Duisburg. Rahmenplan für 90 Hektar ehemalige Bahnflächen zwischen Wedau und Bissingheim: Auf zwei Dritteln soll in den nächsten Jahren Wohnungsbau entstehen. 30 Hektar für „Campus-Quartier“.

Wo zwischen alten Gleistrassen kleine Birkenwäldchen zu stattlicher Größe sprossen, soll bis zum Ende des Jahrzehnts ein schicker neuer Stadtteil entstehen. Bis zu 3000 Wohneinheiten haben zwei Planungsbüros in ihrem Entwurf für den Rahmenplan vorgesehen. Es ist das größte Duisburger Stadtentwicklungsprojekt, das Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft (BEG), Deutsche Bahn AG (DB) und Stadt in einer Kooperation vorantreiben. „Es wird weit über die Grenzen der Stadt hinausstrahlen“, frohlocken OB Sören Link und Baudezernent Carsten Tum.

Lärmschutzwall bis 15 Meter hoch

Ihre Hoffnung: Ebenso wie die neuen Bauflächen im Huckinger Angerbogen soll die „Neue Gartenstadt“ auch ein Angebot für Immobilien-Interessenten aus dem Raum Düsseldorf sein. Die Neubürger sollen die Duisburger Einwohnerzahl stabilisieren, das neue Viertel eine Verbindung schaffen zwischen Wedau und Bissingheim und mit neuer Handel die chronische Unterversorgung der beiden Alt-Quartiere beheben.

Bis zu 15 Meter hoch wird der Lärmschutzwall, der das Wohngebiet von der Güterbahntrasse abschirmt. Die mit porösem Gestein gefüllten Gabionen verhindern eine Reflexion des Lärm nach Bissingheim.
Bis zu 15 Meter hoch wird der Lärmschutzwall, der das Wohngebiet von der Güterbahntrasse abschirmt. Die mit porösem Gestein gefüllten Gabionen verhindern eine Reflexion des Lärm nach Bissingheim. © Stadt Duisburg

Die Planer haben kräftig draufgesattelt – bislang war nur von 1800 Häusern und Wohnungen die Rede. Die Verdichtung ist wohl dem größten Entwicklungshindernis geschuldet: dem Lärm der benachbarten Güterbahn-Trasse und den neuen Zubildungsgleisen, auf denen die Bahn die Waggons zusammenstellt.

Die Emissionen bekommen die Planer nur mit massivem Schallschutz in den Griff. Bis zu 15 Meter hoch ist vom Scheitel bis zur Sohle ein zwei Kilometer langer Wall südlich der Wedauer Brücke, deutlich niedriger kann er im nördlichen Bereich sein, wo die Anforderungen für die Abschirmung von 30 Hektar Gewerbeflächen deutlich niedriger sind. „Den Schienenbonus gibt es nicht mehr“, erklärte BEG-Geschäftsführer Thomas Lennertz, die Absenkung des Limits um 5 dB/a durch die Änderung der Lärmschutzverordnung zum 1. Januar. 2015. „Ohne Lärmschutz keine Baugenehmigung“, beschreibt Dirk Wlocka, der städtische Projektleiter, die Konsequenz. Dabei: Wirksamer Lärmschutz ist auch die wichtigste Bedingung für die Vermarktbarkeit der geplanten Immobilien.

Finanzieller Aufwand

Die gestiegenen Anforderungen erhöhen auch den finanziellen Aufwand erheblich: Rund 35 Meter breit wird ein 12 Meter hoher Erdwall, mit zwei Jahren Bauzeit rechnen die Planer allein hier. Erforderlich, weil der Gleiskörper so breit ist, dass Versuche, Gleise einzeln abzuschirmen, keinen Erfolg versprechen. Auf dem Wall sollen drei Meter hohe Gabionen stehen. Die Stahlkäfige werden mit porösem Gestein gefüllt. Das absorbiert den Schall und verhindert damit auch, dass der in Richtung Bissingheim reflektiert wird. Außerdem werden sie nicht durch Sprayer verunstaltet, hofft Wlocka: „Man braucht einfach zu viel Farbe.“

Die Erde muss nicht herangekarrt werden: Nachdem Altgleise entfernt und Schotter abgetragen würde, werden die oberen 1,5 Meter auf der gesamten Fläche abgetragen – mehr als genug, um damit den Wall aufzutürmen. Die Bodenuntersuchungen im vergangenen Jahr hätten keine Verunreinigungen zutage gefördert, die einen tieferen Aushub erfordern, erklärte BEG-Chef Lennertz. Nach Abschluss soll die Fläche altlastenfrei den Investoren übergeben werden, die dann mit der Bebauung beginnen können.

