Die 474. Kirmes im Schatten der Duisburger Hochöfen
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Duisburg. . Wenn die Beecker Kirmes am kommenden Freitag beginnt, feiert sie offiziell ihr 474-jähriges Bestehen. Wie alt der größte Jahrmarkt am Niederrhein wirklich ist, weiß jedoch niemand genau. Hier ein Blick in die Geschichte des Jahrmarktes und einige Erinnerungen an die alten Zeiten.
Offiziell wird die Beecker Kirmes in diesem Jahr zum 474. Mal gefeiert. Wann genau der heute als größter Jahrmarkt am Niederrhein geltende Rummel wirklich entstanden ist, weiß niemand hundertprozentig. Erstmals urkundlich erwähnt worden sei die Kirmes 1539, so ihr jetziger Chef Peter Joppa.
Auf der Homepage der Stadt Duisburg wird indes 1549 als erstes Datum genannt. Wie dem auch sei: Klar ist wohl nur, dass sie früher als Kirchweihfest gefeiert wurde und vermutlich viel, viel älter ist, als man heute annimmt. Vermutlich trafen sich Tierhändler, Gaukler, Pillendreher und Kuchenbäcker sogar schon im 9. Jahrhundert in der Nachbarschaft des Oberhofs.
Erinnert werden sollte demnach an die Einweihung der Kirche St. Laurentius. Laurentius’ Namenstag ist der 10. August, weshalb die Kirmes in früherer Zeit auch stets um dieses Datum herum gefeiert wurde. Da, so Günter von Roden in seinem Werk „Geschichte der Stadt Duisburg“, dieser Zeitpunkt zur Haupterntezeit lag, sprich für die Bauern höchst ungelegen kam, wurde ein späterer Termin im 19. Jahrhundert anberaumt. Festgelegt wurde, dass die Kirmes stets am Montag nach Bartholomäi (24. August) stattfinden solle.
Erinnerungen an alte Zeiten
Schon vor Jahrhunderten pilgerten die Besucher zur Beecker Kirmes. Man kam zum Beispiel aus dem „fernen“ Duisburg und Wesel, kurzum: aus dem gesamten Umland, um über die Wiesen am Beeckbach zu schlendern, wo Händler ihre Waren anpriesen, darunter auch Schweine, Pferde, Geflügel und Kühe. Bis 1955 hielt sich der Brauch, in Beeck Tiere anzubieten. Bis zu 200 Schweine wechselten nach dem Zweiten Weltkrieg während der Kirmestage den Besitzer.
Die meisten Gäste strömten früher aber wegen der Gaukler, Quacksalber sowie Zuckerwerk- und Gewürzhändler nach Beeck. Erst mit der Industrialisierung und dem beginnenden „Wohlstand“ der Arbeiter änderte sich die Kirmes zu dem, was sie heute ist: Ein mobiler Vergnügungspark, der mit seinem Lichtermeer, dem Mix von süßen und deftigen Düften, den Fahrgeschäften und der lauten Musik zum Magnet der Massen geworden ist.
Vorbei sind die Zeiten, an die sich Edi Bungardt in seinem noch in Plattdeutsch geschriebenem Text erinnert: „Twe Grosche Kermesgeld“ bekam der Junge im Jahr 1902 von seinem Opa in die Hand gedrückt, die durfte er „verjöcke“. Zusammen mit dem Groschen von Oma und einem weiteren von Tante Lisbeth zog er los. Er gönnte aber sich keine Fahrten auf Karussells – „dat wor mich tu schad“ – sondern kaufte für die ganze Familie daheim ein: „Ek woull se all wat metbringe.“
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