Duisburg-Rahm. . Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe kappten den Zufluss im Auftrag des NRW-Umweltamtes. Anwohner befürchten Konsequenzen für Tiere und Pflanzen

Klaus Klingen traute seinen Augen nicht. Plötzlich führte der Rahmer Bach kein Wasser mehr. Dabei hatte er trotz der extremen Trockenheit in den vergangenen Monaten immer Wasser geführt.

Zusammen mit Wilfrid Braun und Norbert Micken, die sich mit dem ehemaligen Leiter des Krefelder Bauordnungsamtes in der „Interessengemeinschaft Rahmer Bach“ engagieren, versuchte er, der Sache auf den Grund zu gehen. Und die Rahmer wurden schnell fündig. Zu ihrem großen Erstaunen entdeckten sie einen Bagger mitten im Naturschutzgebiet „Rahmer Benden“, der offensichtlich ganze Arbeit geleistet hatte. Und das im Auftrag der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Duisburg, die für die wasserbaulichen Maßnahmen in dem zu Angermund gehörenden Waldstück verantwortlich sind.

Vom Umweltamt der Landeshauptstadt Düsseldorf dazu aufgefordert worden

„Bisher gab es einen Zulauf aus dem Dickelsbach, der den Rahmer Bach mit Wasser gespeist hat. Wir sind jedoch vom Umweltamt der Landeshauptstadt Düsseldorf aufgefordert worden, die Verbindung zwischen dem Dickelsbach und dem Rahmer Bach zu verschließen, weil die wasserrechtliche Genehmigung ausgelaufen ist und das Umweltamt keinen weiteren Bedarf an der Verbindung sieht. Dem sind wir jetzt nachgekommen“, erklärte Sarah Lampe, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe auf der Nachfrage der Süd-Redaktion.

Dort, wo der Bagger zum Einsatz kam, regelte seit vielen Jahren eine Art Wehr mit einem steuerbaren Schott den Zufluss zum Rahmer Bach. Das Wasser kam aus einem alten Verbindungsgraben, der früher bei Hochwasser den oberhalb fließenden Dickelsbach entlastete. Diese Verbindung wird schon lange nicht mehr genutzt, der Graben und das Schott vor dem verrohrten Verbindungsstück zum Rahmer Bach erfüllten trotzdem ihren Zweck. Wilfrid Braun erklärte: „Der Grundwasserspiegel hier ist sehr hoch, der Graben war immer mit Wasser gefüllt und der steuerbare Zufluss zum Bach machte Sinn, das war ein Regulativ.“

Das Wehr ist abgebaut und das Ende des Grabens mit Sand verfüllt.

Jetzt führt der Graben in dem alten Niedermoor aufgrund der unterirdischen Fließwasserströme nach wie vor Wasser, nur abfließen kann es nicht mehr. Das Wehr ist abgebaut, das Ende des Grabens mit Sand verfüllt. Das unterirische Rohr, das bis zur ehemaligen Försterei am Ortsrand von Rahm führt, kann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. Klaus Klingen kann nur den Kopf schütteln: „Das ist schon ein Hammer, eigentlich unglaublich.“ Auch Norbert Micken erinnert sich, dass es bisher eigentlich nur Probleme mit dem Hochwasser in Alt-Rahm gab. Klaus Klingen betrachtet das kaum noch zu erkennende Bachbett kurz vor seiner Haustür: „Der Bach ist im Laufe der Zeit verschlammt und versandet, dadurch wurde der Grund angehoben.“

Wiederholt hatte die IG Rahmer Bach gefordert, wegen der immer wieder auftretenden Überschwemmungen das Profil des Bachbetts von Sand und Schlamm zu befreien und so für einen schnelleren Abfluss des Wassers zu sorgen.

Was bedeutet das für Kleintiere?

Dazu sahen sich die Verantwortlichen nicht in der Lage, da aus ökologischen Gründen gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie ganz bewusst der Wasserabfluss verlangsamt werden soll. So sollen sich Ökosysteme an Fließgewässern wieder in der ursprünglichen Form (Pflanzen und Kleinstlebewesen) entwickeln können.

Über den jetzt herbeigeführten Zustand können die Rahmer nur den Kopf schütteln. „Das ist aber doch absurd, durch das Kappen des Zuflusses aus dem Niedrigmoor führt der Bach jetzt gar kein Wasser mehr, was bedeutet das denn nun für die Kleintiere und Pflanzen?“, fragt sich nicht nur Klaus Klingen.

<<<

Niedermoor seit 1993 unter Schutz gestellt

Wilfrid Braun vermutet wirtschaftliche Gründe. „Das Fließwasser aus dem Bergischen Land dient dem Wasserwerk in Wittlaer zur Trinkwasser-Gewinnung für Duisburg. Offensichtlich soll der Grundwasserspiegel vor einem Absinken bewahrt werden.“

Die Rahmer Benden stellen ein im Kern erhaltenes Niedermoor dar, dessen ursprünglicher Charakter durch die bereits in den 1930er Jahren durchgeführten Entwässerungsmaßnahmen stark bedroht ist. Das Naturschutzgebiet nördlich von Angermund umfasst eine Fläche von 39 Hektar und wurde 1993 unter Schutz gestellt.