Duisburg. Bei niedrigem Wasserstand darf auf der Regattabahn kein Wettkampf stattfinden. Woher soll fehlendes Wasser kommen? Das schlägt der BUND vor.

Als die Stadt im vergangenen Jahr 70 Millionen Liter Wasser aus dem Wambachsee in die Regattabahn pumpen ließ, um die dort anstehende Europameisterschaft der U23-Ruderer zu retten, war das Entsetzen unter Naturschützern und Anwohnern groß. Die Wirtschaftsbetriebe versicherten im Anschluss, eine solche Aktion solle sich nicht wiederholen. Allerdings steht in wenigen Monaten die nächste Regatta an.

Um anderthalb Meter sei der Wasserstand in der Regattabahn und den angrenzenden Seen gesunken, schlägt ein Leser Alarm. Volker Lange, Sprecher der Duisburger Wirtschaftsbetriebe, relativiert: „Der Wasserstand der Regattabahn und des Wambachsees variiert je nach Jahreszeit und Witterung um bis zu 1,20 Meter.“ Der Grund: Die Gewässer werden aus dem Grundwasser gespeist.

Für Wettkämpfe muss der Pegel der Regattabahn in Duisburg 30,10 Meter betragen

30,10 Meter Wasserhöhe auf der Regattabahn sind für Wettkämpfe vorgeschrieben. Dieser Pegel sei Voraussetzung dafür, dass „alle technischen Komponenten verkehrssicher und störungsfrei“ genutzt werden können, sagt Stadtsprecherin Gabi Priem. Dazu zählen zum Beispiel Startanlagen oder Ankerpunkte für Stahlseile.

Das Problem bei zu wenig Wasser: „Je tiefer der Wasserstand, desto näher zur Wasseroberfläche befinden sich diese Komponenten“, führt Priem aus. Einige würden dadurch „nicht nutzbar“, anderen könnten „kostenintensiv“ beschädigt werden. Außerdem bestünde eine „erhöhte Unfallgefahr“: Sportboote könnten sich mit Paddeln oder Rudern verfangen.

Abpumpaktion aus dem Wambachsee in die Regattabahn soll sich nicht wiederholen

Sie ist allerdings zuversichtlich, dass zumindest die Wasserhöhe der Regatta im Mai nicht im Weg stehen wird: Am 19. Februar habe der Wasserstand die vorgeschriebenen 30,10 Meter erreicht, „wir rechnen mit einem weiteren Anstieg des Pegels bis 30,80 Meter bis zum Beginn der Sportsaison.“ Die Vorjahre hätten gezeigt, dass bis zum Frühjahr genug Wasser für Wettkämpfe da ist.

Auch wenn nicht: Eine Abpumpaktion wie 2020 soll sich nicht wiederholen, sagt Gabi Priem: „Eine Wasserentnahme aus dem Wambachsee ist nicht vorgesehen.“ Es werde an „langfristigen und ökologisch vertretbaren technischen Lösungen“ gearbeitet.

BUND Duisburg fordert: Pegelstände im Internet öffentlich zugänglich machen

Ökologisch vertretbar war für den BUND Duisburg die im vergangenen Jahr gewählte Lösung nicht; er erstattete Anzeige bei der Oberen Wasserbehörde. Die wurde allerdings abgelehnt, sagt die Duisburger BUND-Vorsitzende Kerstin Ciesla. Die Begründung: Die Aktion sei im Nachhinein genehmigt worden. „Bei dem Schreiben hat’s einem die Zornesröte ins Gesicht getrieben“, sagt Ciesla.

Auch interessant

Für die Zukunft wünscht sich der BUND „einen öffentlich zugänglichen Pegelstand“ im Internet, um die Zahlen nachvollziehen zu können. In der Vergangenheit habe es immer wieder Zweifel daran gegeben, wie stark das Wasser am Wambachsee durch die Abpumpaktion zurückging; Anwohner sprachen von 30 Zentimetern, mehr als doppelt so viel, wie Stadt und Wirtschaftsbetriebe angeben.

Auch einen Vorschlag, um zu niedrige Wasserstände in der Regattabahn in Zukunft nicht auf Kosten der Sechs-Seen-Platte ausgleichen zu können, macht der BUND: „Der Rhein ist nicht weit entfernt – und dem tut es nicht weh“, bringt Kerstin Ciesla eine andere Wasserquelle ins Gespräch. „Schon hätten die Sportler kein Risiko und kein Bangen mehr.“

>> SO ENTWICKELN SICH DIE PEGEL AN WAMBACHSEE UND REGATTABAHN

• Seit der Abpumpaktion aus dem Wambachsee Ende August 2020, in deren Verlauf der Pegel des Wambachsees laut Wirtschaftsbetrieben um 15 Zentimeter sank, sei der niedrigste Wasserstand im November gemessen worden: Da habe der Wasserstand in der Regattabahn bei 29,80 Meter gelegen, im Wambachsee bei 31,75 Meter.

• Beides seien keine Tiefststände gewesen; diese erreichten laut WBD beide Gewässer im November 2018 mit 29,60 Metern (Regattabahn) und 31,59 Metern (Wambachsee). Im November seien die Gewässerstände üblicherweise am niedrigsten, das meiste Wasser führen sie im April.