Duisburg. Die Duisburger haben bei unserem Stadtteilcheck auch den ÖPNV bewertet. So sehr schlagen sich die Auswirkungen des neuen Nahverkehrsplans nieder.
Über 10.500 Duisburger haben bei unserem Stadtteilcheck mitgemacht, für ihren Stadtteil Schulnoten zu verschiedenen Themen vergeben und dabei auch den Nahverkehr bewertet. Die Durchschnittsnote: 3,14. Im Vergleich zu den ebenfalls durchgeführten Stadtteilchecks in Bochum und Essen ist der Unterschied gerade bei der Bewertung des öffentlichen Personennahverkehrs am größten. Bochumer (2,06/gut) und Essener (2,22/gut-) gaben der Deutschen Bahn und ihren Nahverkehrsunternehmen Bogestra beziehungsweise Ruhrbahn viel bessere Noten als die Duisburger DB und DVG.
Nun sind die Duisburger allerdings rund drei Monate nach dem Ende Oktober 2019 eingeführten neuen Nahverkehrsplan aufgerufen worden, das Bus- und Bahnangebot zu bewerten. Angesichts der vielerorts großen Kritik an der Fahrplanumstellung, am Wegfall von einzelnen Linien und Haltestellen, ist ein "Befriedigend" als Gesamtnote da fast schon verwunderlich. Bei einem detaillierten Blick auf das Ergebnis wird allerdings deutlich, in welchen Stadtteilen sich die Menschen besonders abgehängt fühlen.
Mangelhaft: Menschen in Duisburg-Bruckhausen bewerten den Nahverkehr am schlechtesten
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So haben die Bruckhausener den Nahverkehr in Duisburg am schlechtesten bewertet. Die Schulnote: mangelhaft (5,02). Zwar haben nur 32 Menschen aus diesem Stadtteil an unserer Umfrage teilgenommen. Ihre Einschätzung teilen aber Hunderte, die sich an einer Unterschriftenaktion unter Federführung der Bürgervereinigung Runder Tisch Bruckhausen beteiligt hatten, um den alten Streckenverlauf der Linie 908 zu fordern. Er beginnt seit der Neuplanung an der St. Johannes Klinik in Alt-Hamborn – und nicht, wie bisher, an der Matenastraße in Bruckhausen. Dort fühlen sich die Menschen von Hamborn und vom Rest der Stadt abgehängt.
Nahezu ebenso schlecht bewerten die Ungelsheimer (4,94) das ÖPNV-Angebot. Dies ist nach der Fahrplanumstellung ebenfalls nicht verwunderlich. Die alte Linie 940 gibt es in Ungelsheim nicht mehr, die gut sechsminütige Fahrt zum Nahversorgungszentrum an der Mündelheimer Straße auch nicht. Mit der Linie 942 durch Huckingen, inklusive Umstieg am Steinernen Kreuz, dauert es nun deutlich länger. Dagegen hatte sich bereits sehr früh Widerstand geregt. Es gab Demos, sogar Menschenketten.
Protest in Duisburg hat inzwischen Wirkung gezeigt
Der Protest im Duisburger Norden und Süden hat inzwischen Wirkung gezeigt. Der in der Corona-Krise als "Ersatz-Rat" agierende Haupt- und Finanzausschuss hat Verbesserungen beschlossen. Die Streckenkürzung der 908 soll ab 12. August 2020 zurückgenommen werden. Und im Süden sollen im Sommer durch einen besser abgestimmten Fahrplan die Umstiege der Buslinien 940 und 941 an der Haltestelle Am Krähenhorst erleichtert werden. Dadurch soll zumindest der Sittardsberg mit seinem Ärztezentrum und das Schulzentrum Süd gut erreichbar sein.
Apropos Sittardsberg. Er ist als zentraler Knotenpunkt, an dem mehrere Buslinien und auch die U 79 halten, sicher ein Grund dafür, warum die Buchholzer den Nahverkehr in unserem Stadtteilcheck am besten beurteilen. Sie vergeben die Durchschnittsnote 2,26 - ebenso wie die Kaßlerfelder. Sie sind mit der Straßenbahn 901 ganz schnell in der City und profitieren teilweise auch von den Buslinien 934 und 933.