Duisburg-Buchholz. . Gegen die geplanten Kirchen-Schließungen im Duisburger Süden regt sich Protest. Die Kritik ist vor allem aus Serm laut: „Uns hat keiner gefragt.“

Informiert über das Projekt „Pfarrei ohne Grenzen“ und die dort vorgestellten Spar-Vorschläge waren die Mitglieder der Großpfarrei St. Judas Thaddäus bereits. Am Samstagabend hatten sie im Rahmen einer Pfarreiversammlung in der Buchholzer Pfarreikirche Gelegenheit, über das Konzept zu diskutieren. Diese nahmen viele Gemeindemitglieder gerne wahr, die zum Teil mit Bussen aus den umliegenden Gemeinden zum Veranstaltungsort anreisten. Deutlich wurde: Nicht alle wollen sich mit den bereits beschlossenen Plänen abfinden.

Sermer hinterfragen die Entscheidung zur Schließung

Für Diskussionen sorgte zum Beispiel die Absicht, sechs Kirchen im Süden zu schließen. Markus Happel, der das Konzept erläuterte, ist sich sicher, dass damit im Jahr 2030 die Schwarze Null erreicht werden kann: „Das ist alles solide und seriös gerechnet.“ Dass auch ihre Herz-Jesu-Kirche dicht gemacht werden soll, wollten die in großer Anzahl erschienenen Sermer nicht akzeptieren. Johannes Issel empört sich: „Das ist ein Haus Gottes, das ist geweiht worden, das gibt man nicht so einfach auf.“ Sein Sohn Christoph vermisst die Transparenz und fragt: „Wie ist es zu der Entscheidung gekommen, die Sermer Kirche zu schließen? Wir waren nicht eingebunden, uns hat keiner gefragt.“ Der Sermer vermutet, dass man keine Lobby hat: „Von uns ist halt niemand in den wichtigen Gremien.“

Sermer fordern: Ehrenamtliche stärker einbinden

Marlies Schmitz bot an, die Sermer Kirche vom Förderverein finanzieren zu lassen: „Das kriegen wir hin, wir haben damals auch den Bau der Kirche hinbekommen.“ Das Konzept der stärkeren Einbindung von Ehrenamtlichen zu fördern, unterstützt sie voll: „Bildet uns aus, das ist der richtige Weg, die Kirche wieder lebendiger zu machen.“

In der Tat könnte es dazu kommen: Denn eine wesentliche Rolle in dem Prozess spielt auch der massive Priestermangel, der die Kirche vor große organisatorische Probleme stellt. Aus diesem Grund wurden nicht nur Sparvorschläge eingefordert, auch neue Wege für die kirchliche Arbeit sollten von den Arbeitsgruppen entwickelt werden. Die damit betrauten Mitglieder der Pfarrei bieten mit ihrem Konzept, das mittlerweile dem Bistum zur Begutachtung vorliegt, durchaus Lösungen an und setzen dabei auf eine verstärkte Mitarbeit engagierter Ehrenamtlicher.

Heinz-Dieter Kornwebel lobte das Engagement der Sermer Katholiken: „Ich finde es toll, wie die sich für den Erhalt ihrer Kirche einsetzen.“ Er selbst muss seit Jahren ansehen, wie die Hüttenheimer Kirche Maria Himmelfahrt verfällt: „Ich war dort viele Jahre Messdiener, das ist eine Schande.“

<<< KIRCHENSCHLIESSUNGEN SPAREN MILLIONEN

Das Bistum Essen hat es den Pfarreien selbst überlassen, im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses Einsparungsvorschläge zu entwickeln. Vorgegeben war nur die Größenordnung der Einsparungen: Ausgehend vom Basisjahr 2013 soll bis 2020 ein Drittel und bis zum Jahr 2030 die Hälfte der Kosten eingespart werden.

Teuer ist unter anderem der Erhalt der Kirchen: Allein die bestehenden Kirchen- und Gemeindegebäude kosten die Pfarrei St. Judas Thaddäus bis zum Jahr 2030 3,5 Millionen Euro. Sechs Kirchen sollen daher geschlossen werden: St. Joseph (Wedau), St. Raphael (Bissingheim), St. Stephanus (Ungelsheim), Herz Jesu (Serm), St. Suitbert (Wanheim) und St. Maria Himmelfahrt (Hüttenheim).