Duisburg-Buchholz. . Die Bezirksvertretung Duisburg-Süd hat ein Wartemarkensystem im Bezirksamt beschlossen. Interne Kritik gibt es an Dezernentin Daniela Lesmeister.

Als unwürdig empfindet Beate Lieske die Situation im Buchholzer Bürgerservice. „Die Menschen stehen dort stundenlang an“, sagt die Fraktionsvorsitzende der SPD im Duisburger Süden. Wer etwa seinen neuen Personalausweis abholen oder seinen Wohnsitz ummelden möchte, „muss sich dafür extra einen Tag freinehmen und traut sich nicht, auf die Toilette zu gehen.“ Daran soll sich schleunigst etwas ändern, da sind sich alle Parteien einig und haben daher jetzt einstimmig beschlossen, dass die Verwaltung im Bürgerservice künftig Wartemarken einsetzt und einen Wartebereich mit Sitzplätzen einrichtet.

„Wir wollen würdevolle Wartezustände“, erläutert Lieske die Absicht hinter dem Beschluss, der zu einem Antrag von SPD und Grüne gefasst wurde. Die Wartemarken und eine Anzeige, welcher Nummer gerade geholfen wird, sei unerlässlich, findet auch Bezirksbürgermeister Volker Haasper. „Es gibt im Bezirksamt zwar Stühle, die Leute benutzen sie aber nicht, sondern stehen stundenlang an, aus Angst, den Platz in der Schlange zu verlieren.“

Personaldesaster ist nicht zu lösen

Durch Wartemarken könnte man ruhigen Gewissens auf die Toilette gehen und sogar ein Café oder eine Eisdiele besuchen. Dieses System wird im Bürgerservice in Hamborn seit einem Jahr erfolgreich angewandt. Dort wurde es eingeführt, weil sich die Leute wegen der langen Wartezeiten mehrmals bedroht und geprügelt hatten. Solche Vorfälle seien dem Beschluss für Buchholz aber nicht vorausgegangen. „Bei uns geht alles gesittet zu“, sagt Haasper.

Die Wurzel der Probleme im Bürgerservice bleibt von den beschlossenen Änderungen jedoch unberührt. „Das Personaldesaster können wir damit nicht lösen“, räumt Beate Lieske ein. Sie macht hauptsächlich die zu hohe Arbeitsbelastung der sieben Mitarbeiterinnen an der Sittardsberger Allee für die langen Wartezeiten verantwortlich. Das Team kommt laut Haasper nicht einmal mehr dazu, „die Post abzuarbeiten, weil Kunden vor der Tür stehen“. Zudem würden die Angestellten von Bürgern mit giftigen Blicken bedacht oder angemotzt, wenn sie in die Pause gehen.

Seit April musste die Behörde zweimal schließen

Dass die Arbeit im Bürgerservice dem Team unter diesen Umständen an die Nieren geht, kann Volker Haasper gut verstehen: „Das ist eine Depressionsspirale.“ Seit April musste die Behörde zweimal schließen, da sich fünf Kolleginnen gleichzeitig krankgemeldet hatten. Um diesen Personalausfall aufzufangen, hatte die Stadt dort Mitarbeiter aus anderen Bezirksämtern zeitweilig hinversetzt.

„Durch unseren Antrag sollen die Alarmglocken beim Oberbürgermeister schrillen“, sagt Lieske, denn die Situation für das Personal zu verbessern, sei Sache von Sören Link und seiner Verwaltung. Mögliche Lösungsansätze könnten, findet Haasper, ein besserer Personalschlüssel sein, andere Öffnungszeiten oder ein Online-System, mit dem man Termine beim Bürgerservice buchen kann.

Indes hat die zuständige Dezernentin Daniela Lesmeister offenbar Öl ins Feuer gegossen. Sie hatte angeordnet, dass die Mitarbeiterinnen des Bürgerservices Duisburg-Süd künftig am ersten Tag, an dem sie sich krankmelden, den Amtsarzt für eine Bescheinigung aufsuchen müssen. Das geht aus einem internen Schreiben des Personalrates hervor. Die Dezernentin habe „auf die Situation in unangemessener Weise reagiert“, heißt es in dem Schreiben an den Oberbürgermeister, denn ein „solches Vorgehen widerspricht den in dieser Stadtverwaltung geltenden Regelungen und Leitbildern“. Der Personalrat fordert von Link, dass er die Anordnung aufhebt.

Verwaltung prüft Maßnahmenbündel

Regulär muss ein Krankenschein erst nach einigen Tagen eingereicht werden. Hinter Lesmeisters Anweisung steht mithin der Verdacht gegenüber den Mitarbeiterinnen, sie wären nicht zufällig gleichzeitig krank gewesen, sondern hätten blau gemacht.

Ob diese Maßnahme bereits in Kraft ist oder schon aufgehoben wurde, dazu schweigt sich die Stadt aus. Man erteile, so ein Sprecher, keine Auskunft „über Inhalte und Ergebnisse von Personalgesprächen“.

Aber die Verwaltung prüfe ein Maßnahmenbündel, um die derzeitigen Zustände in Duisburgs Bürgerservices für die Bürger und die Mitarbeiter zu verbessern. Dazu gehören mehr Personal für die Spitzenzeiten, Aufrufanlagen sowie Schulungsangebote. Bereits erfolgt seien intensive Personalgespräche mit den Amtsleitern.