Auch sozialer Wohnungsbau

Einfamilienhäuser (aber auch Geschosswohnungsbau) werden auf den 60 Hektar entstehen. Bis zu fünf Geschosse soll es in die Höhe gehen. So etwa auch am Ufer des Masurensees, der sich mit einer Promenade zur attraktivsten Adresse entwickeln könnte. Auch hier muss es Lärmschutz in den oberen Geschossen geben. Statt dessen feine Einzelhäuser ans Seeufer zu bauen, sei nicht möglich, sagt Dirk Wlocka, „weil dann die Bewohner der mehrstöckigen Häuser in die Gärten schauen. So können mehr Bewohner den Seeblick genießen“. Auch sozialer Wohnungsbau ist in bescheidenem Umfang auf dem Areal vorgesehen – er werde sich in der Größenordnung von 200 Wohneinheiten bewegen, so Baudezernent Carsten Tum.

Für den alter Wasserturm sucht die Bahn noch einen Liebhaber. Er soll als Landmarke erhalten bleiben. 52 Kilometer Altgleis werden nun abgebaut.
Für den alter Wasserturm sucht die Bahn noch einen Liebhaber. Er soll als Landmarke erhalten bleiben. 52 Kilometer Altgleis werden nun abgebaut. © Stephan Eickershoff/ Funke Foto Services

Über zwei neue Anschlüsse von der Wedauer Brücke wird Zu- und Abfahrt zu beiden Seiten der Wedauer Brücke möglich sein, unmittelbar südlich der Brücke ist Einzelhandel vorgesehen, der auch die Defizite in Wedau und Bissingheim beheben soll. Dafür gebe es seit Bekanntwerden des Rahmenplans bereits rege Nachfrage von Investoren, sagt Dirk Wlocka: „Von den üblichen Verdächtigen, aber auch von anderen.“

Fußläufig und per Rad werden die Bissingheimer das neue Stadtteilzentrum über eine Brücke erreichen, die in Höhe des Wasserturms die Gleise überspannen soll. Geplant außerdem: eine neue Grundschule, deren genauer Standort noch nicht feststeht. „Im Gegenzug ist vorgesehen, die Grundschule am See in Wedau zu schließen“, erklärt Projektleiter Wlocka. Dass viele Wedauer mit großem Bedauern Abschied nehmen von „ihrer“ Schule, die unlängst den 100. Geburtstag feierte, darf als sicher gelten.

So geht es weiter

Die Bezirksvertreter aus dem Süden werden über die künftige Bebauung des ehemaligen Bahnareals in einer Sondersitzung zu dem Thema am Dienstag, 31. Mai, entscheiden. Die Bezirksvertretung Mitte wird sich in ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag mit dem Rahmenplan beschäftigen.

Danach geht die Beschlussvorlage am 3. Juni zur Vorberatung in den Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr und am 7. Juni in den Umweltausschuss. Die Entscheidung soll in der Ratssitzung am 20. Juni fallen. Stimmt der Rat zu, kann die Detailplanung für die Entwicklung beginnen

30 Hektar für Technologie, Forschung und Unternehmen 

Auf dem Laptop-Bildschirm von Prof. Dr.-Ing. Thomas Kaiser entsteht auf 30 Hektar ehemaliger Bahnfläche nördlich der Wedauer Brücke ein Quartier für universitäre Forschung, junge Technologie-Firmen und die Entwicklungsabteilungen großer Konzerne. Der Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs & Wissenstransfer an der Universität Duisburg-Essen (UDE) treibt für die Uni die Planung für einen „Cross Innovation Campus“ auf dem Areal hinter den Altgebäuden an der Werkstättenstraße voran: „Es geht um die Industrie der Zukunft und all das, was die digitale Wirtschaft dazu benötigt.“

Ein Auge auf die 38 000 Quadratmeter große, ehemalige Richthalle hat Kaiser, der selbst in Wedau lebt, schon seit Jahren geworfen. „Die Chance auf Realisierung stehen 50:50“, sagt der 51-Jährige heute über seine Pläne, die er vor einem Jahr bereits NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) im Entwurf vorgestellt hat.

