Duisburg. Auf Düsseldorfer Anweisung mussten die Wirtschaftsbetriebe den Rahmer Bach 2018 austrocknen. Eine Studie soll klären, wie er wieder fließen kann.

Als Bach ist der Rahmer Bach schon lange nicht mehr zu erkennen, nur wegen des schweren Unwetters im Juli führte er wieder Wasser – absehbar vorübergehend. Jetzt werden Bestrebungen, den Bach wieder durch Rahm fließen zu lassen, konkreter: Die städtischen Wirtschaftsbetriebe (WBD) haben dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Die Kernfrage: Kann ein Trockenfallen von Rahmer Bach und Altem Angerbach verhindert werden, indem die Bewirtschaftung der Wasserführung geändert wird – und wenn ja, wie? Antworten darauf soll ein „in der Gewässerplanung sehr erfahrenes“ Planungsbüro aus Aachen liefern, sagt WBD-Sprecherin Birthe Dreyhaupt. Seine Aufgabe: verschiedene Lösungsvarianten auszuarbeiten. Sie sollen als Grundlage dienen „für den weiteren Diskurs zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen“.

Wieder Wasser im Rahmer Bach? Gespräche zwischen Duisburg und Düsseldorf laufen

Konkret bedeutet das vor allem: zwischen Duisburg und Düsseldorf. Das Wasserrecht, das einen Zufluss vom Dickelsbach in den Rahmer Bach vorsah, ist bereits seit 1993 ausgelaufen. Als 2018 der Dickelsbach wegen des heißen und trockenen Sommers austrocknete, forderte die Stadt Düsseldorf den Nachbarn Duisburg auf, diese Speisung zu kappen – ein Bagger der Wirtschaftsbetriebe kam dem Ende 2018 nach. Weil der Rahmer Bach keine eigene Quelle hat, fließt er seitdem nicht mehr; allenfalls bei Starkregen führt er vorübergehend Wasser.

Anfang 2018 setzte der Rahmer Bach den angrenzenden Stadtteil im Duisburger Süden unter Wasser. Die Wirtschaftsbetriebe betrachten ihn sogar in ausgetrocknetem Zustand als Hochwasserrisiko.
Anfang 2018 setzte der Rahmer Bach den angrenzenden Stadtteil im Duisburger Süden unter Wasser. Die Wirtschaftsbetriebe betrachten ihn sogar in ausgetrocknetem Zustand als Hochwasserrisiko. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Das soll sich ändern, da sind sich Anwohner, Politiker und Naturschützer einig: Rahm soll seinen Bach zurück bekommen. Die einfachste Möglichkeit wäre, den Rahmer Bach wieder aus dem Dickelsbach speisen zu lassen – doch dafür bedarf es der Zustimmung Düsseldorfs. Zum Stand der Verhandlungen zwischen den beiden Städten äußern sich die Wirtschaftsbetriebe auf Anfrage nicht – bis auf diesen Satz: „Die Gewässeroberlieger werden bezüglich der Einschätzung der Genehmigungsfähigkeit befragt.“ Die Gespräche zwischen beiden Städten laufen mindestens seit 2019.

Aus der Stadt Düsseldorf kommt auf Anfrage die Bestätigung, dass „die Möglichkeit einer erneuten Herstellung der Verbindung zwischen Dickelsbach und Rahmer Bach“ Bestandteil der Machbarkeitsstudie ist. Ob Düsseldorf einer solchen Verbindung die Genehmigung erteilen würde, könne man „erst nach Vorlage der Studie“ sagen, teilt ein Sprecher der Landeshauptstadt mit.

Während die Rahmer darauf hoffen, dass unter ihren Brücken bald wieder Wasser fließt, haben die Wirtschaftsbetriebe das zwar zum Ziel erklärt, gleichzeitig müssen sie aber mögliche negative Auswirkungen beachten: Schon einen ausgetrockneten Rahmer Bach betrachten sie bei Starkregen als Hochwasserrisiko.

Rahmer Bach ist ein Hochwasserrisiko – selbst in ausgetrocknetem Zustand

Diese Situation wird in Zukunft nicht einfacher werden, wenn für den Fall von Starkregen zum Niederschlag von oben ein Zufluss von unten hinzukommen wird. Denn die Rahmer Benden auf Düsseldorfer Gebiet, ein Niedermoor, werden im Rahmen eines Naturschutzprojektes wiedervernässt. Spätestens 2024 soll das der Fall sein. Die Konsequenz: Der dann schon nasse Boden kann bei Starkregen kein weiteres Wasser aufnehmen – das fließt dann zusätzlich in den Rahmer Bach.

Wie also Rahm vor Hochwasser schützen, falls der Bach seinen Namen wieder verdient hat? Antwort der Wirtschaftsbetriebe: „Alle denkbaren Möglichkeiten müssen steuerbar sein.“

Konkrete Antworten dürfte die Machbarkeitsstudie liefern. Im November diesen Jahres sollen ihre Ergebnisse vorliegen.

>> NATURSCHÜTZER: AUSTROCKNUNG IST VERSTOSS GEGEN EU-RECHT

  • Der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde stuft die Austrocknung des Rahmer Bachs als Verstoß gegen EU-Recht ein. Das Argument: Für den Bach gilt eine Berichtspflicht gegenüber der EU, sein ökologischer Zustand muss sich verbessern.
  • Bei einem Trockenfall kann von einer Verbesserung wohl keine Rede sein. 2016 bescheinigte eine Untersuchung dem Bach ein „gutes ökologisches Potenzial“.
  • Das Umweltamt Düsseldorf hingegen argumentiert, die Wiedervernässung der Rahmer Benden habe ökologischen Vorrang vor einem wieder fließenden Rahmer Bach.