Duisburg-Hamborn. .

Die Stadt will der Hamborner Traditionseinrichtung „kulturiges“ im Keller des Rathauses den Geldhahn zudrehen. Die Bezirksvertretung wurde bereits in Kenntnis gesetzt, nächste Woche ist der Kulturausschuss dran.

Willi Meyer, der seit 27 Jahren das Kultur- und Freizeitzentrum (KFZ) leitet, fiel aus allen Wolken, als er durch unsere Redaktion von den Finanzkürzungsplänen der Stadtverwaltung erfuhr. „Dass ich nach so langer Zeit, die ich für den Ratskeller zuständig bin, von solchen Plänen durch die Zeitung erfahre, das finde ich echt ärgerlich.“

Die Stadt steht auf dem Standpunkt, dass dieser Treffpunkt (wie auch andere in den Stadtteilen) wegen der prekären Haushaltssituation über kurz oder lang keine Zuschüsse mehr bekommen kann.

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Eigeninitiative und ehrenamtlichem Engagement

Derzeit bekommt Willi Meyer 20.000 Euro pro Jahr, um die zahlreichen Veranstaltungen durchzuführen. Dieser Betrag wird seit 2002 gezahlt, er wurde nie geändert, nicht einmal ein Inflationsaufschlag wurde gewährt.

„Bereits jetzt ist es aufgrund der gestiegenen Kosten und Anforderungen (Technik, sicherheitstechnische Belange etc.) nur mit erheblichen Anstrengungen, Eigeninitiative und ehrenamtlichem Engagement möglich, die Bewirtschaftung des Ratskellers Hamborn aufrechtzuerhalten“, räumt die Stadt ein. „Mit einer Reduzierung des Zuschusses ist die Aufrechterhaltung des Betriebes in Form des Vertrags mit Herrn Meyer nicht mehr möglich“, heißt es weiter, „so dass das Kultur- und Freizeitzentrum geschlossen werden muss“.

Die Stadt könnte sich allerdings vorstellen, das „kulturiges“ einer „bezirklichen Nutzung“ zuzuführen (also dem Bezirksamt zu unterstellen) oder extern zu vermieten. Im Ergebnis kommt die Verwaltung allerdings zu dem Schluss: „Mit der Einstellung des Betriebes würde der Duisburger Norden eine etablierte und gern besuchte Einrichtung verlieren.“

Ein Kleinod, das Unterstützung verdient

Das findet die Hamborner Politik auch. Und deshalb fasste sie den einstimmigen Beschluss, keine Kürzung vorzunehmen. Stattdessen solle die Stadt nach Möglichkeiten suchen, woanders zu sparen. Was die Stadt aber nicht will: „Von einer Kürzung (in 2012 soll der Zuschuss um 25 % gesenkt werden, Anm. der Redaktion) kann abgesehen werden, wenn innerhalb des Fachbereichs eine Kompensation erfolgen könnte, was jedoch nicht möglich ist, da finanzielle Mittel an anderer Stelle nicht vorhanden sind“, heißt es lapidar.

Bezirksamtsleiter Hans-Jürgen Nattkamp findet die Diskussion auch nicht gerade erfrischend: „Das KFZ ist ein Kleinod, das Unterstützung verdient. Ich hoffe, die Politik hat die Weisheit, das zu erhalten.“ Er würdigt ausdrücklich Willi Meyers Arbeit. Ohne ihn und seine Verbindungen zu Künstlern aller Genres sei es nicht möglich, ein so abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen.

Meyer weiß noch nicht, wie er sich verhalten soll. Er hängt an der Einrichtung und an seiner alten Heimat Hamborn, obwohl er auf Mallorca mit einem Tonstudio seinen Lebensunterhalt verdient. „Ich muss Verträge für 2012 schließen“, sagt er, deshalb brauche er Planungssicherheit. In den nächsten Tagen will er für sich ausloten, wo die finanzielle Schmerzgrenze ist, um das Haus weiterführen zu können.