Duisburg. Weit über 100 Menschen kamen in die Marxloher Kreuzeskirche, um über die Lebenssituation im Ortsteil zu sprechen, die sich seit der verstärkten Zuwanderung aus Südost-Europa verändert hat. Die evangelischen Pfarrer warnen vor Ausgrenzung der Neubürger.
„Ich wusste gar nicht, dass wir so viele Nachbarn haben“, sagte Pfarrer Hans-Peter Lauer, der im Namen der evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde die Anwohner der Kreuzeskirche zu einer Versammlung eingeladen hatte. Thema sollten die baulichen Maßnahmen sein, die die Gemeindeleitung rund um die offene Stadtteilkirche plant.
Man denkt über eine Einzäunung des Geländes um die Kirche und eine nächtliche Schließung der Anlage nach. Dabei sollte auch die angespannte Wohnsituation im Viertel zur Sprache kommen. Als zum Termin weit über 100 Menschen in die Kirche strömten, war klar, dass der Leidensdruck der Marxloher seit der letzten Aussprache, die der runde Tisch Marxloh vor acht Wochen organisiert hatte, noch zugenommen hat.
Probleme erneut geschildert
Ordnungsamtsleiter Reinhold Mettlen und Pfarrer Lauer wurden mit einer langen Aufzählung der Missstände konfrontiert, die je nach Temperament der Bürger von sachlich bis aggressiv vorgetragen wurden. Mettlen gab Auskünfte und Lauer verbat sich abfällige Bemerkungen so gut es ging.
Die Probleme, die mit den Zuzug der EU-Neubürger in Marxloh entstanden sind, wurden erneut geschildert. Nächtlicher Lärm, Dreck, Überfälle, Schlägereien, bespuckte Schaufensterscheiben, Fäkalien in Parks und an Häuserecken, Ratten. Die Marxloher fühlen sich von der Polizei und dem Ordnungsamt allein gelassen und sehen bisher keine Ergebnisse der neuen Arbeitsgruppe „Problemimmobilien“ die die Stadt eingerichtet hat, um das neue Wohnungsaufsichtsgesetz umzusetzen.
„Unter dem Begriff ‚Task Force‘ habe ich mir eine schnelle Eingreiftruppe vorgestellt, aber diese Mühlen mahlen sehr langsam“, sagte Anwohner Martin Stockbauer mit einem kräftigen Schuss Ironie.
Politische Aufmerksamkeit für das Wohnumfeld
Die genervten Bürger sind in der Zwickmühle: Einerseits möchten sie politische Aufmerksamkeit für ihr Wohnumfeld, andererseits haben sie Angst, dass eine große Öffentlichkeit die falschen Leute auf den Plan rufen könnte. „Denkt an Rheinhausen, ihr wollt doch hier keine Naziaufmärsche haben“, warnte eine Bürgerin vor Scharfmachern von rechts.
Der Pfarrer erinnerte daran, dass auch vor dem Roma-Zuzug in Marxloh nicht nur eitel Sonnenschein herrschte und seine Kollegin Anja Humbert stellte klar, dass man mit kirchlicher Beteiligung auf keinen Fall gegen eine Bevölkerungsgruppe agieren werde.