Duisburg. Pünktlich zur Weihnachtszeit haben hilfsbereite Nachbarn das Modell der St. Joseph Kirche restauriert. Jetzt strahlt es wieder im Wedauer Garten.

Nachbarschaftshilfe der besonderen Art in Duisburg-Wedau: Pünktlich zum Beginn der Weihnachtszeit haben hilfsbereite Nachbarn von Helga Ibl ihr Kirchenmodell der katholischen St. Josef Kirche restauriert. Nun strahlt das kleine Gebäude, das ihr verstorbener Ehemann gebaut hatte, wieder im Vorgarten des mehrstöckigen Wohnhauses im Grünen Winkel an der Ecke zum Heimweg.

Wolfgang Stausberg und Ingo Schmitz (von links), Nachbarn von Helga Ibl, haben das Modell liebevoll restauriert.
Wolfgang Stausberg und Ingo Schmitz (von links), Nachbarn von Helga Ibl, haben das Modell liebevoll restauriert. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Andere Wedauer erfreuen sich an dem Modell, das finde ich schön“, erzählt die 80-Jährige zufrieden. „Ich möchte damit in der Weihnachtszeit einfach Freude stiften.“ An diesem dämmrigen Abend scheint ihr Plan aufzugehen. Immer wieder kommen Spaziergänger vorbei, grüßen freundlich und bestaunen das leuchtende Kirchenmodell. So etwas sieht man schließlich nicht in jedem Vorgarten.

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Über eine Laufzettelaktion hatte Frau Ibl ihre Nachbarn und Mitbürger um Hilfe gebeten. Das Kirchenmodell, das ihr Ehemann gebaut hatte, war in die Jahre gekommen und bedurfte einer dringenden Restauration. „Jedes Jahr zur Adventszeit stand sie hier draußen und erst am 6. oder 7. Januar hat mein Enkel sie wieder in den Keller getragen“, erklärt Helga Ibl. Damit die Tradition in diesem Jahr nicht gebrochen werden musste, brauchte sie schnell Hilfe.

Nachbarn aus Duisburg-Wedau restaurieren Modell der St. Josef Kirche

Lange warten musste sie nicht. Denn als Ingo Schmitz und Wolfgang Stausberg im November einen der Zettel an einer Laterne im Heimweg sahen, waren sie gleich voller Tatendrang: „Wir basteln sehr gerne“, erzählt Wolfgang Stausberg, den zufriedenen Blick auf das Kirchenmodell gerichtet. Der 61-jährige Mitarbeiter der Deutschen Bahn hat bereits in seinem eigenen Garten einen Pavillon gebaut und wusste direkt, worauf es bei der Restaurierung der Kirche ankommt. „Uns war wichtig, den Charakter des Modells zu erhalten.“

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Helga Ibl freut sich sehr, dass das Modell wieder in ihrem Vorgarten steht.
Helga Ibl freut sich sehr, dass das Modell wieder in ihrem Vorgarten steht. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Helga Ibl schaut nachdenklich auf das Vermächtnis ihres Mannes, das mit jeder Minute immer heller in den Vorgarten leuchtet. „Da hat sich mein Mann echt viel Mühe gegeben“, erinnert sie sich. „Monatelang hat er jedes kleine Teilchen sorgfältig zusammengebaut, zum Beispiel hinter jedes Fensterchen ein Stück Scheibe angebracht.“ Um eine genaue Vorlage des Originals zu haben, sei er oft zur St. Josef Kirche gefahren und habe sie auf kleinen Zettelchen abgemalt. Im Keller des Hauses habe er dann alles zusammengebastelt.

Kirchenmodell war in die Jahre gekommen

Das Modell war sichtlich in die Jahre gekommen, das Holz vom Regen aufgequollen und morsch. Auf den Bildern, die Ingo Schmitz auf seinem Smartphone vorzeigt, ist die Kirche kaum wiederzuerkennen. „Uns hat das einfach sehr viel Spaß gemacht und ich denke, wir haben das ganz gut hingekriegt“, resümiert der 62 jährige Pensionär, der auch bei der Deutschen Bahn gearbeitet hat.

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In ihrer Werkstatt in einem alten Stellwerk in der Kruppstraße haben sie das morsche Holz ersetzt, die ramponierten Kanten mit Holzleim geschützt und Dachpappe sowie Plastikscheiben zum Schutz vor Regen angebracht. Die beiden haben die Kirche bewusst originalgetreu repariert und sie zusätzlich mit Licht und einer Außenanlage verschönert. „Eigentlich haben wir erst sehr spät mit der Restaurierung angefangen, das war so Mitte November“, erinnert sich Schmitz. „Aber am Samstag vor dem ersten Advent waren wir fertig und wir konnten das Modell pünktlich aufstellen.“

St. Josef Kirche im Kalkweg wird abgerissen

Mittlerweile ist es fast dunkel geworden, die Lichter hinter den kleinen Kirchenfenstern sind immer deutlicher zu erkennen – anders als beim Original. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaute Kirche steht leer, ein zeitnaher Abriss ist geplant. „Ich werde sie auf jeden Fall vermissen, wenn ich abends mit dem Hund raus gehe“, bricht Helga Ibl das Schweigen, das sich bei dem Gedanken an den Kirchenabriss unter den Anwesenden breit gemacht hat. Umso mehr freut sich die Wedauerin, dass eine leuchtende Erinnerung an die Kirche und an ihren Mann auch zukünftig ihren Vorgarten in der Adventszeit schmückt.

>>> ST JOSEPH KIRCHE WEICHT WOHNBEBAUUNG

  • Am 26. September fand der letzte Gottesdienst im Gotteshaus und auch die Entweihung in einem sogenannten Profanierungsakt statt.
  • Nach Angaben der Pfarrei St. Judas-Thaddäus wird die Kirche St. Raphael in Bissingheim die neue spirituelle Heimat all derjenigen sein, die die Kirche St. Joseph besucht haben. Fast das gesamte Inventar von St. Joseph geht an die polnische Gemeinde in Tschenstochau.