Duisburg-Süd. . Duisburger Feuerwehr hält Risiko für „nicht beherrschbar“. St. George’s School fürchtet ein Leck – und will wohl auch gegen die Pipeline klagen.

Geht die CO-Pipeline in Betrieb und kommt es zu einem Leck der Leitung, dann haben die Menschen im Umfeld keine Chance. Das geht aus dem Antwortschreiben der Duisburger Feuerwehr auf den offenen Brief von Erich Hennen, dem Vorsitzenden der Initiative COntra Pipeline, hervor. Beide Schreiben liegen der Südredaktion vor. Die Antwort der Feuerwehr liefert zwar keine neuen Erkenntnisse. Nach den jüngsten Entwicklungen um das umstrittene Projekt – nach dem Planänderungsbeschluss der Bezirksregierung hatte sich der BUND als Kläger dagegen eingeschaltet – schaltet sich jetzt aber auch die St. George’s School in die Diskussion darum ein.

Pipeline verläuft zehn Meter hinter St. George’s School

Zehn Meter entfernt von der Schule mit ihren hunderten Schülern und Beschäftigten verlaufen die Rohre im Boden, die für Covestro Kohlenmonoxid zwischen dem Chemiewerk in Dormagen und dem Werk in Krefeld-Uerdingen transportieren sollen. Eine Nähe, die den Eltern der Schüler und Stuart Horton Sorgen bereitet. „Das Gas ist hoch toxisch, geruchlos, und man kann es nicht sehen“, sagt der Geschäftsführer des Schulträgers Aera Immobilien. Bei einem Leck, befürchtet er, „tötet es alle Menschen, alle Lebewesen in der Umgebung“. Die Gefahr eines solchen Lecks schätzt er als realistisch ein – nicht zuletzt deshalb, weil „die Leitung auf dem Grund eines Gartenbauunternehmens läuft. Die arbeiten dort mit schweren Maschinen.“

Die Schule überlegt, gegen die CO-Leitung zu klagen

Die Schule hat eine Kanzlei beauftragt, „den Sachstand zu prüfen“, und will gegebenenfalls gegen die CO-Leitung klagen. Warum erst jetzt, nach jahrelangen Gerichtsverfahren? Die Schule habe sich schon viel früher mit der Gasleitung befasst, sagt Horton. „Aber damals wurde uns suggeriert: Das Projekt ist tot, wir brauchen uns nicht weiter zu kümmern.“

Auf ein Leck nahe der St. George’s School oder in anderen Wohngebieten gründet sich das Szenario für den schlimmsten Fall, das die Gegner der Pipeline skizzieren. Ihre Befürchtung: Es würde Tote geben. Viele.

Gefahr ist „nicht durch Feuerwehr beherrschbar“

Oliver Tittmann, der leitende städtische Branddirektor, verweist im Antwortschreiben auf Erich Hennens offenen Brief auf Stellungnahmen von 2012. Damals äußerte sich die Feuerwehr so: Es sei „damit zu rechnen, dass nach Inbetriebnahme ein erhebliches Gefahrenpotenzial vorhanden ist, das bei Betrachtung des Worst-Case-Szenarios nicht durch Feuerwehr und Rettungsdienst beherrschbar ist.“ Eine Passage der damaligen Vorlage, die Tittmann nicht zitiert, ist deutlicher: „Eine Katastrophe ist bei einer größeren Leckage unabwendbar.“

Mit einer Klage befände sich die St. George’s School in zahlreicher Gesellschaft: 40 Klagen gegen die Gasleitung sind noch anhängig, darunter auch eine der Stadt Duisburg. Dazu kommen ein gutes halbes dutzend weitere Klagen gegen den jüngsten Planänderungsbeschluss der Bezirksregierung.

Pipeline-Gegner vermissen Unterstützung durch Politik

Was Erich Hennen als Vorsitzender der Initiative COntra Pipeline besonders vermisst, ist die Unterstützung der Politik. Jüngst hat er allen Landtagsmitgliedern und den Mitgliedern der Bezirksvertretung Süd einen Flyer zugesandt, in dem die Initiative vor möglichen Gefahren der Kohlenmonoxidleitung warnt. „Die Politiker wissen ganz genau, dass passieren kann, was wir immer wieder beschreiben“, sagt Hennen. Reagiert hat nicht ein einziger Politiker. Im Landtag stand das Thema CO dennoch im November auf der Tagesordnung: Dort diskutierte man über die Gefahren von Kohlenmonoxid – in Shisha-Bars.

<<< ES GIBT ZU WENIG ÜBERDRUCKKAMMERN

Die Stellungnahme der Feuerwehr von 2012, aus der Tittmann zitiert, enthält unter anderem folgende Passagen:

  • Zur „Warnung der Bevölkerung“ müssten Sirenen installiert werden für den Fall eines Lecks. „Besondere Probleme ergeben sich durch fehlende oder nicht ausreichende Zufahrtsmöglichkeiten für Einsatzkräfte, da nach derzeitiger Einschätzung davon auszugehen ist, dass die durch Sirenen alarmierten Anwohner die Ausfallstraßen mit ihren Fahrzeugen blockieren werden.“
  • Menschen mit zu viel Kohlenmonoxid im Blut müssen in Überdruckkammern behandelt werden. Eine solche Behandlung „ist nur sehr eingeschränkt möglich, da es für eine größere Anzahl von Patienten keine ausreichende Anzahl von Überdruckkammern gibt.“
  • Tittmann fügt an: „Aus heutiger Sicht ist die Sachlage unverändert äußerst kritisch zu bewerten.“