Duisburg-Meiderich. Seit Anfang Oktober sind mindestens sechs Pakete mit Textilien an die Familie von CDU-Bezirksvertreterin Gertrud Bettges adressiert, ohne je von ihr bestellt worden zu sein. Als ihr auffiel, dass sie stets an ein Paketshop in Bissingheim ausgeliefert wurden, erstattete sie Strafanzeige. Der Täter legte dort gefälschte Vollmachten ihres Mannes vor.
Gertrud Bettges (60) ist in Meiderich weithin bekannt – als Karnevalistin, Organisatorin des neuen Weihnachtsmarktes und CDU-Bezirksvertreterin. Als hätte sie nicht genug zu tun, schlägt sie sich seit Wochen mit raffinierten Betrügern herum: Alle paar Tage gehen an ihren Ehemann adressierte Rechnungen ein. Der bestellt angeblich dauernd per Internet Textilien. Bettges geht damit jetzt an die Öffentlichkeit, will auch anderen Betroffenen Mut machen, sich zu wehren und sofort Anzeige zu erstatten.
Es begann am 2. Oktober, als bei Bettges eine Rechnung über Sportkleidung für 314,75 Euro eintrudelte. Die Lieferung sollte an einen Paketshop in Bissingheim gehen - sobald der Betrag überwiesen war. „Mein Sohn“, berichtet die Unternehmerin, „rief bei der Firma an, sagte, dass wir nichts bestellt hätten und auch nichts bezahlen würden.“ Die Firma habe geraten, die Rechnung zu ignorieren.
Drei Tage später kam eine Paketsendung aus der Schweiz: Kinderbekleidung für 243 Euro. Bettges: „Da auch das nicht bestellt war, ging es retour.“
Immer an Paketshop geliefert
Die Meidericherin schöpfte auch noch nicht Verdacht, als am 30. Oktober die Mahnung eines Kaufhauses einging, ihr Mann möge doch seine Bestellung vom 2. Oktober für 220,50 Euro bezahlen. „Meine Rückfrage dort ergab, dass die Lieferung an einen Paketshop gegangen und die Ware auch abgeholt worden war.“ Den Paketshop verriet man ihr aber nicht.
Am 8. November gingen ihr dann die Augen auf. Da erfuhr sie von einer zweiten Mahnung eines Versandhandels aus der Nähe von Bielefeld über 253,81 Euro. Und der verriet ihr, ebenfalls nach Bissingheim verschickt zu haben.
Meldebescheinigung statt Ausweis vorgelegt
Umgehend telefonierte Bettges mit dem Paketshop. „Ein junger Mann von südeuropäischem Aussehen, der gut Deutsch sprach“, erfuhr sie von der Betreiberin, „hatte mit einer auf den Namen meines Mannes lautenden Vollmacht versucht, gleich vier Pakete abzuholen.“ Vier Männer seien im Taxi vorgefahren. Dass ein Meidericher nach Bissingheim zustellen lässt, sei der Frau gleich komisch vorgekommen, ebenso, dass er keinen Ausweis, sondern nur eine Meldebescheinigung der Stadt vorgelegt habe. Sie habe von ihm aber für jedes Paket eine Vollmacht gefordert. Und die brachte der junge Mann nach einer halben Stunde .
Er mache für Bettges’ gelegentlich Gartenarbeit, habe er erklärt. Immerhin habe die Frau sich die Nummer der Meldebescheinigung notiert. Bettges erstattete Strafanzeige, weiß aber nicht, wie viele Pakete noch kommen. Letzten Freitag ging eine weitere Rechnung eines Versandhandels aus Hessen ein: Bekleidung für 111,45 Euro.