Duisburg-Meiderich. . Nach 13 Jahren wurde jetzt die Meidericher Suppenküche im alten Pfarrheim St. Michael geschlossen. Der Grund: Die Gemeinde muss das Haus zum Jahreswechsel räumen. Bedürftige werden jetzt für einige Monate keine derartige Anlaufadresse im Stadtteil haben.

Dicht gedrängt wie an der Bushaltestelle warten die Menschen auf Einlass. Zum letzten Mal kommen sie an der Hollenbergstraße 5 zusammen. Diese Adresse im Herzen von Meiderich war 13 Jahre für die meisten der rund 60 „Stammkunden“, wie Hiltrud Jäkel (63) ihre Gäste nennt, Montag nachmittags eine feste Anlaufstelle: Hier, in der Suppenküche der Katholischen Pfarrgemeinde St. Michael, haben sie stets ein warmes Mahl, aber auch Schnitten mit Käse und Wurst sowie frisches Obst und Gemüse erhalten.

Die Schlangesteher vor der Tür drängt es in den Saal, dorthin, wo schon rund 25 Personen, Junge und Alte, überwiegend Deutsche, aber auch ein paar Russen und Polen, an Tischen sitzen und die dampfende Nudelsuppe schlürfen. Alle wissen, dass die Kirchengemeinde dieses Gebäude zum Jahreswechsel räumen muss. Das Haus ist verkauft worden, weil es reparaturbedürftig ist. Statt in die alte Bausubstanz zu investieren, baut die Gemeinde an der Von-der-Mark-Straße ein neues Gemeindezentrum. Doch die Arbeiten am Neubau haben sich verzögert, mit der Folge, dass die Suppenküche, die Pfarrer Andreas Rose dort un­terbringen möchte, nicht nahtlos weitergeführt werden kann.

Die Kleiderkammer ist Geschichte

In seinem neuen Pfarreizentrum neben der St.-Michael-Kirche will Pfarrer Andreas Rose auf jeden Fall auch die Suppenküche unterbringen. Das bekräftigte er im Gespräch mit der Redaktion.

Dem Team um Hiltrud Jäkel dankt er für das jahrelange Engagement. „Wir haben eine sehr motivierte Truppe“, sagt der Geistliche. Er hofft, dass die Ehrenamtlichen die Versorgung der Bedürftigen auch in Zukunft weiterführen. Bis kurz vor Ostern 2013 herum wird die Küche geschlossen bleiben – vorher sei der Neubau nicht bezugsfertig. Dann soll auch die im Pfarrzentrum integrierte Altenwohnanlage in Betrieb gehen.

Die Kleiderkammer, die auch im verkauften, alten Gemeindehaus untergebracht war, wird indes geschlossen. „Im neuen Pfarrheim haben wir einfach keine geeigneten Räumlichkeiten“, so Rose. Allerdings gebe es für Bedürftige die Möglichkeit, sich in der gemeindeeigenen Kammer an der Brückel­straße (Herz Jesu) einzukleiden.

Das neue Pfarrzentrum kostet 800 000 Euro, der Neu-, An- und Umbau der Seniorenanlage, der in etwa zwei Jahren abgeschlossen sein soll, knapp 15 Millionen Euro.

Entsprechend traurig sind die Gäste, aber auch das Team der Helferinnen um Küchen-Gründerin Hiltrud Jäkel. Sie sah 1999 die Notwendigkeit, diese Einrichtung ins Leben zu rufen. Sie arbeitete damals schon in der Kleiderkammer mit, die im selben Gebäude untergebracht ist, und kannte die Not der Menschen. Auch die Kammer schließt, und zwar am heutigen Mittwoch, nach 25 Jahren. Für sie ist kein Ersatz geplant, was die ehrenamtlichen Helfer um Bärbel Kruczek traurig macht. Denn die Kammer erfüllte zwei Aufgaben: Zum einen versorgte sie Bedürftige vor Ort mit ordentlicher Kleidung. Zum anderen kam der Erlös (die Kleider wurden für einen kleinen Beitrag abgegeben) polnischen Kinder-Suppenküchen zugute. Die Partnereinrichtungen werden seit dem Start der Kleiderkammer von Meiderichern unterstützt. „Da bleibt uns nur“, sagt Hiltrud Jäkel, „allen Menschen, die uns über so viele Jahre unterstützt haben, Dank zu sagen“. Bedanken möchte sie sich auch bei den Zulieferern der Küche. Neben einem Discounter, der namentlich nicht genannt werden möchte, spendeten vor allem die Bäckereien Pauly, Bolten, Kornbäcker und Backwerk.

Die Bedürftigen jedenfalls sind dankbar, fallen nun aber erst einmal in ein tiefes Loch. Denn die gewohnte Anlaufstelle, die auch eine Informationsbörse und ein Kummerkasten war, kann eine andere Einrichtung nicht so ohne weiteres ersetzen. „Verhungern wird niemand“, sagt Hiltrud Jäkel. Aber die Menschen, die sie allesamt beim Namen kennt, werden die Wärme, die man ihnen entgegenbrachte, vermissen.