Duisburg. .
Hafenfest – das bedeutet für Ruhrort: Ausnahmezustand! Der ganze Stadtteil zeigt sich bei der viertägigen Riesenparty, die heute beginnt, von seiner schönsten Seite. Auch Paul Dumont putzt das Mehrfamilienhaus auf der Dr.-Hammacher-Straße, in dem er mit seiner Frau Brigitte seit 1981 lebt, zu diesem Anlass immer fein heraus. Die Vorderseite hat der 74-Jährige mit Fahnen und Schiffszubehör wie einem Holzsteuerrad verziert. Auch der Hinterhof erstrahlt in einem maritimen Ambiente – ein kleiner Flaggenmast inklusive. Das Schönste: Mit seiner Dekorationsidee hat er viele Nachbarn inspiriert. Im gesamten Straßenzug flattern und wehen die Stoffbahnen im Wind.
„Ich bin ein Ruhrorter Junge. Ich komme hier nicht weg, ich möchte auch nicht weg“, erzählt Dumont von seiner Verbundenheit zum Hafenstadtteil. Diese enge Beziehung wird ihre Wurzeln auch in seiner Jugend haben. Denn da begann Dumont im Jahr 1952 eine Ausbildung im Schiffsbau, zwei Jahre später heuerte er aber als Matrose auf einem Binnenschiff an. Die Wasserstraßen als Arbeitsplatz tauschte er dann gegen jene aus Asphalt ein. Als Lkw-Fahrer saß er am Steuer eines Gefahrgut-Transporters für Flüssiggas. Wegen gesundheitlicher Probleme ging Dumont 1992 in Frührente. Doch egal, wo ihn das Arbeitsleben hintrieb: Ruhrort blieb stets sein Lebensmittelpunkt. „Ich gehöre zu denen, die noch Ruhrorter Platt sprechen können“, sagt er. Leider stirbt mit jedem alternden Mitstreitern auch diese Mundart ein Stück weit aus.
Dekoriert mit 50 Flaggen
Zurück zum Häuserschmuck: Rund 50 Flaggen hat der Lokalpatriot in sechsstündiger Arbeit vorm und hinterm Haus aufgehängt. „Die habe ich von Reedereien bekommen. Da habe ich noch einige Kontakte“, erzählt der Senior, der alle zwei Jahre bei den vertrauten Firmen auf Sammeltour geht.
Im Hinterhof hat Dumont in leuchtendem Blau auf einer weißgestrichenen Mauer den Verlauf des Rheins im Bereich von Ruhrort nachgezeichnet. Und an genau jener Stelle, an der im Mai 1966 ein weißer Wal von Binnenschiffern im Rhein gesichtet wurde, hat Dumont einen aus Alufolie und Pappe gefertigten Mini-Wal festgetackert. Kleine, aber feine Details wie diese sind es, die beweisen, mit wie viel Lust und Laune er dekoriert. Und das nun schon seit dem Hafenfest-Start im Jahr 1992.
Ins Getümmel wird er sich bei der Open-air-Party, zu der an vier Tagen wieder Zehntausende Besucher erwartet werden, aber nicht stürzen. Aus gesundheitlichen Gründen hält er sich aus dem Gedränge fern – auch beim heutigen Großfeuerwerk. Er hofft aber, dass viele Gäste mindestens einen Blick auf den geschmückten Straßenzug werfen. Und die Fahne sehen, die da allein über der Haustür hängt. Sie zeigt das Ruhrort-Wappen.