Duisburg-Rahm.. Düsseldorf hat den Zufluss zum Rahmer Bach abgestellt. Naturschützer sehen Verstoß gegen EU-Recht. Sie fordern: Der Bach muss wieder fließen.


Der Rahmer Bach und das, was seit seiner Trockenlegung (nicht) mehr von ihm übrig ist, könnte Wellen weit über den beschaulichen Stadtteil und sogar über Duisburg hinaus schlagen: Denn dass der Bach ausgetrocknet ist beziehungsweise wurde, dürfte gegen deutsches und EU-Recht verstoßen.

Ohne Zufluss wird der Rahmer Bach nie wieder fließen

Ein kurzer Rückblick: Seit 1976 sprudelt das Wasser im Rahmer Bach. Gespeist wird er ebenso lange aus dem Dickelsbach; der Rahmer Bach hat keine eigene Quelle. Für diese Speisung gab es eine Erlaubnis, ausgehandelt zwischen Duisburg und Düsseldorf. Allerdings ist dieses Wasserrecht schon seit 1993 abgelaufen.

Die Folge: Weil der Dickelsbach im vergangenen heißen und trockenen Sommer trocken fiel, untersagte die Düsseldorfer Wasserbehörde die Speisung des Rahmer Bachs. Ohne Zufluss aus dem Dickelsbach wird der Rahmer Bach nie wieder Wasser führen, von witterungsbedingten Ausnahmen wie zurzeit abgesehen. Ein ausgetrockneter Rahmer Bach aber stört nicht nur Anwohner und Naturschützer, sondern dürfte auch Juristen in Deutschland und bei der EU auf den Plan rufen.



Verstoß gegen EU-Richtlinie und deutsches Gesetz

„Das ist eine Vernichtung des Gewässers und der wassergebundenen Tiere und Pflanzen dort“, fasst Johannes Meßer zusammen. Der Vorsitzende des Beirats der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) sieht in der Austrocknung einen Verstoß gegen EU-Recht. Denn der Rahmer Bach hat ein Einzugsgebiet von mehr als zehn Quadratkilometern, damit gilt für ihn eine Berichtspflicht gegenüber der EU. Und: Sein ökologischer Zustand muss sich verbessern.

Meßer sieht im Trockenfall daher einen Verstoß gegen die Wasserrahmenrichtlinie der EU. Danach muss der Rahmer Bach ein gutes ökologisches Potenzial erreichen, was eine Untersuchung ihm 2016 auch bescheinigt hat. Genau das könnte juristisch noch relevant werden: Nach dem deutschen Wasserhaushaltsgesetz darf sich dieses Potenzial nicht verschlechtern.

Ein Gegner des Rahmer Bachs: die Wirtschaftsbetriebe

Die Wirtschaftsbetriebe (WBD) bewerten die Situation völlig anders. „Der Rahmer Bach wurde nur in der Ortslage Duisburg-Rahm durch den künstlich angelegten Graben gespeist“, sagt WBD-Sprecherin Sarah Lampe. Der Verbindungsgraben wurde ursprünglich betrieben, um das Grundwasser für die Trinkwassergewinnung anzureichern. Dieser Grund sei inzwischen weggefallen: Zum einen sei das Grundwasser in Düsseldorf-Angermund so hoch, dass häufig Keller unter Wasser stünden; zum anderen sei der Trinkwasserbedarf deutlich gesunken. Und das ist nicht das einzige Argument der Wirtschaftsbetriebe gegen einen wieder fließenden Rahmer Bach.

Ein anderes ist das Hochwasser. In den vergangenen Jahren war der Rahmer Bach immer wieder über seine Ufer getreten. Deshalb lautet das Ziel der Wirtschaftsbetriebe: „Der Wasserabfluss bei Hochwasser aus dem Dickelsbach in den Rahmer Bach soll verhindert werden.“ Das meiste Wasser bei Hochwasser in Rahm komme aus dem Wald und dem inzwischen mit Sand verfüllten Verbindungsgraben. Wenn der Rahmer Bach bei Starkregen das Wasser nicht mehr aufnehmen kann, werde die Straße überflutet.

Ein Argument für den trockenen Bach: Naturschutz

Neben dem Hochwasser führen die Wirtschaftsbetriebe ausgerechnet den Naturschutz als Argument für einen trockenen Bach an. Denn: Laut Umweltamt Düsseldorf habe „die Wiedervernässung der Rahmer Benden“ ökologischen Vorrang vor einem fließenden Rahmer Bach. Die Rahmer Benden sind ein Niedermoor in Düsseldorf, das unter Naturschutz steht. Laut Wirtschaftsbetrieben staut sich das Wasser dort besser, wenn der Verbindungsgraben es nicht vom Dickelsbach in den Rahmer Bach fließen lässt. Und das bedeutet eben: kein Wasser mehr für den Rahmer Bach.

Naturschützer fordern: Der Bach muss wieder fließen

Im Gegensatz dazu hält der Beirat der UNB „eine Wiederherstellung der Wasserführung des Rahmer Bachs für dringend geboten“. Er fordert:

- Duisburg und Düsseldorf sollen klären, ob der Dickelsbach seine Funktion als Zufluss des Rahmer Bachs wieder aufnehmen darf.

- Es sollen auf Duisburger Stadtgebiet Möglichkeiten gefunden werden, das Wasser im Rahmer Bach wieder fließen zu lassen, damit Duisburg nicht von der Düsseldorfer Entscheidung abhängig ist. Denkbar seien zum Beispiel eine Speisung aus der Anger, einem Brunnen oder eine Tieferlegung der Gewässersohle – „was im Grundwasser liegt, fällt auch nicht trocken“, erklärt Meßer.