Der ältere Teil des Daches der 38 000 Quadratmeter großen ehemaligen Richthalle soll erhalten bleiben.
Der ältere Teil des Daches der 38 000 Quadratmeter großen ehemaligen Richthalle soll erhalten bleiben. © Martin Schroers/ Funke Foto Services

Seither haben Kaiser und andere Netzwerker der UDE in vielen Gesprächen ihr Projekt vorgestellt. Darunter natürlich die großen Energie- und Technologie-Konzerne der Region sowie weitere bekannte Namen. „Es gibt bei vielen ein prinzipielles Interesse, sich hier zu engagieren“, resümiert Kaiser. Die Möglichkeit, mit eigenen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung näher heranzurücken an die universitäre Kompetenz, werde als Chance erkannt: „Unsere Welt ist viel dynamischer geworden, darauf müssen sich die Unternehmen künftig einstellen“, erklärt der Prorektor.

Start-ups unter einem Dach

Die zahlreichen Studenten und Doktoranden von Universitäten in der Region, die aus ihren Ideen junge Unternehmen machen, sollen unter dem Dach Richthalle mit ihren Start-ups arbeiten. „Für sie ist ein gemeinsamer Raum wichtig, weil alle vor den gleichen Fragen und Problemen stehen.“ Der neuere Teil des Daches, er ist von 1967, würde dazu abgerissen, der ältere Bereich aus dem Jahr 1911 könnte stehenbleiben, erläutert Thomas Kaiser. Er setzt auf ein Modell mit jeweils 50 bis 60 Quadratmeter großen Boxen. „Das ermöglicht jungen Firmen einen Start auf wenig Raum, der aber schnell und beliebig erweiterbar ist“, erklärt Kaiser, „außerdem senkt es den Investitionsbedarf sowohl bei den Firmen als auch bei der Entwicklung der Flächen“.

Ein zweistelliger Millionenbetrag wird dennoch nötig sein, um die Halle und das teilweise denkmalgeschützte Ensemble hinter dem Uhrturm an der Werkstättenstraße aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf zu wecken. Gut angelegtes Geld, findet Kaiser. „Das Ruhrgebiet darf die klugen Köpfe nicht nur ausbilden, sondern muss ihnen auch Möglichkeiten bieten, in der Region zu bleiben.“ Die UDE sei nicht nur Mitglied der Universitätsallianz Ruhr, sonder befinde sich auch an der Schnittstelle zum Rheinland, zu den Unis Bonn, Aachen und Köln pflege man hervorragende Kontakte. Förderanträge wird neben der Uni auch die Stadt nun auf den Weg bringen. „Dazu ist politische Unterstützung ganz wichtig“, sagt Prorektor Kaiser.

Kleingärtner sollen weiterziehen 

Eines ist schon mal sicher: Die 282 Kleingärtner an der Masurenallee werden nach den jetztigen Planungen nicht nur ihren Standort verlieren. Sie werden sich, sollten sie umziehen, auch kleiner setzen müssen. 150 neue Schrebergerten sollen an der Südspitze des Geländes Richtung Entenfang entstehen, „weit entfernt vom Ortskern“, wie der Bürgerverein Wedau/Bissingheim findet. Mal abgesehen davon, dass damit auch nicht jeder Kleingärtner umsiedeln kann, werden die neuen Parzellen wohl mit rund 200 Quadratmetern auch kleiner sein. Derzeit sind die Gärten zwischen 300 und vereinzelt auch 500 Quadratmeter groß. Bislang, so heißt es seitens der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG), will lediglich die Hälfte der Kleingärtner umziehen. 40 Prozent würden ihren Garten aufgeben, zehn Prozent seien noch unentschlossen. Bliebe es bei den Zahlen, würde die Rechnung aufgehen.

Die Kleingartenanlage an der Masurenallee soll verlagert werden.
Die Kleingartenanlage an der Masurenallee soll verlagert werden. © Lars Heidrich/ Funke Foto Services

Doch nachdem der Rahmenplan nun veröffentlicht worden ist, werden auch kritische Stimmen laut. Der Bürgerverein Wedau/Bissingheim plädiert dafür, „dass die Kleingärtner ihre Gärten behalten dürfen und die Zufahrt und Nutzung der Wiesen und Radwege so erhalten bleiben, wie es jetzt ist“, erklärt der Vorsitzende Wolfgang Gebhard. Aus Erfahrungen am Wambachsee sorgen sich einige Bürger, dass die zukünftigen Eigentümer mit der geplanten Neuansiedlung den Zugang zum Masurensee über kurz oder lang blockieren könnten. Blieben die Kleingärten aber erhalten, sei dies eine Chance, den freien Zugang zum See zu erhalten. Gleichzeitig dienten sie als Puffer zwischen der Neuansiedlung auf dem Bahngelände und dem Naherholungsgebiet mit seiner Lärmbelästigung im Sommer.

Abgesehen von der Verlagerung der Kleingärten steht der Bürgerverein dem Projekt aber grundsätzlich positiv gegenüber. „Die Erschließung des Geländes ist ein wichtiger Schritt für die Infrastruktur der Stadtteile Wedau und Bissingheim,“ so Wolfgang Gebhard.

Zum Schutze der Zauneidechsen 

Sie hatten es sich gemütlich gemacht, auf der ehemaligen Bahnfläche in Wedau. Doch nun müssen die Zauneidechsen weichen für das geplante Neubaugebiet. Doch das ist gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Denn die Tiere zählen zu den europäisch streng geschützten Arten und die Experten vermuten aufgrund von Hochrechnungen mehrere Hundert Exemplare auf dem Gelände. Deshalb hat sich das Fachbüro Uventus aus Gladbeck einen mehrstufigen Plan für die Umsiedlung der Mini-Dinosaurier ausgeheckt.

Auffallend grün sind die Männer. Die Weibchen bevorzugen Brauntöne
Auffallend grün sind die Männer. Die Weibchen bevorzugen Brauntöne © Gerd Hermann

Bereits im Winter wurde ein Teil der Fläche gerodet, damit die Tiere ihren Lebensraum nicht mehr gemütlich finden. Also zogen die Tiere, die erst im Frühjahr wieder aktiv werden, auf die Nachbarfläche um, die ihnen beste Lebensbedingungen bietet. „Wir halten die gerodete Fläche extra flach, damit die Tiere nicht zurück kehren“, so Diplom-Geograf Bertram Oles. Auf der Fläche, die die Experten als „Zwischenstation“ betrachten, wächst Magerrasen, der als Nahrungsquelle der Zauneidechsen dient. Denn im Magerrasen leben auch die Insekten, vorzugsweise Schmetterlingen und Würmer, die die 20 bis 25 Zentimeter langen Tiere Reptilien gerne auf dem Speiseplan haben. Angelegte Sand- und Steinhaufen sollen den Zauneidechsen als Versteckmöglichkeit dienen, Schotterflächen als Sonnenterrassen. Denn die Tiere lieben das Sonnenbaden. Sie sonnen sich mit Vorliebe auf Kahlstellen und in den Lücken der Grasschicht, wo sofortiges Untertauchen möglich ist. Ist die Vegetationsdecke zu hoch oder fehlen Lücken, dann werden darüber hinausragende Strukturen benutzt, etwa Schutt-, Kies- und Holzhaufen, Baumstrünke, liegende Stämme, größere Steine und Sperrgut. Zwischen drei und fünf Hektar Gelände sind als „Zwischenstation“ vorgesehen.

Im nächsten Winter soll mit Teil Zwei des Umsiedlungsplans begonnen werden. Dann erfolgt die Rodung der Restfläche. Die Tiere, so lautet zumindest der Plan, sollen dann am Ostrand des Geländes ansiedeln, unter anderem auch auf dem Erdwall, der als Grenze zwischen Bahngleisen und Wohnbebauung vorgesehen ist. Wie genau dieser Wall allerdings aussehen wird, steht noch nicht fest. „Der Wall wird geplant. Da können wir noch keine Details nennen“, so Bertram Oles. Hauptsache, er gefällt den Echsen.

Denkmalschutz im Blick 

Auf der Nordfläche stehen noch zahlreiche Gebäude des ehemaligen Ausbesserungswerks. Vier sind denkmalgeschützt:

Der Turm der ehemaligen Feuerwache bleibt stehen.
Der Turm der ehemaligen Feuerwache bleibt stehen. © Martin Schroers/ Funke Foto Services

Die ehemalige Feuerwache, deren 20 Meter hoher Turm in der Sichtachse der Werkstättenstraße liegt und den zentralen Orientierungspunkt des Ausbesserungswerks markiert. Das mit großformatigen Stahlfenstern gegliederte Kesselhaus samt gemauertem Kamin, das westlich des Werkstors gelegene zweigeschossige Verwaltungsgebäude. Die östlich des Werkstors gelegene winkelförmige Kantine mit angegliedertem – jedoch nicht denkmalgeschütztem – Waschhaus. Darüber hinaus wird die Nordfläche in erster Linie durch eine 3,85 Hektar große, zwischen 1914 und 2004 für die Wartung und Reparatur von Güterwaggons genutzte Richthalle geprägt, die in ihrer heutigen Erscheinung zwischen 1911 und den 1960er Jahren entstand. Für den erhaltenswerten älteren östlichen Hallenteil (ca. 1,8 Hektar) wird eine universitäre Nutzung angestrebt (s. Bericht). Zur Herstellung eines qualifizierten Rohbaus bedarf es u. a. einer Sanierung der Stahlfachwerkkonstruktion, einer kompletten Erneuerung der Außenwände und einer teilweisen Sanierung des Hallendaches. Eine Entsiegelung bzw. einen Rückbau der unter der Halle befindlichen Bodenplatte gilt es aufgrund der Belastungswerte zu vermeiden.

