Duisburg. Immer häufiger können die Tierheime in Duisburg abgegebene Katzen nicht mehr aufnehmen. Ihre Kapazitäten sind längst erschöpft. Dabei wächst die Katzenpopulation sogar noch weiter an. Die Zahl der freilaufenden Katzen in der Stadt soll sechsstellig sein

„Entweder Sie nehmen jetzt meine Katze oder ich setze sie aus!“ Solche Sätze müssen sich derzeit die Mitarbeiter im Tierheim anhören. „Es ist traurig, dass unsere Mitarbeiter am Telefon zum Teil böse beschimpft werden, obwohl sie ausschließlich zum Wohle der Tiere handeln“, sagt die Vorsitzende Monika Lange. Hintergrund ist ein Aufnahmestopp: Die Plätze sind überbelegt, immer mehr Katzen wurden in den vergangenen Tagen im Tierheim abgegeben, inzwischen sind es über 150. „Wir tun den Tieren eher einen Gefallen, wenn wir sie nicht aufnehmen“, sagt Lange.

Drohende Ansteckungsgefahr

Das Tierheim an der Lehmstraße in Neuenkamp hat 70 Quarantäne-Plätze, bei denen die Katzen zunächst beobachtet und auf Krankheiten untersucht werden. Damit wird verhindert, dass sich andere Tiere anstecken. „Ansonsten erkranken auch die zunächst gesunden Katzen, manche können sogar sterben“, erklärt die Vorsitzende. „Der Aufnahmestopp für gesunde Fundkatzen und Privatabgaben ist zum Schutz der Tiere.“

Das Problem gab es bereits vor einem Jahr. Mehr als 200 Katzen hatten die Tierschützer in ihrer Obhut, sie räumten sogar Büros leer, um die Vierbeiner unterzubringen. „Viele Tiere waren lange krank, sie haben sich gegenseitig mit Katzenschnupfen und Pilzinfektionen angesteckt, konnten nicht vermittelt werden. Deshalb haben wir im Herbst beschlossen, bei 140 Katzen rigoros die Grenze zu ziehen. So viele können wir unterbringen, ohne das der Infektionsdruck zu groß wird“, sagt Monika Lange.

Die Katzenpopulation steigt seit Jahren

Doch woher kommen eigentlich die vielen Katzen? Mit der Ferienzeit habe das nichts zu tun, sagt die Vorsitzende des Vereins Tierschutzzentrum, der das städtische Tierheim betreibt: „Zum einen ist es die Zeit der Katzenbabys, zum anderen ist auch die Wahrnehmung eine andere. Die Leute sitzen draußen, bemerken daher häufiger, wenn Katzen durch die Gärten streunen.“

Weiterer, entscheidender Punkt: Die Katzenpopulation in Duisburg steigt seit Jahren. Ursache ist nach Angaben der Stadt die hohe Zahl an verwilderten Katzen und an freilaufenden Hauskatzen, die jeweils nicht kastriert sind und sich somit ungehindert fortpflanzen können. Katzen können zweimal im Jahr durchschnittlich vier bis sechs Nachkommen zeugen, die dann selbst nach sechs Monaten wieder neue Katzen zeugen. Auf eine sechsstellige Zahl schätzt Monika Lange die freilaufenden Katzen in der Stadt.

Das einzige Mittel, die Population einzudämmen ist die Kastration der Katzen. Der Verein hat bereits vor Monaten mit dem Ordnungs- und dem Veterinäramt einen Flyer gedruckt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Katzenbesitzer, die ihre Tiere im Freien herumlaufen lassen, sollen ebenso dafür gewonnen werden, ihre Tiere kastrieren zu lassen wie Leute, die wild lebende Katzen füttern oder betreuen.

Alleine das Tierheim durchlaufen im Jahr 1200 Katzen, sie werden geimpft, kastriert und gechipt, rund 800 werden vermittelt. „Natürlich nehmen wir auch weiterhin kranke Fundtiere auf“, sagt Lange. „Aber gesunde Katzen sind draußen besser aufgehoben.“