Duisburg. Hoch oben im Turm der evangelischen Kirche in Duisburg-Wanheim brütet eine Turmfalkenmutter vier Eier aus. Die Redaktion besuchte die Vogelfamilie.

Unten falten die Gottesdienstbesucher die Hände, oben gefiederte Besucher die Flügel: In der evangelischen Kirche Wanheim hat sich ein Turmfalkenpaar eingenistet. Ob die Küken schon geschlüpft sind? Vogelexperte Karl-Heinz Dietz geht nachsehen – die Südredaktion hat ihn begleitet.

Die Greifvögel haben sich einen sicheren Platz für ihr Nest ausgesucht: Der Aufstieg nach oben gestaltet sich ganz schön mühsam. Zwei Treppen und zwei Leitern später stehen wir oben. Zwei wackelige Planken trennen uns vom Nest. Noch ist nichts zu sehen, nur zu hören: Flügelrauschen und aufgeregtes Rufen, als die Turmfalkenmutter um den Kirchturm kreist. Schließlich liegen die Planken hinter uns – und vier Eier vor uns. Braun gesprenkelt, eins liegt ein wenig weiter weg von den anderen. „Das ist beim Abflug passiert“, erklärt Dietz, als wir die nistende Mutter aufgescheucht haben. „Sie können die Eier ruhig anfassen, Turmfalken brüten trotzdem weiter“, ermutigt er mich. Sie sind warm – Nistwärme eben. Dann ziehen wir uns wieder zurück. Erst, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, sagt Dietz: „Wenn die Jungen schon geschlüpft wären, hätte sie angegriffen.“

Karg sieht der Kasten aus, in den die Turmfalkenmutter ihre Eier gelegt hat. „Der Kasten wurde sicher mal als Nistkasten gebaut“, vermutet Dietz. Erinnern kann sich daran aber noch nicht mal Pfarrer Friedrich Brand, immerhin seit 1994 in der Gemeinde tätig. Die karge Ausstattung – keine Ästchen, keine Federn als Bett – zeugt nicht von mangelnder Mutterliebe. Turmfalken bauen kein Nest; sie sind Felsbrüter. Und der Kirchturm? „Für einen Falken ist das ein Felsen“, sagt Dietz.

Klare Aufgabenteilung beim Turmfalkenpaar

Vier Wochen dauert es, bis die Eier ausgebrütet sind. Die Nestlingszeit dauert noch mal etwa so lange. In dieser Zeit herrscht beim Turmfalkenpaar eine klare Aufgabenteilung: Er schleppt das Futter heran – hauptsächlich Mäuse – , sie zerteilt und verfüttert es. Wegen dieser sogenannten Nahrungstiere brüten alle Turmfalken ungefähr zur gleichen Zeit: eben dann, wenn Mäuse, Hamster und Co. in ausreichender Zahl über die Felder huschen.

Turmfalken sind nicht als bedroht eingestuft, sie sind in Mitteleuropa zusammen mit dem Mäusebussard die häufigste Greifvogelart. Vogelexperte Dietz kennt drei Stellen, an denen ein Pärchen im Duisburger Süden nistet. Seiner Ansicht nach haben die Turmfalken es auch der Hilfe des Menschen zu verdanken, dass sie nicht bedroht sind – Nistkästen glichen die Nischen aus, die zunehmend „aus Energiespargründen zugemacht“ würden.

In einigen Wochen, wenn die jungen Turmfalken geschlüpft und flügge sind, haben sie einen ganz schönen Sturzflug vor sich. Gut, dass der Nistkasten im Kirchturm geräumig genug sind – so haben sie genug Platz, um vor dem ersten Aus-Flug ihre Flügel zu trainieren.