Duisburg-Huckingen. Ab September gilt im Duisburger Steinhof 2G bei Corona: Eintritt nur mit Impfung oder nach Genesung. Unterstützung kommt von prominenter Seite.
Corona macht Kabarett und Comedy zur ernsten Angelegenheit: Zu seinen Veranstaltungen will der Duisburger Steinhof ab September nur noch Geimpfte und Genesene zulassen, ein negativer Corona-Test reicht nicht mehr aus. Nach der Ankündigung prasselt Kritik auf das hauptsächlich ehrenamtlich geführte Kulturzentrum in Huckingen ein. Doch es gibt auch Unterstützung: unter anderem von Kabarettist René Steinberg.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
„Wir sehen uns dazu gezwungen, diese sicherlich nicht unumstrittene Maßnahme umzusetzen“, sagt Arno Eich, Vorsitzender des Steinhofs. Die Kultur habe gerade einen 15-monatigen Ausnahmezustand erlebt, für Indoor-Veranstaltungen sei keine Rückkehr in die Normalität abzusehen.
Auch interessant
In Nordrhein-Westfalen sei ein Kurs zwar noch nicht erkennbar, andere Bundesländer schränkten die Rechte von Geimpften und Genesenen allerdings nahezu nicht mehr ein. Die 2G-Entscheidung sei für den Steinhof die einzig möglich Alternative für die Rückkehr zu etwas wie Normalität in absehbarer Zeit. Eich hofft darauf, dass der Steinhof durch die Beschränkung des Zutritts auf Geimpfte und Genesene um neuerliche Beschränkungen für die Kultur oder schlimmstenfalls einen weiteren Lockdown herumkommt.
Steinhof Duisburg: Höhere Impfquote gegen Corona nötig, um Kultur zu retten
Heiß diskutiert wird die 2G-Regel auf der Facebook-Seite des Steinhofs, wo sich das Kulturzentrum gezwungen sieht, seine Entscheidung zu verteidigen: „Wir retten gerade das, was noch zu retten ist. Ohne deutlich höhere Impfquote wird es keine wirtschaftlich tragbaren Kulturangebote mehr geben.“
Die weiterhin geltende Orientierung an den Inzidenzwerten für Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie „bedeutet das absehbare Aus, auch für uns. Alternativ könnte man die Bereitschaft von Gästen prüfen, für Kultur Eintrittspreise von über 100 Euro pro Ticket zu etablieren. Das wäre allerdings auch das sichere Aus.“ Karten für Veranstaltungen im Steinhof kosten bislang zwischen unter 20 und knapp über 30 Euro.
Das Fazit des Steinhof-Vorstands: „Unsere Entscheidung dient aus unserer Sicht dem Allgemeinwohl und ist ein Beitrag, um Kultur auch zukünftig noch anbieten zu können.“ Die Entscheidung im fünfköpfigen Vorstand sei einstimmig gewesen, sagt Arno Eich. „Wir verstehen das auch als Solidarität gegenüber den Künstlern.“
Facebook-Reaktionen auf Steinhof-Entscheidung: Fake News und Corona-Leugner
Der Widerspruch ist laut. Eine Nutzerin kündigt ihren Abschied vom Steinhof an. „Ich weiß, es ist Hausrecht“, gibt ein anderer Gegner der 2G-Regel zu. „Aber wenn ich einen tagesaktuellen Test habe, sollte es reichen.“ Abgesehen davon sind Argumente in der Kommentarfunktion Mangelware, etliche Nutzer fallen in die Kategorie Fake-News-Verbreiter und Corona-Leugner.
Auch interessant
Etwas, das dem Mülheimer Kabarettisten und Stammgast im Steinhof, René Steinberg, das Lachen verdirbt. „Mama mia“, schreibt er, „da habt Ihr aber in den Kommentaren einige Fake-News-Schleudern eingefangen.“ Steinberg setzt dem ein Zitat des Robert-Koch-Instituts (RKI) entgegen: Nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 ist demnach die Viruslast start reduziert, die Virusausscheidung verkürzt. „In der Summe ist daher das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert“, so das RKI. Steinberg schließt seinen Kommentar mit den Worten: „Man kann sich und andere schützen – eigentlich ganz einfach.“
Am Telefon mit Arno Eich hatte René Steinberg seinen Humor wiedergefunden. „Der hat mich veräppelt“, erzählt der Steinhof-Geschäftsführer. „Da sagt der: ,Impfzentrum Mülheim, da haben Sie sich aber ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt.“ Tatsächlich hatte Steinberg ihn angerufen, um ihm seine Unterstützung auszudrücken.
Unterstützung für die 2G-Entscheidung des Steinhofs kommt nicht nur von Künstler-Seite, sondern auch aus den Reihen der Zuschauer. Unter den über 100 Likes sind nach Angaben von Arno Eich „90 Prozent Zustimmung“. Die gibt es auch in den Kommentaren: „Gute und richtige Entscheidung“, „Respekt“, „Bravo“: Viele Besucher des Kulturzentrums loben die Pflicht zum Nachweis von vollständiger Impfung oder Genesung. Ein Beispiel von vielen: „Gefällt mir sehr gut, danke dafür! Ich kann nur hoffen, dass viele andere das genauso sehen und mitziehen. Bis bald, wir sehen uns.“
>> 2G GEGEN CORONA IM STEINHOF: DIESE AUSNAHMEN GELTEN
- Die Pflicht zum Nachweis des vollständigen Impfschutzes oder der Genesung gilt explizit nicht für Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
- Sie können stattdessen einen maximal 24 Stunden alten negativen Corona-Schnelltest oder einen PCR-Test vorweisen, zusammen mit einem ärztlichen Attest.
- Auch Kinder und Jugendliche, die aus Altersgründen nicht gegen das Coronavirus geimpft werden dürfen, sind bei einem negativen Test als Besucher zugelassen.