag alle belegt. Und: Sie kosten Geld – Autos parken hier kostenlos. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

ACE-Mann Kaya hat einen anderen Verbesserungsvorschlag, der für Großenbaum und Buchholz gilt: „Was fehlt, ist eine Reparaturstation“ für kleinere Probleme am Fahrrad, „so dass man auch wieder nach Hause kommt.“ Falls mal gar nichts mehr geht: Am Großenbaumer Bahnhof gibt es auch eine Leihradstation.

Für die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp (SPD), auf deren Anfrage der ACE die „Park & Ride“-Parkplätze im Bezirk Süd getestet hat – ihr Wahlkreis ist hier – , kommt Pendeln mit der Bahn zwar, wie sie zugibt, aufgrund von Abendterminen nach der Landtagsarbeit nur „selten“ infrage. Grundsätzlich sei man aber „im Süden mit U 79 und S 1 vergleichsweise gut aufgestellt.“ Es müssen sich nur noch mehr Arbeitnehmer fürs Pendeln mit dem Zug statt mit dem eigenen Auto entscheiden. Dieter Lieske ist überzeugt: „Wenn die Verkehrswende nicht in die Köpfe der Leute kommt, dann haben wir ein großes Problem.“

Der ACE (rechts Kreisvorsitzender Jörg Starke) hat Park&Ride-Parkplätze im Duisburger Süden auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Sarah Philipp (SPD, 2. von rechts) getestet. Links: Duisburgs SPD-Ratsherren Dieter Lieske und Uwe Ernst.
Der ACE (rechts Kreisvorsitzender Jörg Starke) hat Park&Ride-Parkplätze im Duisburger Süden auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Sarah Philipp (SPD, 2. von rechts) getestet. Links: Duisburgs SPD-Ratsherren Dieter Lieske und Uwe Ernst. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer