Duisburg. Obwohl ein Duisburger sein gehacktes Konto bei der Sparkasse sperren ließ, buchten Betrüger mehr Geld ab. Warum die Sparkasse nicht haften will.

Andreas Paasen ist geschockt, als er sein Konto bei der Sparkasse Duisburg kontrolliert: Beim jüngsten Log-in hatte er noch ein Guthaben von über 32.984,70 Euro, jetzt ist sein Kontostand bei 1410,30 Euro – Minus. „34.395 Euro wurden ausgegeben“, sagt er. Und zwar nicht von ihm. Geld, das ihm die Sparkasse nicht zurückerstatten will – obwohl Andreas Paasen sofort einige Schritte unternimmt.

Es ist ein Sonntag, als dem Ungelsheimer klar wird: Sein Konto wurde gehackt, Betrüger stehlen sein Geld. Für fünf Abbuchungen in den vergangenen knapp zwei Wochen ist er nicht selbst verantwortlich. Meistens sind es um die 5000 Euro, die die Betrüger in seinem Namen zahlen, oft bei Mediamarkt oder Saturn, „quer durch Deutschland“. 24.609 Euro sind zu diesem Zeitpunkt schon weg. Doch es kommt noch schlimmer.

Duisburger sperrt sein Konto bei der Sparkasse – doch die Betrüger buchen weiter ab

Für den nächsten Tag sind bereits drei Abbuchungen vorgemerkt, sieht Paasen mit Schrecken auf seinem Kontoauszug. Er reagiert nach eigenen Angaben sofort: Noch am Sonntag sperrt seine Tochter im Auftrag des 56-Jährigen sein Konto, „am Montag war ich der erste Kunde in der Sparkasse“, anschließend geht er zur Polizei. Und dennoch: Drei Abbuchungen am Montag später ist Andreas Paasen weitere 9786 Euro los. „Obwohl ich das Konto gesperrt hatte!“

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Auf dem Kontoauszug von Andreas Paasen sind die illegalen Abbuchungen nachzuvollziehen.
Auf dem Kontoauszug von Andreas Paasen sind die illegalen Abbuchungen nachzuvollziehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Doch in der Filiale in Huckingen der Sparkasse Duisburg, erzählt der Kunde, habe man ihm gesagt, das Geld könne er abschreiben. „Die haben sofort die Rechtsabteilung angerufen“, erzählt er. Der Vorwurf: grobe Fahrlässigkeit.

Banken haften für Geld auf dem Konto – außer bei grober Fahrlässigkeit

Andreas Paasen ist sich keiner Schuld bewusst, er will sein Geld zurück. Das Einzige, was ihm beim Grübeln einfällt: Ein Anruf der Sparkasse, den er nicht angenommen habe; als er zurückrief, sei niemand drangegangen. Am nächsten Tag habe er jemanden erreicht: „Da sollte ich meine neuen AGB akzeptieren. Das habe ich getan – aber nicht während des Telefonats.“ Und: Der besagte Anruf ereignete sich knapp zwei Monate vor der ersten illegalen Abbuchung.

Banken haften für die Guthaben ihrer Kunden, das bestätigt auch – allgemein; zum konkreten Fall darf sich die Sparkasse Duisburg nicht äußern – Sparkassen-Sprecher Johannes Hümbs: „Grundsätzlich haftet die Sparkasse für nicht-autorisierte Buchungen. Nur wenn der Kunde selbst vorsätzlich oder grob fahrlässig den Schaden herbeigeführt hat, haftet der Kunde für den entstandenen Schaden selbst.“

Beispiele für eine solche grobe Fahrlässigkeiten seien zum Beispiel „Weitergabe des Freischaltungslinks, Weitergabe der PIN oder einer TAN, Freischaltung einer Karte in der Push-TAN-App entgegen der angezeigten Warnhinweise“, führt Hümbs aus.

Anwalt genommen: Kunde der Sparkasse Duisburg will sein Geld zurück

Paasen sieht bei sich keine grobe Fahrlässigkeit, er hat sich einen Anwalt genommen. Zwar gibt er zu, „zehn bis zwölf Tage“ sein Konto nicht kontrolliert zu haben. Aber: „Eine besondere Pflicht besteht im Online-Banking nicht“, sagt Sparkassen-Sprecher Hümbs.

Der Fall des Ungelsheimers ist der Polizei Duisburg bekannt: „Wir haben eine Anzeige vorliegen“, bestätigt Polizei-Sprecher Jonas Tepe. „Wir ermitteln wegen Betruges mittels rechtswidrig erlangter sonstiger unbarer Zahlungsmittel“ – anders ausgedrückt: Das Konto des Duisburgers wurde gehackt, „die Betrüger haben eine Karte von mir auf dem Handy gehabt, sagt die Kripo“, konkretisiert Andreas Paasen.

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Die Polizei habe ihm auch gesagt, es sei „fast aussichtslos, das Geld über die Täter zurückzubekommen“. Jonas Tepe rät zur Klärung mit der Bank: „Es gibt solche und solche Fälle, das kommt auf den Einzelfall an.“

Die Sparkasse Duisburg aber sieht sich nicht in der Haftung für die 34.395 Euro, um die ihr Kunde Andreas Paasen betrogen wurde. Der ist nach wie vor fassungslos. „Ich laufe morgens um 6 Uhr durch Ungelsheim, weil ich nicht schlafen kann“, sagt er. „Das war Geld, das ich lange gespart hatte.“

>> DAS KONTO SICHER HALTEN: TIPPS VON POLIZEI UND SPARKASSE

  • Die Polizei rät: Die PIN fürs Konto auf keinen Fall im Portemonnaie aufbewahren, nicht auf E-Mails und SMS vorgeblicher Banken reagieren und möglichst jeden Tag das Konto auf die erfolgten Abbuchungen überprüfen – je mehr Online-Einkäufe der Besitzer tätigt, desto häufiger.
  • Im Zweifel sollen Kunden ihr Konto sperren lassen: Sowohl bei der 116 116 als auch per Anzeige bei der Polizei, damit das Konto für Unterschrift und Lastschrift gesperrt ist.
  • Die Tipps der Sparkasse Duisburg: Passworte regelmäßig ändern, keine vertraulichen Daten weitergeben, niemals die eigenen Zugangsdaten fürs Online-Banking oder TANs teilen.