Duisburg. . Vandalismus und Metalldiebstähle sind auf den Duisburger Friedhöfen keine Seltenheit. Dass aber gleich 60 Gräber geplündert werden, wie jetzt in Alt-Walsum, das kommt selten vor. Die Polizei rät Hinterbliebenen daher keine wertvollen Gegenstände auf das Grab zu stellen.
Völlig entsetzt schauten Stefanie und Oliver Gartz auf das Grab der Familie: Unbekannte hatten die Gruft – vermutlich vergangene Woche – geplündert und verwüstet. Das Grablicht aus Bronze war vom Betonsockel gerissen worden und verschwunden, eine bronzene Vase sollte wohl auch noch entwendet werden, aber sie war vermutlich zu gut mit der Bodenplatte verbunden. So hatte man sie nur umgerissen.
Um an die Grabdekorationen zu kommen, nahmen die Täter keine Rücksicht auf den sonstigen Schmuck – sie trampelten buchstäblich darauf herum.
Hinterbliebene leiden
„Wir haben die Polizei gerufen und Anzeige erstattet“, berichtet Stefanie Gartz. „Es ist unfassbar und einfach nur traurig, was da passiert ist, die letzte Ruhestätte des Menschen so zu verunstalten und nicht zu würdigen“, fügt sie hinzu.
Es handelte sich nicht um einen Einzellfall von Grabplünderung, wie sich herausstellte. Der Friedhofsverwalter, Rainer Holtwick, hat rund 60 beschädigte Gräber auf der Anlage an der Königstraße 92 entdeckt. Vandalismus und Metalldiebstähle, sagt der Fachmann, kämen leider immer wieder mal vor. „Aber nicht in dieser Größenordnung“, stellte er im Gespräch mit unserer Zeitung klar. „Das ist ungewöhnlich.“ Er hat Plünderungen in diesem Ausmaß in zehn Jahren nicht erlebt.
Kein Wachpersonal
Diebe können auf den städtischen Friedhöfen ziemlich ungestört arbeiten. Die Anlagen werden nicht verschlossen, Wachpersonal und Videoanlagen gibt es nicht.
Die Polizei hat die Einzelanzeige der Eheleute Gartz aufgenommen, aber auch die Sammelanzeige der Friedhofsverwaltung. Die Beamten ermitteln. In der Regel werden Metalldiebe aber nur selten geschnappt. Polizeisprecher Ramon van der Maat appelliert an die Bürger, keine wertvollen Gegenstände aus Metall oder anderem Material auf die Gräber zu stellen. Rücksicht auf die Gefühle der Hinterbliebenen nähmen Täter nicht.
Mit mulmigem Gefühl zum Grab
Das Schlimmste, so die Erfahrungen der Polizei, sei für die Hinterblieben nicht der materielle Verlust. Viel stärker litten sie unter der Pietätslosigkeit der Kriminellen. Wer einmal so etwas erlebt hat, geht danach jedes Mal mit einem mulmigen Gefühl zum Grab seiner lieben Verstorbenen.
Stefanie Gartz ruft die Bürger auf, wachsam auf Friedhöfen zu sein und verdächtige Beobachtungen der Polizei zu melden.