Duisburg-Ruhrort. Der Duisburger Dirk Schirok glaubt nicht, dass die „Halle 2“ auf der Mercatorinsel verhindert werden kann. Trotzdem will er gehört werden.

„Das ist Verwahrlosung“, seufzt Dirk Schirok und blickt aus dem Fenster seiner Ruhrorter Wohnung – direkt auf die Rhein-Ruhr-Mündung und die Rheinorange. Dieser Blick wird schon bald durch eine große Halle des Duisburger Hafens getrübt werden, da macht sich der Ruhrorter keine Illusionen. „Die Halle wird natürlich gebaut werden, mir ist es nur wichtig, dass der Unmut der Duisburger darüber gehört wird.“ Auf der Mercatorinsel, die übrigens der Hafengesellschaft Duisport gehört, soll die „Halle 2“ gebaut werden, 300 Meter lang, 85 Meter breit und zwölf Meter hoch.

Per Bürgereingabe hat er deswegen einige Forderungen an die Stadt gestellt, etwa per Dringlichkeitsbeschluss den Bau der „Halle 2“ zu stoppen. Aber auch auf die potenziellen, neuen Arbeitsplätze geht Schirok ein. Dass der Neubau neue Stellen schafft, ist vielleicht das stärkste Argument von Duisport für die Halle. Dirk Schirok bezweifelt die Qualität der neuen Arbeitsplätze und hat deswegen beantragt, die „Beschaffenheit“ der Arbeitsplätze der benachbarten „Halle 1“ aufzuschlüsseln, etwa nach der Anzahl der Teilzeitstellen oder Minijobs.

Duisburger fürchtet Lärm der neuen Logistikhalle von Duisport

Ruhe vor dem Sturm: Über der Duisburger Mercatorinsel ziehen dunkle Wolken auf, die Hafengesellschaft Duisport will an der Mündung von Rhein und Ruhr eine große Logistikhalle bauen.
Ruhe vor dem Sturm: Über der Duisburger Mercatorinsel ziehen dunkle Wolken auf, die Hafengesellschaft Duisport will an der Mündung von Rhein und Ruhr eine große Logistikhalle bauen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Wichtig ist Schirok aber auch der Lärmschutz, so fordert er von der Stadt Duisburg ein Lärmschutzgutachten, bezogen auf die Anwohner gegenüber der Mercatorinsel, die vor allem den zu erwartenden Lkw-Lärm behandeln soll. „Das Problem kennen wir hier mit den Schiffen, die vor der Mercatorinsel ankern“, sagt Schirok, „die lassen oft ihre Dieselmotoren laufen, obwohl es dort Landstromanschlüsse gibt.“ Eine ähnliche Belastung befürchtet der Duisburger jetzt durch die Lastwagen.

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Für Dirk Schirok ist das Vorhaben, auf der Mercatorinsel eine zweite Halle zu errichten, ein „Raub an Potenzial“. Das „Herz der Stadt“, dass der Zusammenfluss von Rhein und Ruhr auf dem Stadtplan markiere, habe Besseres verdient, findet der Duisburger, und wundert sich, „dass das in anderen Ruhrgebietsstädten ja auch funktioniert. Bochum, Essen oder Dortmund, schreibt Schirok in seiner Bürgereingabe, seien „mittlerweile in praktisch allen relevanten Belangen, wie Beschäftigungsquote, Durchschnittseinkommen, Ausbau des ÖPNV, Kulturangebot, Anzahl der Handwerksbetriebe und mehr deutlich besser aufgestellt.“

Deswegen wundere er sich, dass sich die Stadt Duisburg „die Entwicklung hin zu einer pulsierenden und lebenswerten Stadt auf viele Jahrzehnte hin“ selbst verbaue, eben mit einer „deutlich unterwertigen Nutzung“ eines Filetstücks am Wasser durch Logistikbetriebe. Dabei denke er, natürlich, auch an die Tiger & Turtle-Debatte.

Duisport verspricht: Keine Zustände wie früher mit riesigen Schüttgutbergen

Thomas Hüser, Sprecher von Duisport, verspricht, dass „die Zustände, wie sie früher zu Schüttgut-Zeiten herrschten“, nicht wiederkehren werden, und bezieht sich vor allem auf die Lärm- und Staubbelastung, die mit den riesigen Schüttgutbergen einherging. Darüber hinaus rechnet der Hafen, der mit seiner Zentrale auch in Ruhrort beheimatet ist, „mit keiner signifikanten Mehrbelastung des Standortes Ruhrort“. Die Verkehrslage schätze man, besonders im Hinblick auf Lkw-Verkehre, auch in Zukunft als vergleichsweise ruhig ein.

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Schon im Juli hatte sich Hüser als Sprecher für den Hafen zu der Debatte um die schmucklose Halle an einem der kulturellen und identifikationsstiftenden Epizentren der Stadt an Rhein und Ruhr geäußert. Wichtig war ihm dabei die Bedeutung des Hafens als Arbeitgeber in Duisburg.

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„Mittlerweile arbeitet mindestens jeder achte Duisburger bei Duisport selbst oder einem Kundenunternehmen auf unserem Hafengelände“, erklärte er, insgesamt seien in der Region 50.000 Menschen direkt oder indirekt vom Hafen abhängig. Anders als in vielen anderen Branchen sei der Hafen zur Pandemiezeit auch nicht in die Kurzarbeit gegangen und habe so die Arbeitsplätze vieler Menschen gesichert.

>> HALLE 2: CHRONIK DES WIDERSTANDS

• Der Eigentümer der Ruhrorter Schifferbörse hat eine Klage gegen die Halle 2 eingereicht, weil er den Denkmalwert der Schifferbörse gefährdet sieht.

• Die Klage wurde vom Düsseldorfer Verwaltungsgericht abgelehnt, eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster steht aus.

• Der Bürgerverein Ruhrort enthielt sich der Diskussion, um den Verein nicht zu spalten. „Auch bei uns wurde das Thema kontrovers diskutiert“, erklärte der Vorsitzende Dirk Grotstollen.