Weitere denkmalgeschützte bzw. erhaltenswerte Bauwerke sind auf der Nordfläche zwei Hochbunker und auf der Südfläche die beiden identitätsstiftenden Wassertürme des Rangierbahnhofs. Einer muss für eine Nutzung instand gesetzt werden. Interessenten können sich bei der Stadt melden. Als bauliches Zeugnis der Eisenbahnhistorie bleibt das denkmalgeschützte Dach einer ehemaligen Verladerampe auf der Nordfläche erhalten.

Kommentar von Martin Ahlers: Glücksfall für die Stadtentwicklung 

Wer sich bislang fragte, warum Aurelis vor zehn Jahren mit dem Versuch scheiterte, das Wedauer Bahngelände für Wohnungsbau zu entwickeln, dem gibt der Rahmenplan eine Erklärung. Die BEG schweigt sich aus über die Kosten für Untersuchungen und Gutachten, Gebäude-Abriss und Gleisabbau, Schotter-Recycling, Altlasten-Sanierung und einen Lärmschutzwall von weithin einzigartiger Höhe. Doch die Aufstockung von 1800 auf 3000 Wohneinheiten in der Planung lässt ahnen: Um wenigstens die Vorlaufkosten durch den Verkauf an Investoren zu erlösen, ging es nicht ohne Verdichtung.

Der Einstieg der Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft ist dabei sicher ein Glücksfall für die Stadtentwicklung – auf DB Station & Service, an die Aurelis das Areal zurückgab, hätte Duisburg wohl weitere Jahrzehnte gewartet. So werden sich nicht nur die Duisburger freuen auf ein neues Stadtquartier in guter Lage. Es wird, wie auch der zweite Bauabschnitt im Angerbogen, Käufer aus dem Raum Düsseldorf anziehen. Die Erfahrung aus kleineren Neubauprojekten zeigen, das die längst die Duisburger Vorzüge für sich entdeckt haben.

Eine zweite Chance für die Stadt ergibt sich nördlich der Wedauer Brücke. Das Technologie-Quartier verspricht eine treffliche Ergänzung für die Universität und ein interessantes Angebot für junge Firmen und etablierte Unternehmen gleichermaßen. Am nötigen politischem Rückenwind darf dieses wichtige Projekt nicht scheitern.

Kommentar von Rosali Kurtzbach: Weniger wäre mehr 

Auf den ersten Blick ist es ein guter Plan: Ein Seequartier mit gut 3000 Wohnungen, dazu ein neues Nahversorgungszentrum, eine Schule, Kitas, ein Techologie-Quartier für junge Gründerunternehmen, angebunden an die Uni. Der neue Stadtteil zwischen Wedau und Bissingheim kann zu einem der wichtigsten Entwicklungsprojekte für Duisburg werden. Über Duisburgs Grenzen hinweg sollen Mieter und Käufer angezogen werden, durchaus auch Leute mit mehr Geld – Düsseldorf ist ja nicht weit. Wobei man abwarten muss, wie das Angebot tatsächlich ankommt. Das Areal ist zwar groß, aber 3000 Wohnungen sind doch eine Menge. Die ursprüngliche Planung ist ziemlich verdichtet worden. Erst war man von nur 1800 Wohnungen ausgegangen. Möglicherweise wäre hier weniger mehr.

Auch wenn es alles noch erste Planungen sind, gibt es bereits spürbare Auswirkungen – nicht nur für die Zauneidechsen, die nun umgesiedelt werden. Unruhe macht sich breit. Auch die Sportler und Kleingärtner sollen weichen. Bislang, so heißt es seitens der Projektentwickler, gab es viele gute Gespräche. Viele Kleingärtner seien bereit, ihre Parzelle aufzugeben. Zuletzt wurden vermehrt kritische Töne von den Schrebergärtnern laut. Sie sind ernst zu nehmen.

Denn ein solches Projekt muss von Anfang an nicht nur von der Stadt und Politik gewollt sein. Auch die Anwohner müssen mit ins Boot geholt werden. Noch ist Zeit dazu. Über Details wird dann zu reden sein, wenn die Investoren bekannt sind. Noch nennt die Stadt keine Namen. Hoffentlich kennt sie sie überhaupt.