Duisburg-Wedau. Ordnungskräfte nahmen am Samstag am Masurensee Verstöße auf. Das Gebiet wurde bis auf Weiteres mit einem Zaun gesperrt. Das hielt nicht alle ab.
Die Stadtverwaltung hatte die Duisburger Mitte der Woche noch gewarnt: Wird es zu voll an der Masurenallee und werden Abstandsgebote oder Grillverbote nicht eingehalten, werden Bußgelder verhängt. Am Samstagnachmittag war es dann so weit. Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Polizisten hatten alle Hände voll zu tun. Am späten Samstagabend zieht die Stadt Konsequenzen und sperrt „wegen des extrem großen Andrangs“ Wiesen und Wasserflächen aus Coronaschutzgründen. Ab Sonntag, 9. August, ist der Aufenthalt an der Masurenallee nicht mehr gestattet. Um wirklich sicher zu gehen, wurde sogar ein Zaun aufgebaut. Als die Ordnungskräfte am Sonntag anrückten, stellten sie allerdings fest, dass der Zaun durchbrochen wurde.
Samstagnachmittag vor Ort: Eine Personengruppe treibt träge im Wasser – dabei ist das Baden an dieser Stelle eigentlich verboten. Unzählige Menschen versammeln sich um Grills oder Shishapfeifen – Corona scheint für sie weit weg zu sein. Wie die Badegäste die, oft sehr umfangreiche, Grillausrüstung überhaupt ans Ufer schaffen konnten, ist ein Rätsel. Vom großen Parkplatz am Wolfsee über die Straße Am See und die Masurenallee bis zum Strohweg geht schon am frühen Nachmittag nichts mehr.
Verkehrskollaps in den Straßen rund um den Duisburger Masurensee
Alle regulären Parkplätze sind belegt, alle illegalen Flächen, auf denen man Autos abstellen könnte, längst in Beschlag genommen. Die Menschen beginnen, mitten auf der Masurenallee zu halten und ihre Kofferräume zu entleeren.
Auf der Masurenallee geht es über Stunden nicht vor und nicht zurück, ortsansässige Vereine müssen ihre Parkplätze bewachen, damit niemand die Einfahrt blockiert.
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Denn umdrehen und heimfahren ist für viele keine Alternative, so lange Anfahrtswege haben sie hinter sich. Aus Dortmund, Bochum, Köln, Aachen oder aus den Niederlanden kommen die Menschen nach Duisburg – das verraten die Kennzeichen.
Niemand hält sich an das Grillverbot – Einsatzkräfte in der Unterzahl
Als um 17 Uhr Polizei und Ordnungsamt mit vier Fahrzeugen anrücken, kommt ein wenig Unruhe in die Gruppen, die sich dicht an dicht auf der Wiese tummeln. Per Lautsprecher weist das Ordnungsamt auf das Grillverbot, das Verbot offener Feuer und die Coronaschutzverordnung hin: „Bitte halten Sie Abstand.“
Einige Gruppen packen daraufhin tatsächlich ihre Sachen. Der Großteil aber bleibt, und bekommt von der Polizei noch einmal höchstpersönlich erklärt, dass der Grill sofort zu löschen ist und dass selbst die Hähnchenschenkel, die schon drauf liegen, nicht noch schnell fertiggegart werden dürfen. „Wir haben viele Leute ermahnt und auf die geltenden Regeln hingewiesen. Bußgelder wurden nur in drei Fällen verhängt. Die haben es dann gar nicht eingesehen und wollten unbedingt weitergrillen“, beschreibt Stadtsprecherin Susanne Stölting.
Polizei und Ordnungsamtsmitarbeiter haben viel zu tun. „Da müssten Hundertschaften kommen“, sagt ein Mitarbeiter des Ordnungsamts, und die Mitglieder der umliegenden Vereine glauben das auch. „Morgen ist das doch wieder genauso“, ärgert sich eine Dame, „und wenn die Polizei gleich wieder weg ist, läuft hier alles so wie vorher.“
Eine Vereinskollegin berichtet, wie die Grillgäste in den späten Abendstunden Hecken mit Macheten bearbeiten, um Brennholz für ihre Lagerfeuer zu hacken.
„Wenn es hier einen Notfall gäbe, müsste man sofort den Hubschrauber rufen“
So pendeln die Polizisten über die weitläufige Wiese und erklären Mal um Mal die geltenden Regeln. Immerhin, uniformierte Polizisten schinden ordentlich Eindruck, viele Gruppen – im Übrigen meistens mehr als die erlaubten zehn Mann stark – löschen ihre Grills. Doch, und diese Bedenken äußern alle Anlieger, sobald die Einsatzkräfte weg sind, werden alle Regeln über Bord geworfen.
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Am Samstagabend sperrt das Ordnungsamt die Masurenallee dann an der Kreuzung zur Straße Am See, die Seebesucher können noch raus, mit dem Auto kommt aber keiner mehr rein. Das führt zu einer merklichen Entspannung auf der Straße.
„Wenn es hier einen Notfall gäbe, müsste man sofort den Hubschrauber rufen. Hier kann überhaupt keine Rettungsgasse gebildet werden“, befürchtet ein Polizist. Derweil schreibt das Ordnungsamt fleißig Knöllchen.
Ordnungsamt sperrt Masurenallee am Samstagabend
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Am späten Samstagabend reagiert schließlich die Stadt offiziell und teilt mit: „Die wegen der Coronapandemie erforderlichen Abstandsregelungen lassen sich bei einer so hohen Anzahl von Besuchern nicht mehr einhalten.“
Deshalb ist ab sofort kein Aufenthalt mehr an der Masurenallee gestattet. Stadtsprecherin Susanne Stölting fügt hinzu: Duisburg verfügt über eine Vielzahl von Naherholungsgebieten. Es gibt also viele Alternativen, die heißen Sommertage mit Blicks aufs Wasser zu genießen. Bereits stark frequentierte Bereiche sollten dabei allerdings gemieden werden.
Am Sonntagmorgen hatten allerdings rund 20 Personen den Zaun durchbrochen und hielten sich auf der gesperrten Fläche auf. Nun sind Kräfte des Ordnungsamtes vor Ort und kontrollieren, dass sich dort niemand niederlässt. Susanne Stölting: „Es soll ja noch die ganze Woche heiß bleiben. Der Bereich bleibt bis auf Weiteres gesperrt.“
>> Bade- und Grillverbote in Duisburg
• In Duisburg gilt in allen Gewässern ein striktes Badeverbot, mit drei Ausnahmen. Der Kruppsee, der Wolfsee und der Großenbaumer See mit ihren Freibädern sind zum Schwimmen freigegeben.
• Weil laut dem deutschen Wetterdienst in den nächsten Tagen der Graslandfeuerindex 4 bis 5 gilt, ist das Grillen auch innerhalb ausgewiesener Flächen verboten – zum Beispiel am Masurensee.
• Darüber hinaus ist das Grillen in Landschafts- und Naturschutzgebieten ohnehin untersagt.