Duisburg. Duisburg und Bürger streiten um 26 Bäume an der Wedauer Straße. Der Rat hat außerplanmäßig noch nicht entschieden. Diese Forderungen gibt es nun.

Mehr als 2700 Menschen wollen die 26 Platanen an der Wedauer Straße erhalten, die Duisburgs Verwaltung im Rahmen der anstehenden Straßensanierung fällen will. So viele Unterschriften haben die Grünen nach eigenen Angaben am Montag der Stadtspitze übergeben. Zur Abstimmung kamen die Pläne nicht mehr, die Ratssitzung musste abgebrochen werden. Am kommenden Montag, 20. Juni, soll sie nachgeholt werden – mit einem Änderungsantrag der Grünen.

Duisburgs Grüne fordern: Wedauer Straße sanieren – Bäume erhalten

„Die Sanierung der Wedauer Straße sowie des Fahrradweges sind notwendig“, das sehen zwar auch die Grünen so. Allerdings nicht auf Kosten der Bäume, weshalb sie von Duisburgs Verwaltung eine Alternativplanung fordern, die „den Erhalt der 26 Platanen in den Vordergrund stellt“. Zudem sollen „schonende Bauverfahren“ zum Einsatz kommen, um die Wurzeln der Bäume möglichst wenig zu beschädigen. „Die Klimakrise ist real, und es kann keine Option sein, einen derart alten Baumbestand für die Sanierung einer Straße zu opfern“, schreiben die Grünen in ihrem Änderungsantrag.

Auch der BUND Duisburg schließt sich diesen Forderungen an. Am 10. Juni, als eine Menschenkette von bis zu 250 Teilnehmern sich symbolisch schützend vor die Bäume stellte, hat der BUND den Umfang der Stämme gemessen. Das Ergebnis: Bis zu 4,02 Meter Stammumfang würden die Sägen im Auftrag der Stadt abholzen. Fast alle Bäume haben nach BUND-Angaben einen Umfang von mehr als 2,50 Metern, nur einer liege mit 1,29 Metern deutlich unter zwei Metern.

BUND rechnet vor: „181 Bäume hätten gepflanzt werden müssen“

Der BUND hat die Stammumfänge der Platanen an der Wedauer Straße gemessen. Der dickste Baum misst mehr als vier Meter.
Der BUND hat die Stammumfänge der Platanen an der Wedauer Straße gemessen. Der dickste Baum misst mehr als vier Meter. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Der BUND erinnert in diesem Zusammenhang an die in Duisburg von SPD und CDU abgeschaffte Baumschutzsatzung, die durch eine – ebenfalls abgeschaffte – Selbstverpflichtung der Stadt ergänzt wurde, bei gefällten Straßenbäumen Ersatz zu pflanzen. Pro angefangenen 40 Zentimetern Stammumfang war demnach ein neuer Baum zu pflanzen. Für die Wedauer Straße bedeutet das nach Rechnung des BUND: „Vor der Abschaffung der Baumschutzsatzung hätten noch 181 Bäume gepflanzt werden müssen. Dazu stehen die zur Pflanzung geplanten 30 Jungbäume in keinem Verhältnis!“

Die Stadt argumentiert bei ihren Plänen zur Sanierung der Wedauer Straße, es gebe keine Alternative zur Fällung der 26 Platanen: Zum einen aus Platzmangel, zum anderen, weil sonst wieder, wie auch jetzt sichtbar, die Wurzeln der Bäume Schäden am Fahrradweg verursachen würden. Allerdings findet sich zumindest für letzteren Punkt in ihrem Straßenbaumkonzept eine Lösung: die Entnahme des entsprechenden Belags und stattdessen den Einbau von Material mit wasserdurchlässiger Oberfläche. Das sei kostengünstig und Wurzeleingriffe minimal.

Widerspricht der Denkmalschutz der Fällung von 26 Platanen in Wedau?

Duisburgs Verwaltung bezeichnet die Platanenreihe außerdem als „markantes Merkmal des Abschnitts“. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Gartenstadt Wedau denkmalgeschützt ist – die Denkmalfibel Wedau listet das „Erschließungs- und Straßengrün und die planmäßig angelegten Baumbepflanzungen“ unter dem Punkt „besonders zu schützende Merkmale der Gartenstadt Wedau“ auf. Auch dieser Punkt, fordern die Grünen, müsse bei der Straßensanierung berücksichtigt werden.

Der offene Brief des BUND, unterschrieben von der Duisburger Vorsitzenden Kerstin Ciesla, schließt mit den Worten: „Es ist keine Schande, dazu zu lernen und die Meinung zu ändern. Es ist aber eine Schande, den Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu ignorieren, nur weil eine Fällung günstiger ist als eine alternative Vorgehensweise.“

Aktuelle Fragen der Redaktion zum Thema wollte die Stadt mit Verweis auf die anstehende Entscheidung im Rat nicht beantworten.

>> PLATANEN AN DER WEDAUER STRASSE: GRÜNE FORDERN KLIMARELEVANZPRÜFUNG

  • Bestandteil des Änderungsantrags der Grünen ist außerdem die Forderung, eine Klimarelevanzprüfung für die bisherigen Pläne sowie für die Alternative mit zu erhaltenden Bäumen durchzuführen.
  • Bei einer Klimarelevanzprüfung wird abgeschätzt, wie sich das Vorhaben auf das Klima auswirkt: Im Falle von mehr CO2-Ausstoß wird es als negativ, im Falle von weniger CO2-Ausstoß als positiv eingestuft.
  • Eine solche Klimarelevanzprüfung hat der Rat der Stadt Duisburg im September 2021 auf Antrag der Grünen beschlossen für jede Änderung, die erkennbare Auswirkungen – direkt oder indirekt – auf das Klima haben wird. Seitdem wurde jedoch nicht eine Klimarelevanzprüfung durchgeführt.