Duisburg. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat in Duisburg über Migration und Flüchtlinge gesprochen. Welche Probleme die Integration erschweren.
Für eine moderne Migrationspolitik und ein neues Staatsbürgerrecht setzt sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein. Für eine echte Willkommenskultur, die den Betroffenen gleichzeitig auch Chancen bietet – sofern sie in Deutschland bleiben dürfen. Im Duisburger Norden wollte Nancy Faeser nun erfahren, welche Integrationsprobleme es gibt und wie man sie lindern oder lösen kann.
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Auf dem Ingenhammshof am Landschaftspark Duisburg-Nord traf sie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Awo-Integration, die offen aus dem schwierigen Alltag der breit aufgestellten Migrationsfachdienste erzählten. Beim dortigen Beratungscafé leistet etwa Farnaz Rahmani für die Ratsuchenden erfolgreich niederschwellige Soforthilfe, bringt die Menschen mit verschiedenen Beratern aus einem großen Duisburger Netzwerk und mit den Behörden zusammen. Jugendliche, Erwachsene unabhängig von der Dauer ihres Aufenthaltsrechts oder Flüchtlinge, ihnen allen wolle und könne die Awo-Integration helfen. Doch die Helfer geraten auch an Grenzen.
Schlechte Erreichbarkeit der Duisburger Behörden eine große Herausforderung
„Eine große Herausforderung ist die schlechte Erreichbarkeit der Behörden“, schilderte eine Mitarbeiterin. Das trifft die Hilfesuchenden in ganz vielen Lebensbereichen, nicht zuletzt bei der Grundsicherung und der Wohnungssuche, aber auch bei Kita- und Schulplätzen oder der Anerkennung von Abschlüssen. Ein weiteres Anliegen vieler Hilfesuchender ist die medizinische Versorgung ohne Krankenversicherung.
Fast alle betreffe jedoch, dass aktuell der Wohnungsmarkt extrem angespannt sei, schilderten mehrere Berater. Selbst Normalverdiener hätten bei der Wohnungssuche große Schwierigkeiten. Bulgaren oder Rumänen hätten derzeit überhaupt keine Chance und für Syrer, Iraker und andere arabischstämmige Menschen sei es sehr schwer.
Die Innenministerin drückte ihre „hohe Wertschätzung“ für die Migrationsdienste aus, schrieb sich viele Notizen in ihre Kladde, die sie mit nach Berlin nehmen möchte. Für die Ausländerbehörden möchte sie zudem nicht nur bessere Zugänge für Betroffene, sondern dort auch die Digitalisierung vorantreiben. Als Vorbild dafür sieht sie die Plattform „Germany 4 Ukraine“, wo Anträge online gestellt werden können. Diesen Service möchte sie auch auf die Ausländerbehörden ausweiten. Allerdings hat sie das nicht zu entscheiden, wie sie anmerkte, denn zuständig dafür seien die Stadt Duisburg und die übrigen Kommunen.
Katastrophale Zustände an Duisburgs Schulen
Doch wie steht es um Duisburgs Kitas und Schulen? Faeser wollte erfahren, ob sie ausreichend für Kinder und Jugendliche mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen ausgestattet sind. „Die Ausstattung ist katastrophal, die Gebäude marode und es gibt keine Lehrer“, lautete die unverblümte Antwort von Rascha Abou-Soueid, sie ist Respekt-Coach an der Marxloher Gesamtschule. „Es gibt viel zu wenig Personal für viel zu viele Probleme.“
Diesen Hinweis nimmt sie ebenso mit in die Hauptstadt wie die Bitte der Arbeiterwohlfahrt, die Angebote regelmäßig finanziell zu fördern und nicht, wie bisher, projektbezogen von Jahr zu Jahr.