Duisburg-Walsum. . Pöbeleien, Drohungen und Überfälle sind angeblich an der Tagesordnung und bringen Alt und Jung dazu, den Kometenplatz zu meiden. Doch was kann man tun, um die Situation zu entschärfen?
Der Kometenplatz in Walsum gilt als gefährliches Pflaster: Täglich, so berichteten Anwohner bei der Rollenden Redaktion, sorgen dort Gruppen von Jugendlichen für Angst und Schrecken.
Pöbeleien, Drohungen und Überfälle seien an der Tagesordnung und bringen Alt und Jung dazu, den Marktplatz zu meiden. Doch was kann man tun, um die Situation zu entschärfen? Für SPD-Ratsherr Georg Berner liegt die Lösung im Gespräch. Gesagt, getan: Unter Schutz zweier Beamter des Ordnungsamtes und in Begleitung seines Parteikollegen Benedikt Falszewski machte Berner sich auf, um den Jugendlichen auf dem Marktplatz auf den Zahn zu fühlen.
Es ist acht Uhr, dichte Wolke hängen über dem Kometenplatz, der Wind bläst, es nieselt. Ein Mädchen fährt auf einem Trittroller, zwei Kleinkinder spielen Fangen. Doch ansonsten ist der Platz ziemlich leer. Ist es zu früh für die Gangs, die hier sonst für Unruhe sorgen, oder das Wetter zu ungemütlich? Berner spricht eine Gruppe Jugendlicher an, die auf dem Weg zum Supermarkt sind.
Üblicherweise fliegen Fäuste
Sie seien öfter hier; und heute, versichern sie, ist es tatsächlich außergewöhnlich ruhig: „Erst gestern gab es hier eine große Schlägerei, da hinten vor der Zahnarztpraxis“, sagt einer der Jungs, doch sein Kumpel Karim relativiert schnell: „Na ja, nicht ganz, es war aber kurz davor. Einige 15-Jährige wollten sich mit ein paar betrunkenen Erwachsenen anlegen, aber wir kannten die Kleinen und haben sie beruhigt. Ist nichts passiert“, erzählt der 18-Jährige. Sonst sei es aber durchaus üblich, dass auf dem Kometenplatz die Fäuste fliegen.
„Wieso“, will Berner wissen, „kommt ihr denn überhaupt hierher. Ist es euch nicht zu gefährlich?“ Die Jungs zucken mit den Schultern: „Hier ist wenigstens was los“, grinst einer und fügt hinzu: „Wo sollen wir abends sonst hin? Wir sind sehr oft im Jugendzentrum Am Driesenbusch, aber das ist ab 21 Uhr geschlossen. Dann kommen wir hierher, denn unsere Freunde sind hier. Viele kommen aus Marxloh, mit der Bahn.“
Wunsch nach Jugendzentrum
Die Jugendlichen erzählen Berner dann, dass sie sich wünschen würden, dass das Jugendzentrum längere Öffnungszeiten bekommt, oder dass es am Marktplatz einen Jugendtreff gibt.
Etwas abseits des Kometenplatzes sitzt, vor dem Sprühregen geschützt unter einen Baum, eine weitere Gruppe von Jugendlichen. Freundlich gestimmt empfangen sie Berner und Falszewski mit Handschlag. Schnell entsteht ein lockeres Gespräch.
„Stress gibt es hier oft“, versichern sie schließlich. „Ne’ Jugendgang, die Mitglieder sind erst 14 oder 15 Jahre alt, macht hier Terror“, erzählt der 17-Jährige Gökan. Seit die Polizei jedoch stärkere Präsenz zeige, habe sich die Lage etwas entspannt.
"Die Polizisten haben Vorurteile"
Das finden die Jugendlichen gut, sind aber davon genervt, wie die Beamten sich ihnen gegenüber verhalten: „Wir werden meistens direkt angeschrien oder beleidigt. Die Polizisten haben Vorurteile. Ohne Grund werden wir nach unserem Ausweis gefragt und vom Platz gejagt. Selbst wenn wir hier nur sitzen“, sagt Faruk (18). Schlägereien gebe es trotz des verstärktem Polizeiaufgebots. An diesem Abend nicht. „Heute ist es sehr ruhig“, sagt Semih (17), „das Wetter ist schlecht, es ist noch zu früh und es ist Kirmes in Beeck.“
Was man dagegen tun könne, dass Jugendliche sich hier prügelten und die Anwohner in Angst versetzten, wissen die jungen Männer spontan nicht. Sie scheinen die gelegentlichen Ausschreitungen jedoch nicht zu stören, erzählen sie doch von den meisten Vorkommnissen beinahe gleichgültig.
"Die Übeltäter sind andere"
Sie sind den Trubel gewohnt, können gut damit leben. Sie müssen es ja. Abhängen werden sie jedenfalls weiterhin auf dem Kometenplatz: „Wir verabreden uns bei Facebook und treffen uns dann hier. Was sollen wir sonst machen?, sagt Housein (18). Auffallend ist, wie relaxt und höflich die Jungs sind. Doch geben sie sich vielleicht nur gerade entspannt und sind sonst selbst für den Ärger verantwortlich? „Nein“, sagt Anwohner Dirk Rosinski, der sich mit Berner und Falszewski unterhält, als die Jugendlichen nach Hause gegangen sind. „Die Übeltäter sind andere. Nachts sind hier wesentlich ältere Männer, die richtig gefährlich und gewalttätig sind.
Sie stiften zum Teil die Jugendlichen an, doch von ihnen geht der Ärger aus.“ Sie seien auch für die nächtlichen Ruhestörungen verantwortlich. „Mit ihren Autos drehen sie Runden über den Platz und versuchen, sich bei dem Machen von Bremsspuren gegenseitig zu überbieten“, erzählt der Aldenrader. Dem zumindest wird ab Herbst abgeholfen werden, wenn der Platz abgepollert wird. Ob man jedoch mit den Männern ein ebenso lockeres Gespräch wie mit den Jugendlichen über die Gewalt auf dem Marktplatz wird führen können, bleibt abzuwarten.