Duisburg. Häuser und Wohnungen sollten an St. Stephanus in Duisburg-Ungelsheim entstehen. Dann bekam die Kirche Denkmalschutz. Was der Investor nun plant.

Spätestens bis zum Jahr 2025 soll die Kirche St. Stephanus in Duisburg-Ungelsheim geschlossen werden, so sieht es der Sparplan der Kirche für den Duisburger Süden vor. Geplant waren dort eigentlich Häuser und Wohnungen, dann wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Das bedeutet Änderungen für die weitere Nutzung des Grundstücks und der Kirche selbst.

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„In Ungelsheim sah das Votum vor, das Gemeindeheim zu erhalten und nur die Kirche zu verkaufen“, fasst Uwe Becker, der den Pfarreientwicklungsprozess (PEP) mit betreut, für das Magazin der Pfarrei St. Judas Thaddäus die Ausgangslage zusammen. Doch dann wurde St. Stephanus unter Denkmalschutz gestellt. „Dieses Grundstück allein lässt sich daher nicht mehr vermarkten.“

Investor plant betreutes Wohnen rund um die Kirche St. Stephanus in Duisburg

Ein Aus für die Pläne auf dem Gelände bedeutet das aber nicht, nur eine Änderung. Die Gemeinde habe einen Investor gefunden, schreibt Becker weiter. Dessen Plan: Er wolle „das gesamte Grundstück inklusive Gemeindeheim und Kita kaufen und dort Wohnungen oder Gebäude für betreutes Wohnen“ errichten, außerdem sei Kurzzeit- und Tagespflege geplant. Die Kirche wolle der Investor in dieses Konzept mit einbeziehen.

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Wer der Investor ist, verrät Becker auf Anfrage nicht, es sei noch nichts spruchreif. Immerhin so viel: Der Investor sei noch auf der Suche nach einem Ankermieter, der die Betreuung des betreuten Wohnens übernehmen kann, gedacht sei an eine soziale Einrichtung wie die Awo oder Ähnliches. Auch die Kirche selber sei „für eine soziale Nutzung vorgesehen“, denkbar sei alles von einer Caféteria bis hin zu Räumen zur gemeinsamen Nutzung als Ersatz für das Gemeindeheim.

Betreutes Wohnen an St. Stephanus: Pläne erinnern an Vorhaben für Maria Himmelfahrt

Das erinnert an die Pläne für die seit Jahren entweihte Kirche Maria Himmelfahrt in Hüttenheim: Auch dort ist eine Tagespflege geplant, die Kirche soll dazu entsprechend umgebaut werden, der Altar erhalten bleiben. Allerdings: Der Verkauf der Kirche war schon für den Sommer 2021 geplant, ebenso der Bauantrag. Seitdem gibt es keinen Fortschritt zu vermelden, die Pläne bestehen aber weiter. „Ich bin mir sehr sicher, dass das klappen wird“, sagt Becker. Immerhin sei der Investor – nicht derselbe wie im Falle St. Stephanus übrigens – schon seit Jahren dabei.

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    Offen ist der Zeitplan auch für die Umsetzung der Pläne um St. Stephanus. Der aktuelle Stand bedeutet auch die Schließung des jetzigen Gemeindeheims, neue Versammlungsräume sind noch nicht gefunden. Die Kita soll laut Uwe Becker „in jedem Fall bis zum Sommer 2025“ weiter geöffnet haben. So könnten alle aktuellen Kitakinder sowie diejenigen, die sie ab dem Sommer 2021 besuchen, „die Kita besuchen, bis sie regulär in die Schule wechseln.“ Erst danach solle die Kita schließen.

    Hoffnung für St. Dionysius: Vielleicht gibt es Geld vom Bistum für den Erhalt der Kirche

    Hoffnung gibt es offenbar unterdessen für die Kirche St. Dionysius in Mündelheim. Seit dem Jahr 2020 wird in das Gebäude nicht mehr investiert – das ist allerdings 800 Jahre alt. Doch laut Pfarreientwicklungsprozess (PEP), wie die Kirche ihren Sparplan nennt, gibt es im Falle der jahrhundertealten St. Dionysius Geld nur noch für Verkehrssicherungspflicht in Instandhaltung „in geringem Umfang“.

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    Das reicht nicht, aber mehr „kann von der Pfarrei nicht mehr alleine finanziert werden“, heißt es im Pfarreimagazin weiter. Der Hoffnungsschimmer: „Das Bistum prüft, inwieweit es sich finanziell am Unterhalt dieser kulturhistorisch bedeutenden Kirche beteiligen kann.“ Das Gemeindeheim will der Förderverein St. Dionysius übernehmen.

    >> KATHOLISCHE KIRCHE IN DUISBURG VERLIERT GEBÄUDE UND MENSCHEN

    • Die Änderungen durch den Pfarreientwicklungsprozess kosten die Kirche im Duisburger Süden nicht nur Kirchen, sondern auch Menschen: Viele Ehrenamtliche, die seit Jahren in der Gemeinde engagiert waren, hätten „in den vergangenen Monaten ihre Arbeit eingestellt, da sie sich in den neuen Strukturen und Denkweisen nicht wiederfinden“, heißt es im Magazin der Pfarrei St. Judas Thaddäus.
    • Die katholische Kirche in Deutschland und auch in Duisburg verzeichnet eine Rekordzahl an Austritten, auch in Folge des Missbrauchsskandals. Stadtdechant Roland Winkelmann sagte dazu vor wenigen Tagen: „Manchmal werde ich schon müde, weil ich mich frage, wie es weitergehen soll. Wie sieht es in fünf Jahren aus? Wer ist dann überhaupt noch dabei?“