Duisburg. Debatte um neues NRW-Gesetz: Muss die Zahl der gewerblichen Händler beschränkt werden? Der Flohmarkt auf dem Stadionparkplatz ist einer der größten in der Stadt.

Hier gibt es nichts, was es nicht gibt: alte Schalplatten, neue CD’s, gebrauchte Schuhe, ein neues Sommerkleid, Bügeleisen, eine gebrauchte Lampe, Pixibücher aus vergangenen Tagen, neu Fensterbänke, Werkzeuge, alte Münzen und Krüge, neue Shampoos, Lippenstifte und Fahrradschlösser. Gebrauchter Trödel und Neuwaren – auf dem Sportpark-Trödelmarkt in Wedau boten am Wochenende sowohl private, als auch gewerbliche Händler ihre Waren an.

„Wir haben bei uns ein recht gesundes Verhältnis von Neuwarenanbietern und privaten Trödlern“, findet Peter Joppa, Geschäftsführer des Frischekontors Duisburg, das den Trödelmarkt auf dem Parkplatz vor dem Stadion mehrmals im Jahr organisiert.

Rund 60 Prozent der Stände würden von Privatpersonen gemietet, 40 Prozent von Gewerbetreibenden, so Joppa. Bei manchen Märkten sei das Angebot mittlerweile hauptsächlich auf Neuwaren ausgerichtet, „aber wir sind ein städtischer Betreiber und wir wollen private Händler. Unser Trödelmarkt ist als Familienwochenende gedacht“.

Neuwarenhandel soll reguliert werden

Dennoch: Das Land NRW will den Neuwarenverkauf auf Trödelmärkten stärker regulieren. Geplant ist ein Marktgesetz (wir berichteten), das den Sonntagsverkauf gewerblicher Händler – deren Warenangebot in direkter Konkurrenz zum Einzelhandel steht – auf Trödelmärkten einschränkt.

Die Hintergründe kann sich der Chef des Frischekontors so erklären: „Es gibt Veranstalter von Trödelmärkten, bei denen tatsächlich 90 Prozent der Stände von Neuwaren-Händlern belegt werden. Mit diesen gewerblichen Händlern ziehen die Veranstalter dann von einem Ort zum nächsten. Aber unser Trödelmarkt hat einen ganz anderen Charakter.“

Der beste Mix

Das bestätigen nicht nur die Besucher, die sich – am Sonntag sogar trotz des Regens – auf Schnäppchenjagd in Wedau begeben und die Mischung aus Neuwaren und gebrauchtem Trödel durchaus schätzen. Auch die Händler arrangieren sich mit dem Mix. „Wenn ich in einer Reihe mit anderen Trödlern stehe und Neuwarenhändler, die ihre Waren teils über Mikrofone anpreisen, ihren eigenen Bereich haben, ist es mir egal, das sie auch hier verkaufen“, sagt die private Trödlerin Thea Terhorst.

Selbst Werner Joswig, der seit mehr als 20 Jahren als gewerblicher Händler auf Trödelmärkten unterwegs ist, sieht die Sache gelassen: „Die Diskussion um Neuwarenverkauf auf Trödelmärkten gibt es schon so lange, wie ich meine Ware verkaufe. Sie kommt immer dann auf, wenn Wahlen anstehen...“

Zu viele gewerbliche Trödler: Das sagen Händler und Besucher 

Das sagen die Händler:

Gibt es zu wenige private Trödler? „Die Neuwarenangebote halten sich hier in Grenzen“, meint Werner Belger, privater Trödler aus Goch. „Eigentlich ist es nicht richtig, dass Neuwaren auf einem Trödelmarkt verkauft werden. Gewerblichen Händler können unter der Woche verkaufen. Aber die Veranstalter brauchen sie, denn sie mieten sieben bis zehn Meter für ihren Stand. Wir haben hier nur drei Meter.“ Seit mehr als 20 Jahren verkauft Werner Joswig aus Herne Ware auf Trödelmärkten. „Wenn es diese Märkte sonntags nicht mehr gibt, muss ich vier Leute entlassen“, sagt der Gewerbetreibende. „Außerdem gibt es die Neuwaren, die hier angeboten werden, in den Läden so nicht. Das ist ja zweite Wahl.“ Auch Mustafa Akbinar aus Solingen verkauft Neuwaren. Er findet: „Ein Trödelmarkt sollte gemischt sein. Wichtig ist aber, dass Neuwaren-Händler und private Trödler eigene Bereiche mit ihren Ständen haben.“

Das sagen die Besucher:

Gibt es zu viele Neuwarenhändler auf dem Trödelmarkt? „Wir gehen wegen allen möglichen Dingen hier auf den Trödelmarkt“, sagt Klaus Wittig, Vater von vier Kindern. Die Mischung aus Neuwaren und Gebrauchtem sei besser geworden. „Es gab eine Zeit, da waren hier wirklich sehr viele gewerbliche Händler.“ Auch Marktbesucherin Sarah Mleczkowski ist zufrieden mit dem Angebot: „Nur gebrauchter Trödel ist auch nichts. Und ich muss ja nichts kaufen, was mir nicht gefällt.“ Dass Neuwaren auf einem Trödelmarkt nichts zu suchen haben, dieser Ansicht sind nur wenige der Befragten am Sonntag in Wedau. „Ich finde es besser, dass es auch die kleinen Trödler gibt“, meint Gerd Günter. „Auch, wenn ich dort nichts kaufe.“ Manfred Kaiser hat gerade zwei 3D-Bilder erstanden – Neuware. „Ich kaufe nur ab und zu mal etwas auf dem Trödelmarkt. Mir ist das egal, ob es mehr Neuwaren gibt oder gebrauchten Trödel.“

Trödel vor der Arena: Das kostet ein Stand pro Meter 

Der Trödelmarkt in Wedau

166 Händler, private und gewerbliche, boten am Sonntag ihre neuwertigen und gebrauchten Waren auf dem Parkplatz P3 vor der Schauinsland-Reisen-Arena in Wedau an. „Am Samstag waren es rund 150“, sagt die Leiterin des Sportpark-Trödelmarktes, Hildegard Bolz vom Frischekontor Duisburg. Wie viele von den Händlern allerdings private Trödler und wie viele gewerbliche Händler seien, könne sie nicht genau sagen. „Sonntags sind es meistens etwas mehr gewerbliche Händler, am Samstag ist es umgekehrt.“

Die Preise für die Stände sind verschieden: für private Trödler betrug die Gebühr pro Meter am Samstag acht Euro, am Sonntag zehn Euro. Gewerbliche Händler zahlen pro Meter am Samstag 16 Euro brutto und am Sonntag 18 Euro.

Der nächste Trödelmarkt findet am 21. und 22. September statt.