Duisburg-Süd. . Fünf von zehn katholischen Kirchen im Duisburger Süden sollen schließen. Aber: Ins Wohnquartier Wedau-Süd soll ein neues Gemeindezentrum kommen.
Fünf von zehn katholischen Kirchen im Süden sollen in den nächsten Jahren geschlossen werden. Welche Gemeinden es genau trifft, ist noch nicht klar.
Der Kirchenvorstand der Pfarrei Judas-Thaddäus mit Pfarrer Roland Winkelmann an der Spitze, der Pfarrgemeinderat, Mitarbeiter der Gemeinden und zwei Vertreter des Bistums haben sich jetzt zum ersten Mal zusammengesetzt. Sie arbeiten ein Konzept im Rahmen des sogenannten Pfarreientwicklungsprozesses aus. Bis Ende des Jahres soll es diskutiert und dann dem Ruhrbischof zur Entscheidung vorgelegt werden.
Pfarrer: „Es ist nicht so, dass am 1. Januar die ersten Kirchen geschlossen werden“
„Es ist nicht so, dass am 1. Januar 2018 die ersten Kirchen geschlossen werden“, versichert Roland Winkelmann im Gespräch mit der Redaktion. Aber bis 2020 müssen 35 Prozent des Haushaltes eingespart werden, bis 2030 sind 41 Prozent vorgesehen. So lautet die Vorgabe aus dem Bistum. „Das wird im Einzelfall hart werden, es kommt noch einiges auf uns zu“, prophezeit Winkelmann.
Dass gespart werden muss, steht außer Frage. In den letzten zehn Jahren sank die Zahl der Katholiken im Duisburger Süden von 30 000 auf aktuell 25 000. Im Jahr 2030 geht man von weniger als 20 000 Gläubigen aus – ein Rückgang um mehr ein Drittel innerhalb von 25 Jahren. „Wir haben gemessen an der Zahl der Gläubigen zu viele Gebäude“, sagt der Pfarrer. Dabei meint er nicht nur die Kirchen, sondern auch Gemeindeheime, Pfarrhäuser und Pfarrbüchereien.
Buchholz zählt sechsmal so viele Gläubige wie Serm
Es gibt einen Kriterienkatalog, nach dem entschieden wird, welche Kirchen letztendlich aufgegeben werden. Folgendes spielt eine entscheidende Rolle: die Zahl der Gottesdienstbesucher, ein aktives Gemeinedeleben, die Erreichbarkeit der Kirche. Liegen zwei Kirchen nahe beieinander, ist es wahrscheinlich, dass eine aufgegeben wird. Sind die Gottesdienste schlecht besucht, bedeutet dies einen Minuspunkt.
Dazu hat die Pfarrei übrigens im ersten Halbjahr 2016 Zahlen gesammelt. „So pauschal kann man natürlich nicht vorgehen. Es ist klar, dass in einer Gemeinde wie Buchholz mit 6000 Gläubigen mehr Leute in die Kirche kommen als in Serm mit 1000 Gemeindemitgliedern“, relativiert Winkelmann.
Pfarrbüchereien könnten zum Auslaufmodell werden
Die Pfarrbüchereien könnten zum Auslaufmodell werden. „Die tun sich schwer. Zumal die meisten neuen Medien ausleihen“, so Winkelmann.
Das Einsparpotenzial bei den Pfarrhäusern hält sich in Grenzen. Etliche sind ohnehin schon vermietet, etwa in Bissingheim oder Großenbaum.
Bei diesem Entwicklungsprozess sollen nicht nur Gebäude eingespart werden. Es geht auch um die Weiterentwicklung zu einer modernen Kirche. „Das Ziel ist, mehr auf die Menschen zuzugehen.“ Nach dem Motto: Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, müssen wir zu den Menschen gehen. Eine Idee ist ein mobiles Kirchencafé auf Marktplätzen. Es steht auch zur Diskussion, ob alte Strukturen wie die traditionellen Frauengruppen noch in die heutige Zeit passen.
Am 13. Mai geht die Diskussion in der Runde weiter.
Neues Gemeindezentrum im Neubaugebiet angedacht
Gegen den Trend ist auch ein neues Gemeindezentrum angedacht. Und zwar im Neubaugebiet auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs zwischen Wedau und Bissingheim. „Es besteht die Idee, dort zu bauen, wo das Leben ist. Mittendrin in dem neuen Wohngebiet“, erzählt Roland Winkelmann.
Diese Überlegung hat auf jeden Fall Auswirkungen auf die bisherigen Standorte der Gemeinden St. Joseph in Wedau und St. Raphael in Bissingheim. Drei Standorte in unmittelbarer Nähe wird die Großpfarrei Judas Thaddäus in Zeiten des Sparzwangs nicht unterhalten können.
Keine Kooperation mit der evangelischen Gemeinde
Ursprünglich hatte man an eine Kooperation mit der evangelischen Gemeinde gedacht. „Das ist vom Tisch. Die evangelische Kirche hat andere Pläne“, sagt Winkelmann.
Was mit all den Kirchen-Immobilien passiert, die im Duisburger Süden frei werden, sollte nach seiner Meinung zügig entschieden werden. „Sobald feststeht, welche Gebäude aufgeben werden, sollte man sich darüber unterhalten“, sagt Roland Winkelmann – anders als in St. Maria Himmelfahrt geschehen. Die Kirche an der Mündelheimer Straße steht nach zehn Jahren immer noch leer.