Duisburg-Wedau. Initiative will das Badeverbot an der Sechs-Seen-Platte kippen. Bußgeld absichtlich nicht gezahlt: Ein Mitglied legt es auf einen Prozess an.

Lange hat es nicht gedauert, da schippert schon die Polizei ans Ufer des Masurensees. Die Protestaktion gegen das Badeverbot der gut 15-köpfigen Gruppe aus Initiative, Linken, Grünen und Die Partei muss kurzerhand in trockene Tücher gewickelt werden. Lustig hat die Sache aber begonnen: Nach kurzer Ansprache gingen einige gleich die Wassertemperatur testen – mit Anzug und Protestplakaten. „Ist gut“, so das Urteil der Tester. Aber leider verboten.

Wie lange muss man gegen etwas verstoßen, bis es schließlich erlaubt ist? „Das Badeverbot hat bislang niemand wirklich ernst genommen“, argumentiert Hendrik Thomé von der Initiative Rettet-die-Sechs-Seen-Platte, die diese Aktion am Mittwochnachmittag ins Leben gerufen hat. Die just erfrischten Protestler sind auch sonst mit allen Wassern gewaschen: Sie reklamieren einen jahrzehntelangen „Gemeingebrauch“ der Masurensee-Besucher nach dem Landeswassergesetz.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Duisburg. Den Duisburg-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Gilt ein Gemeingebrauch am Masurensee? Das besagt unter anderem: „Jede Person darf natürliche oberirdische Gewässer zum Baden, Viehtränken, Schwemmen, Schöpfen mit Handgefäßen, Eissport und Befahren mit kleinen Fahrzeugen ohne eigene Triebkraft benutzen […].“Dort heißt es allerdings auch: „Satz 1 gilt nicht für künstliche Gewässer.“ Doch ob dies deshalb auch für die aus der Kiesbaggerei entstandene Sechs-Seen-Platte gilt?

Die Seenbenutzungssatzung der Stadt Duisburg unter § 13, Absatz 3 ist unmissverständlich: „Das Baden außerhalb der dafür besonders freigegebenen Stellen ist verboten.“ Schwimmen und Plantschen sind in den Seen also nur im Freibad Wolfssee erlaubt. Abgehalten hat dies die Duisburger in der Vergangenheit aber wohl nie.

Ordnungsamt Duisburg kontrolliert schärfer seit der Corona-Eskalation im August

Gewohnheit gegen Verbot? Neu ist das Hin und Her der Argumente beileibe nicht. Nur eben erneut aufgetaucht durch die Eskalation im vergangenen August, als etliche große Menschengruppen mit zu wenig Abstand den Masurenstrand für Grillpartys und geselliges Beisammensein nutzten. Das Ordnungsamt schritt mit großem Aufgebot ein. Und stellte kurze Zeit später eine Absperrung auf.

Seitdem sind Seenbesucher vom Ufer abgeschirmt – mehr oder weniger. Die Protestler – darunter die Initiative Rettet-die-Sechs-Seen-Platte – sieht das Verwaltungshandeln jedoch nur als Vorwand, jetzt auch gegen das zuvor geduldete Baden vorzugehen. Thomé vermutet sogar eine „Taktik“, die Stadt habe die Situation am Ufer dafür erst eskalieren lassen. Natürlich sei der zu enge Abstand in Corona-Zeiten nicht in Ordnung gewesen, argumentiert der Sprecher der Initiative. Das aber habe nichts mit dem Baden zu tun.

Bürgerinitiative will mit Konzept das Baden am Masurenseeufer ermöglichen

„Unsere Initiative fordert im Interesse der Erholungssuchenden und der Natur eine angemessene, bürgerfreundliche Regelung“, unterstreicht Thomé die Protestaktion mit Worten. Es gebe viele offene Badestellen an der Seenplatte, wo es gefahrlos möglich sei, ins Wasser zu steigen. Ein Konzept, das das Baden ermöglichen könnte, haben die Initiativler bereits erarbeitet. Das müsste in Einklang mit den Plänen für das 6-Seen-Wedau Bauprojekt gebracht werden. Bürger sollen sich an dem Konzept beteiligen können, dann will man es der für das Bauprojekt zuständigen Gebag vorstellen.

Die Initiative „Rettet die Sechs-Seen-Platte“ hat ein Konzept erarbeitet, mit dem sie das Baden in den Seen ermöglichen will.
Die Initiative „Rettet die Sechs-Seen-Platte“ hat ein Konzept erarbeitet, mit dem sie das Baden in den Seen ermöglichen will. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Was das Baden anbelangt, stellt der BI-Sprecher klar: „Es ist doch klar, dass auch viele von den neuen Einwohnern genauso wie die Wedauer oder Badefreudige aus der ganzen Stadt an heißen Tagen gerne einmal ins kühle Wasser springen wollen. Das werden wir uns nicht so einfach verbieten lassen.“ Notfalls könne das vor Gericht ausgetragen werden. Ein Bußgeld wegen Badens hat Thomé neulich bereits aufgebrummt bekommen. Zahlen will er nicht, sondern es auf einen Gerichtsprozess ankommen lassen. Dann könne rechtlich festgestellt werden, so Thomé, ob Satzung und Verordnung der Stadt gültig sind.

<< STADT DUISBURG: DARUM MUSS DAS BADEN VERBOTEN BLEIBEN

  • Das Baden im Masurensee und an den übrigen Ufern der Sechs-Seen-Platte ist seit Jahrzehnten verboten. Die Stadt argumentiert, sie habe hier die Verkehrssicherungspflicht und sei dazu verpflichtet, die Bürger vor Gefahren, die von den Seen ausgehen, zu schützen.
  • Gefahr lauert laut Stadt unter der Wasseroberfläche. Stark schwankende Wassertemperaturen können im Körper zu Schockreaktionen führen. Auch Untiefen stellten eine Gefahr dar. Problem: Eine Badeaufsicht oder Rettungsdienste, die im Unglücksfall für Erste Hilfe bereitstehen, gibt es an den Ufern nicht. Darin liege auch der Unterschied zum erlaubten Wassersport. Hier übernehmen die Vereine die Verkehrssicherungspflicht für ihre Mitglieder.