Duisburg. Im Streit um die Straßennamen in Duisburg legt die Initiative Afrikasiedlung einen Lösungsvorschlag vor. Duisburgs Verwaltung ist unter Zugzwang.
Während die Stadt in Sachen Straßenschilder in der Afrikasiedlung bislang keinen Handlungsbedarf sieht, wird eine andere Seite aktiv und setzt die Verwaltung unter Zugzwang: Die Initiative Afrikasiedlung hat Texte erarbeitet, die Aufklärungsarbeit leisten sollen, was die von der Kolonialzeit belasteten Straßennamen in der Buchholzer Siedlung angehen. Das Ziel: Hinweisschilder, damit Namen wie Lüderitz nicht mehr unkommentiert im Straßenbild stehen.
Straßenname in Duisburg erinnert an Völkermord in Afrika
Sein Name ist wohl der berüchtigtste in der Siedlung, in der – bis auf eine – alle Straßen nach Orten und Personen aus Deutschlands kolonialer Vergangenheit in Afrika heißen: Adolf Lüderitz. Mit ihm begann die Kolonialisierung des Deutschen Reichs: 1884 gründete er in Namibia die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Die deutschen Siedler enteigneten die Einheimischen. Was sich ereignete, nachdem Herero und Nama sich dagegen wehrten, hat Deutschland 2021 als Völkermord anerkannt – bis zu 80 Prozent des Volkes wurde ermordet.
Davon allerdings ist in Buchholz nichts zu lesen – bis jetzt. Dort erinnert bis heute ein unkommentiertes Straßenschild an Lüderitz; eine Ehrung, die in Deutschland sonst Persönlichkeiten vorbehalten ist, die sich um ihre Stadt oder ihr Land, um Politik oder Wissenschaft verdient gemacht haben. Die Initiative Afrikasiedlung hat diesen Hinweistext entworfen, der das Straßenschild „Lüderitzallee“ künftig ergänzen soll: „Adolf Lüderitz (1834-1886), Bremer Kaufmann, betrog Einheimische im heutigen Namibia um ihr Land, woraus später die Kolonie Deutsch-Südwestafrika entstand; genannt Lügenfritz.“
Initiative Afrikasiedlung in Duisburg: Jede Straße soll ein Hinweisschild bekommen
„Wir haben für alle Straßen in der Siedlung Hinweisschilder entworfen“, sagt Beate Lieske. Die Bezirksbürgermeisterin (SPD) ist gleichzeitig Mitglied in der Initiative Afrikasiedlung. 13 Straßen sind es insgesamt. Weitere Erklärtexte sollen, geht es nach dem Willen der Initiative, hinweisen auf „koloniale Ausbeutung lokaler Bodenschätze unter Zwangsarbeit Einheimischer“ (Otawistraße), an Swakopmund als Ort, an dem „über 2.000 afrikanische Menschen in dem von Deutschen errichteten Konzentrationslager starben“ oder Daressalam einordnen als Ort, an dem „deutsche Truppen afrikanische Einheimische systematisch ausbeuteten und töteten“.
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Durch entsprechende Hinweisschilder sollen die Straßennamen erhalten bleiben, aber nicht länger unkommentiert im Raum stehen. Von der Idee einer Umbenennung rückte die Initiative Afrikasiedlung laut Lieske ab, nachdem 2018 mehr als 150 Anwohner ein Protestschreiben unterzeichneten. „Das hat uns als Initiative abgeschreckt“, sagt sie.
Textvorschläge für Straßenschilder liegen bei Wirtschaftsbetrieben Duisburg
Stattdessen also nun die Forderung nach Hinweisschildern samt entsprechenden Textvorschlägen. Lieske hat die Liste mit den Vorschlägen an die Duisburger Verwaltung weitergegeben. „Die Umsetzung muss durch die Wirtschaftsbetriebe erfolgen.“ Die Bezirksbürgermeisterin hofft auf eine schnelle Reaktion, nachdem sich das Ganze auch durch zwei Jahre Corona-Pandemie verzögert hat. „Ich hoffe, dass das bis zum Frühjahr umgesetzt wird.“
Immerhin ein Schild mit einem positiven Hinweistext könnte sich dann bald in Duisburgs Afrikaviertel finden: Seit 2018 heißt dort eine neue Straße nach Nelson Mandela. Der Textvorschlag der Initiative Afrikasiedlung lautet: „Nelson Mandela (1918-2013), südafrikanischer Freiheitskämpfer, Politiker und erster Schwarzer Präsident Südafrikas (1994-1999).“