Duisburg. In Duisburg heißen Straßen nach Kriegsverbrechern wie Adolf Lüderitz. Das ist Verherrlichung von Kolonialismus und Völkermord. Ein Kommentar.
Stellen Sie sich vor, Sie laufen in Duisburg über eine Adolf-Hitler-Straße. Undenkbar? Ja, denn nach 1945 wurden die Straßennamen in Deutschland entnazifiziert. Entkolonialisiert sind sie bis heute nicht – sichtbar ist das in Duisburg konzentriert im Buchholzer Afrikaviertel, wo Straßen nach „Persönlichkeiten“ wie Adolf Lüderitz heißen oder an Gemetzel wie die Schlacht am Waterberg erinnern.
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Nach Letzterer heißt ausgerechnet eine Grundschule: Der Name der ehemaligen GGS Lüderitzallee lautet jetzt, Achtung: Schulverbund Lauenburger Allee, Teilstandort Waterbergpfad. Wie viele Kinder und Eltern das wohl so sagen – oder ob sie doch eher von der Grundschule Waterbergpfad sprechen? So oder so: Im Anschluss an die Schlacht am Waterberg schlachteten die Deutschen in Namibia tausende Menschen ab, trieben sie in die Wüste und ließen sie gezielt verdursten. Als Völkermord hat Deutschland das 2021 endlich anerkannt.
Deutschland erkennt Völkermord in Namibia an – Duisburg ist das egal
Deutschland, aber nicht Duisburg. Der Verwaltung sind die deutschen Gräueltaten offenbar egal. Während Deutschland Namibia über eine Milliarde Euro Entschädigung zahlt, lehnt Duisburg eine Umbenennung seiner Völkermord-verherrlichenden Straßennamen ab – das sei zu teuer für die Anwohner. Der Preis eines Völkermords ist nicht in Euro aufzuwiegen, und zahlen werden ihn nicht die Anwohner von Lüderitzallee und Co. Gezahlt haben tausende Herero und Nama: mit ihren Leben.
Als es um die Namen für die Straßen im Neubaugebiet Am Alten Angerbach ging, sagte Duisburgs Verwaltung diesen treffenden Satz: „Die Benennung von Straßen ist mehr als eine schlichte Namensgebung. Sie ist Ausdruck der Anerkennung und Wertschätzung.“ Diese Anerkennung und Wertschätzung wird Kriegsverbrechern wie Adolf Lüderitz in Duisburgs Straßenbild noch heute zuteil.
Was das Finanzielle betrifft: Die Kosten für eine Umbenennung der Straßen in der Afrikasiedlung könnte für die Anwohner die Stadt Duisburg übernehmen. Andere Städte wie Münster tun das schließlich auch. Kein Völkermord mehr im Straßenbild – das sollte es Duisburg wert sein.