Duisburg-Buchholz. Einen Schnaps, den es fast nirgends zu kaufen gibt, gibt es jetzt im „Pillepalle“: Ribbeck-Birnenbrand. Dahinter steckt eine besondere Geschichte.

Tradition kann man schmecken. Jedenfalls in der Buchholzer Gaststätte „Pillepalle“. Dort steht nämlich neuerdings ein Edelbrand mit Geschichte auf der Karte. Der edle Schnaps kommt direkt vom Gut Ribbeck aus dem Havelland.

Theodor Fontane hat 1889 mit seinem Gedicht vom gütigen „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ nicht nur eine wundervoll poetische Ballade geschrieben, sondern damit den Nachfolgern des alten brandenburgischen Geschlechts praktisch eine Steilvorlage in Sachen Vermarktung des hochwertigen Birnenbrandes geliefert. Hans Georg von Ribbeck (1689-1759) war, dafür gibt es eindeutige Belege der freundliche Gutsherr, der damals den Kindern des Dorfes immer wieder Birnen von den Bäumen seines Anwesens schenkte.

Christiane und Frank Bender, Christian Rohde mit Petra Helmreich gönnen sich ein Glas Edelbrand in der Gaststätte „Pillepalle
Christiane und Frank Bender, Christian Rohde mit Petra Helmreich gönnen sich ein Glas Edelbrand in der Gaststätte „Pillepalle" in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Da die Kinder der Umgebung auch nach seinem Tod nicht auf die süßen Früchte verzichten sollten – seinem Sohn traute er in der Hinsicht nicht über den Weg – ließ er sich nach seinem Tod eine Birne mit ins Grab legen. Drei Jahre später wuchs daraus ein neuer Birnbaum, die Dorfkinder konnten sich am Grab des alten Ribbeck wieder bedienen.

Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel von Hans Georg von Ribbeck ist Freund vom Duisburger Wirt Christian Rohde

Soweit die Geschichte rund um den spendierfreudigen Hans Georg von Ribbeck. Nur, wie kam es dazu, dass die Birnen vom Gut Ribbeck nun in destillierter Form – und dazu noch ganz exklusiv – im Buchholzer „Pillepalle“ verkostet werden können? „Pillepalle“-Wirt Christian Rohde und sein langjähriger Freund Frank Bender sind gemeinsam in Leverkusen zur Schule gegangen. Als beide dann später gemeinsam feierten, lernten sie bei dieser Gelegenheit „Van“ kennen.

So wurde Christian von Ribbeck von seinen Freunden genannt, der Anfang der 1970er-Jahre mit seinen Eltern aus dem heutigen Simbabwe zurück nach Deutschland kam. Dass sie mit dem Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel des legendären Hans Georg von Ribbeck um die Häuser zogen, war ihnen damals gar nicht bewusst. „Ich dachte bei dem Namen eher an den Fußballtrainer“, gesteht Christian Rohde ein. Während ihrer Zeit auf dem Leverkusener Freiherr-vom-Stein- Gymnasium war Literatur für die bis heute noch verbundenen Freunde eher von marginalem Interesse, wie Frank Bender zugibt: „Da hätten wir in der Schule wohl besser aufpassen sollen.“

Familie von Ribbeck wurde entschädigt

Christian Rohde erinnerte sich an den alten Kumpel aus Leverkusener Tagen (und Nächten), als er Artikel über das wiederbelebte Gut Ribbeck las. Nach der Enteignung unter den Nazis (1944) – der letzte Besitzer Hans von Ribbeck kam 1945 im KZ Sachsenhausen ums Leben – kam es erst nach der Wiedervereinigung zu Verhandlungen über die Rückgabe der Ländereien. Die Familie von Ribbeck wurde entschädigt, das Schloss ging in den Besitz des Landkreises Havelland über.

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Friedrich-Carl von Ribbeck kehrte mit seiner Frau ins alte Familienanwesen zurück, kaufte den alten Kutschpferdstall und die ehemalige Brennerei zurück, um die alte Familientradition auf dem 30 Kilometer westlich von Berlin liegenden Gut Ribbeck fortzusetzen. Der Stumpf des alten Birnbaums, der Theodor von Fontane zu seinem Gedicht veranlasste, ist übrigens heute noch in der Ribbecker Kirche zu besichtigen, ein neuer längst gepflanzt.

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Jugendfreund Christian von Ribbeck ist mittlerweile in die vor 20 Jahren unter seinem Vater begonnene Vermarktung von Edel-Bränden eingebunden. Unter der geschützten Marke „Herr von Ribbeck“ wird von dort aus ein exklusiver Kundenstamm mit edlen Schnäpsen bedient.

Die „Herr von Ribbecke
Die „Herr von Ribbecke"-Flaschen gibt es exklusiv in der Gaststätte „Pillepalle“ in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Aus dem Havelland stammen die dazu verarbeiteten Birnen allerdings nicht, dazu reicht deren Qualität nicht aus. Sie kommen aus dem sonnenverwöhnten Südfrankreich und werden in einer Elsässer Brennerei verarbeitet, bevor sie von Ribbeck aus in den Verkauf gelangen. Allerdings gibt es Balsam-Essig, der noch aus original Ribbecker Melanchthon-Birnen hergestellt wird, die vor vielen hundert Jahren den Jungs und Dirns aus dem Dorf so gut schmeckten.

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Dank des Kontaktes zu seinem Jugendfreund mit dem berühmten Namen gibt es die hochprozentige Spezialität nun im „Pillepalle“. Und zwar ganz exklusiv, der Verkauf geht ansonsten nur über den Online-Versand oder über den Ribbeckschen Hofladen. Christian Rohde serviert in seinem Lokal nicht nur das edle Getränk, wer möchte, kann beim Genießen auch in einem Büchlein blättern, in dem Fontanes Gedicht nachzulesen ist und das mit wunderschönen Zeichnungen von Thea Kraul illustriert wurde.

Die Nachfrage nach den Ribbeck-Bränden freut den „Pillepalle“-Inhaber: „Das läuft sehr gut, ich musste schon nachbestellen. Die Gäste freuen sich, mal was Neues ausprobieren zu können.“ Für den Neustart nach dem Corona-Lockdown gerade richtig... und auch die Herren von Ribbeck wird’s freuen.

>> EDELBRAND VOR ORT UND IM ONLINEVERKAUF

  • Den Zugang zu den Edelbränden des „Herrn von Ribbeck“ findet man über den Besuch der Gaststätte „Pillepalle“ auf der Sittardsberger Allee 75 in 47249 Duisburg. Dort sind die Flaschen auch käuflich zu erwerben.
  • Online-Bestellungen sind unter www.vonribbeck.de direkt beim Produzenten möglich. Das illustrierte Büchlein „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ (Herausgeber Janko von Ribbeck) ist unter der ISBN 3-00-008084-8 erhältlich.
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