Ungelsheim. Der Nabu hat mit Kindergartenkindern Fledermauskästen gebaut
Die Kinder der evangelischen Kita „Kinder unter dem Regenbogen“ sind mit Eifer bei der Sache. Vor allem die Jungen klammern sich regelrecht an die hölzernen Kästen, die sie zusammen mit Michael Warth vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gebastelt haben. „Wer soll da reinfliegen?“, fragt Kita-Leiterin Sabine Krause. „Fledermäuse!“, erschallt es im Chor. „Was haben wir darüber gelernt?“, bohrt Krause weiter. „Dass sie so groß wie ein Daumen sind“, bekommt sie zur Antwort.
Michael Warth ist mit Jürgen Hinke, dem Vogelexperten des Duisburger Nabu, noch einmal in die Kita gekommen, zum Abschluss des Bauprojekts. Fünf Fledermauskästen hat Warth mit den Kindern hergestellt. Die Kita verfügt dazu über eine eigene Werkstatt. Jetzt werden interessierte Eltern darüber informiert. Außerdem geht es gleich hinauf auf den Turm der Auferstehungskirche am Sandmüllersweg. Denn dort oben sollen Fledermäuse künftig das Sommerhalbjahr verbringen.
Bevor aber Treppensteigen angesagt ist, müssen die Kinder noch ein paar Fragen beantworten. Schließlich hat Jürgen Hinke ihnen kürzlich einen Vortrag über die fliegenden Säugetiere gehalten. Er möchte jetzt wissen, wovon die sich ernähren, und bekommt „Schmetterlinge und Spinnen“ zur Antwort, Insekten jedenfalls, die nachtaktiv sind. „Sind Fledermäuse blind?“, will er noch wissen. „Nein“, erklingt wieder der Chor der hellen Kinderstimmen.
Wie die Flugtiere navigieren, das erklärt Jürgen Hinke aber besser selbst noch einmal. „Sie sehen mit den Ohren, können aber auch gut riechen“, sagt er. Sie senden ihre für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbaren Rufe wie Radarstrahlen aus und orten danach, ob die Luft vor ihnen rein ist.
Auch bei der Flugtechnik der Tiere gibt es noch Unklarheiten. „Mit dem Kopf nach unten“, erklärt der Experte. Deshalb müssten ihre hölzernen Aufenthaltskästen ja auch hoch oben, im Kirchturm, angebracht werden, damit sie beim Anflug nicht mit dem Kopf auf den Boden aufschlagen.
Über 30 Meter hoch ist der Turm der Auferstehungskirche. In kleinen Gruppen steigen die Kinder mit ihren Eltern nach oben, um sich erklären zu lassen, wo ihre Fledermauskästen bald angebracht werden. Schräg nach unten zeigende Holzlamellen lenken hier, im Glockenstuhl, den Schall der vier Glocken nach unten ab. Michael Warth, von Beruf Schreiner, hat die Holzkästen genau so bemessen, dass sie zwischen zwei Lamellen gesetzt werden können. Dazu muss der Taubendraht, mit dem der Turm vor anderen, ungebetenen Gästen geschützt ist, an den entsprechenden Stellen entfernt werden.
30 Fledermäusen bietet so ein vielleicht 40 mal 40 Zentimeter großer Holzkasten von zehn Zentimetern Tiefe ein Zuhause, erfahren die Kinder von Jürgen Hinke. Von daher genügen fünf solcher Kästen im Turm der Ungelsheimer Kirche. Wenn alles klappt, halten sich die Tiere hier etwa von April bis Oktober tagsüber auf, bevor sie nachts auf Jagd gehen. „Als Winterquartiere bevorzugen sie dagegen Keller oder Höhlen, die frostfrei sind“, erklärt Jürgen Hinke.
Während die Fledermauskästen auf die wärmere Ostseite des Kirchturms kommen, soll künftig auf der Westseite, der Wetterseite, noch ein anderes Flugtier Unterschlupf finden. Hier wollen Jürgen Hinke und Michael Warth dem Turmfalken einen Nistkasten einbauen. Auch sein natürlicher Aufenthaltsraum wird in der Großstadt immer knapper.