Duisburg-Huckingen. Am Mannesmann-Gymnasium in Duisburg unterrichten Lehrer in Freistunden Flüchtlingskinder aus der Ukraine. Offiziell dürfen sie das noch nicht.
Seit vier Wochen leben in den Sporthallen des Schulzentrums Duisburg-Süd in Huckingen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Unter den zwischenzeitlich knapp 300 Menschen sind auch 95 Kinder im schulpflichtigen Alter – von der Primar- bis hin zur Oberstufe. Um den Kindern Struktur zu geben und vor allem die deutsche Sprache näher zu bringen, hat sich schnell ein Team aus 15 Lehrern zusammen gefunden, die ehrenamtlich in ihren Freistunden unterrichten.
Umfassendes Unterrichtsprogramm für Flüchtlingskinder schnell auf die Beine gestellt
„Uns ist ganz schnell klar gewesen, dass wir helfen müssen. Und zwar mit unserer Kernkompetenz“, sagt Stefan Zeyen, Schulleiter des Mannesmann-Gymnasiums. „Wir haben mehrere Kollegen in unserem Team, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten können und auch schon Erfahrung mit integrativen Klassen haben.“ Unterstützt werden die Lehrer von Eltern und Schülern, die entweder Russisch oder sogar Ukrainisch sprechen. Von 10 bis 13.20 Uhr findet der Unterricht in der Aula des Mannesmann-Gymnasiums statt. Nachmittags hat das Lehrerteam ein Freizeitangebot wie Filmnachmittage oder Bastelangebote auf die Beine gestellt.
Heute sind nur knapp 30 Schüler in der Aula, sitzen zu viert oder zu dritt an den Tischen. Manche werden von ihren Müttern begleitet. Gerade geht es um das Thema Einkaufen. Wie teuer sind die Brötchen? Wie komme ich zum nächsten Supermarkt? „Wir versuchen den Kindern Deutsch beizubringen, das sie auch direkt anwenden können“, sagt Stefan Zeyen, der von der Lernbereitschaft der Mädchen und Jungen begeistert ist. „Die meisten wollen unbedingt die Sprache lernen, um schnell eine Perspektive zu haben.“
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Geplant war eigentlich, dass die Flüchtlingskinder nach den Osterferien im Klassenprinzip unterrichtet werden. „Das klappt jetzt leider nicht“, sagt Sebastian Teipel, stellvertretender Schulleiter des MMG. „Das hat schlichtweg organisatorische Gründe. „Weder Duisburg noch die umliegenden Städte haben es bisher geschafft, die Kinder zu registrieren, also können wir nicht offiziell tätig werden.“ Unterrichtet wird also auch nach den Osterferien noch auf ehrenamtlicher Basis. „Immerhin sind jetzt vom Veterinäramt alle Haustiere aufgenommen worden“, sagt Zeyen kopfschüttelnd.
„Wir haben zusätzliche Stundenpläne gemacht“, sagt Philipp Kastrup, Krisenstabsleiter der Schule. „Die Lehrer kommen in ihren Freistunden schnell in die Aula und sind dann meist auch ganz schnell wieder weg zum regulären Unterricht.“ Ordentliche Übergaben seien so kaum möglich. „Wir müssen schon extrem improvisieren“, sagt Carolin Teubener, die eigentlich Latein, Französisch und Sport unterrichtet. Aber auch sie hat nicht gezögert, als Deutschlehrerin Jayamila Vivekananthan das Lernprogramm auf die Beine gestellt hat.
Eltern und Schüler helfen beim Übersetzen
Die 17-jährige Xenia und auch der elfjährige Maximilian Savitsky verbringen aktuell viel Zeit in der Aula. Die beiden helfen beim Übersetzen im Deutschunterricht und fungieren als Vermittler kleinerer Probleme. „Ich versuche den Kindern auch zu sagen, dass sie aufpassen und Deutsch lernen sollen“ sagt Maximilian. „Dann kommen sie viel schneller hier in Deutschland klar.“
Xenia stammt auch aus der Ukraine, spricht Russisch und geht in die elfte Klasse. Auch ihre Mutter hilft als Übersetzerin. „Ich war mit Xenia direkt am Wochenende, als die ersten Flüchtlinge ankamen, vor Ort und sie hat als Dolmetscherin geholfen“, sagt Philipp Kastrup.
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Während in der Aula weiter fleißig Deutsch gelernt wird, wird auf dem benachbarten Tartanplatz gearbeitet. Eine neue Zeltstadt für weitere Flüchtlinge wird aufgebaut. „Es sollen dann weitere 400 bis 500 Flüchtlinge aufgenommen werden“, sagt Stefan Zeyen. Die Aula wird nach den Ferien also wieder gut gefüllt sein.
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- Auch in den anderen Duisburger Schulen wird es nach den Osterferien Unterricht für die Flüchtlingskinder geben. „Am besten wäre das natürlich für alle in offiziellen Klassen, aber auch so ermöglichen wir den Kindern unbürokratische und vor allem direkte Hilfe“, sagt Stefan Zeyen. „Wir sind gut vorbereitet, werden durch die Formalien aber wieder ausgebremst.“
- Nach den Ferien wird es am Mannesmann-Gymnasium täglich zwei Lerngruppen geben. Einen Kritikpunkt hat der Schulleiter dennoch: „Wir alle helfen gerne. Die Solidarität ist wirklich riesig. Aber die Stadt sollte auch nicht unsere 1300 Schüler vergessen. Seit vier Wochen gibt es keinen Sportunterricht mehr. Und das kann nach zwei Jahren Pandemie und erheblichen motorischen Defiziten ja nun auch nicht zielführend sein.“