Duisburg. Seit Anfang des Jahres empfinden Anwohner in Duisburg-Beeckerwerth die nahe Güterzugstrecke als unerträglich. Seit die Haus-Knipp-Brücke seit Ende 2012 zweigleisig befahrbar ist, hat sich die Situation zugespitzt. Bei einem Pressetermin machen die 100 Nachbarn deutlich: Das Maß ist voll.
Im Nordosten von Beeckerwerth, im Bereich Walporzheimer Straße und Ahrstraße, rumort es gewaltig. Nicht nur durch die Güterzüge von und zur Haus-Knipp-Brücke. Im Frühjahr haben Anwohner bereits 300 Protest-Unterschriften gegen den Bahnlärm gesammelt. Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann leitete sie damals an die Bahn weiter. Am Dienstag machten rund 100 Nachbarn bei einem Pressetermin deutlich: Das Maß ist voll.
„Wir können nicht mehr schlafen“, klagt eine Frau. Neuerdings werde auf der Strecke viel schneller gefahren als früher. Es sei höllisch laut. „Wir können unsere Gärten gar nicht mehr genießen“, ergänzt eine Nachbarin und hält sich demonstrativ die Ohren zu. Denn öfter als früher würden die Güterzüge hier auch mit lautem Quietschen zum Stehen kommen. „Ich habe vom Balkon aus 23 Züge in zwei Stunden gezählt“, berichtet eine Mieterin der benachbarten Mehrfamilienhäuser von Vivawest. Auch die Erschütterungen hätten zugenommen, heißt es. Ein älterer Herr zeigt auf Risse in den Wänden der rückwärtigen Garagen. Auch an den Häusern gebe es Schäden. „Ich habe in den Morgenstunden bis zu 70 Wagen pro Zug gezählt.“
Informationen vermisst
Seitdem die Bahn das zweite Gleis auf der Haus-Knipp-Brücke Ende 2012 reaktiviert hat, hat sich die Situation im zwei Kilometer entfernten Osten von Beeckerwerth so zugespitzt. „Vor drei Wochen kam auch noch ein drittes Gleis auf der Strecke hinzu, ein Überholgleis“, berichtet Iris Patzek. Von ihrem großen Garten aus blickt man auf dichte Bäume und Sträucher - bis ein Güterzug diese Idylle trübt.
Was genau die Bahn geändert hat, ist den Nachbarn noch unklar. Die Strecke soll auf insgesamt 5000 Metern Länge erneuert worden sein. Beton- statt Holzschwellen sollen verlegt worden sein. Die Züge sollen neuerdings mit 90 und mehr Stundenkilometern hier fahren. Durch das zweite Gleis sollen es täglich 40 Züge mehr sein. Aber all das sind Vermutungen. „Sechs Mio Euro hat die Bahn sich das kosten lassen“, hat Rolf Hansen in dieser Zeitung gelesen. „Und wieviel davon für Lärmschutz?“
Kritik an einseitiger Wirtschaftsförderung
Die Bürger hätten gerne Hintergrundinformationen über die neue Bedeutung der Strecke, darüber, wie die Änderungen genehmigt wurden. „Man kann doch nicht immer neue Logistik-Betriebe ansiedeln und überhaupt nicht an die Folgen für die Anwohner denken“, wundert sich Petra Petrak.