Duisburg-Vierlinden. Ein Makel in der Vorstadt-Idylle - Mieter in Vierlinden würden gerne Gärten für ihre Kinder auf ungenutzten Grundstücken anlegen. Doch die Stadt spielt nicht mit. Es handele sich um Bauland, das theoretisch jederzeit verkauft werden könnte. Die Anwohner wenden sich nun an den Bezirksbürgermeister.

Sie wohnen in einem idyllischen Sträßchen. Die Vögel zwitschern, es herrscht für die Großstadt ungewohnte Ruhe. Alles ist sehr gepflegt – und doch sind einige Menschen, die an der Beckstraße Wohnungen gemietet haben, nicht wirklich glücklich. Denn: Ihnen fehlen Freiflächen, auf denen ihre Kinder ungestört und trotzdem unter Aufsicht herumtollen können.

28 Kinder und Jugendliche leben in ihrem Wohnblock, der erst vor rund sechs Jahren bezogen wurde, berichtet das Ehepaar Gutmann. Auf dem öffentlichen Spielplatz in der Nachbarschaft lassen die Mieter sie aber nur ungern spielen – „da gibt es viele Scherben und randalierende Jugendliche“, sagt Michael Gutmann.

Bauland, das nicht verpachtet werden kann

Viel lieber wäre ihm und einigen seiner Nachbarn, wenn die Kinder ganz legal hinter den Häusern, auf einem teilweise verwilderten Grundstück herumtollen könnten. Tatsächlich tut der Nachwuchs das auch – allerdings wäre den Eltern wohler, wenn das Areal etwas gepflegter wäre. „Aufgeräumt“ haben sie schon vor Jahren – und halten seitdem das Gras kurz und das Unkraut fern. Nicht nur wegen der Kinder, sondern auch, weil sie nicht ständig auf ungepflegtes Grün schauen möchten. Am liebsten wäre ihnen, wenn sie die Fläche mieten und Gärten anlegen könnten. Die lägen direkt vor der Haustür, trotzdem fernab der Straße. Dort könnten Kinder unter Aufsicht herumtollen.

Aber: Die Stadt spielt nicht mit. „Es handelt sich um Bauland“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Sprich: Es könne sein, dass sich jederzeit ein Kaufinteressent finde – und deshalb könne man das Areal nicht verpachten. Zumal die Fläche, wenn sie für Gärten zur Verfügung gestellt würde, auch erst hergerichtet werden müsste. Dafür habe die Stadt aber kein Geld.

Ein Auge zudrücken

Die Stadt sollte vielleicht einfach mal ein Auge zudrücken – und dem Wunsch der Anwohner nachkommen, oder aber den jetzigen Zustand zumindest dulden.

Zwar gibt es rechtliche Bedenken bei den Behörden – was ist, wenn dort etwas passiert? – aber sind die Sorgen wirklich berechtigt?

Die Vierlindener leben seit Jahren dort und ihre Kinder nutzen die Fläche als Abenteuerspielplatz. Das kann man ohnehin nicht verhindern, es sei denn, die Stadt würde das Areal hermetisch abriegeln – wofür sie aber kein Geld hat.

Bislang haben sich die Kinder und deren Eltern mit dem Ist-Zustand abgefunden. Ja, sie konnten sogar ganz gut damit leben.

Das könnten sie auch weiterhin. Selbst, wenn das Damoklesschwert über ihnen schwebt, dass sie die Fläche eines Tages, vielleicht sogar von heute auf morgen, räumen müssen. Denn einer Bebauung wollen sie nicht im Wege stehen.

Termin mit Bezirksbürgermeister

Die Eltern sind enttäuscht, zumal sie angeboten hatten, das Gelände in Eigenregie einzuebnen und nutzbar zu machen. Aber auch, weil die Stadt ihnen jetzt sogar die Nutzung wie in der Vergangenheit (unter anderem haben Eltern ein Trampolin dort aufgestellt und einen provisorischen Sandkasten angelegt) untersagt hat. „Wir können ja damit leben, dass man uns keine Gärten bewilligt“, sagt Gutmann – und einige seiner Nachbarn nicken zustimmend. „Aber man könnte doch wenigstens erlauben, dass alles so bleiben darf, bis gebaut wird“, ergänzt er.

Am heutigen Mittwoch wollen die Anwohner den Fall vor Ort mit Bezirksbürgermeister Heinz Plückelmann erörtern.