Duisburg. .
Ganz schön was los: Auf dem Friedrich-Ebert-Platz drängen sich die parkenden Autos, über die Friedrich-Ebert-Straße rauscht der Verkehr, und auf dem Kometenplatz ist Markt. Aldenrade ist das pulsierende Herz Walsums.
„Die Walsumer kaufen gerne in ihrem Stadtteil ein“, klärt mich Peter Hoppe auf, der seit fast 30 Jahren als Optiker für klaren Blick in Aldenrade sorgt. Das Angebot ist entsprechend: Diverse Banken säumen die Geschäftsstraßen, der Buchhändler vergrößert sich gerade (immer ein gutes Zeichen), Fachgeschäfte sichern ein vielfältiges Angebot – und Kaufland ist zum Glücksfall geworden nach dem „Aus“ für die kleineren Karstadt-Häuser im Lande.
Der Neubau mit seiner markanten Fassade setzt einen Kontrapunkt zu den kleinen Ständen der vielen Markthändler, die zweimal die Woche den Kometenplatz mit Leben füllen.
Leerstand? Ein Einzelfall, der Hoppe ärgert: das frühere Schuhhaus am Ebert-Platz, seit Jahren ungenutzt wie auch die Obergeschosse. Mietinteresse sei durchaus vorhanden, klagt der Optiker und Fast-Nachbar.
Eine Ecke weiter geht das geschäftige Treiben unvermittelt ins ruhige Grüne über, über Hildegard-Bienen- und Franzstraße kommen wir in eine kleine, sehr gepflegte Grünanlage, die einmal als „Platz der Erinnerung“ vorgesehen war. Doch die politische Mehrheit wollte lieber am Bezirksamt an die Opfer der Nazi-Herrschaft erinnern.
Am Grünen Ring entsteht gerade ein Mehr-Generationen-Haus, daneben findet sich ein entsprechender Spielplatz mit Klettergerät und Rollator-Parcours – ideal für Großeltern und Kinder. Wenige Schritte weiter lockt der Driesenbusch, ein unerwartet großes Waldgebiet, mit gut erschlossener Natur – „unsere grüne Lunge“, sagt Hoppe. Und Puffer zur Industrie, die Walsum geprägt habe: Thyssen, Bergbau, Papierproduktion.
Doch zurück ins Zentrum. „Der Kern ist in vier Tortenstücke geteilt“, erläutert Hoppe die Auswirkungen der stark befahrenen Verkehrsachsen B 8 und Dr. Hans-Böckler-Straße. Nun soll die Bundesstraße schmaler werden, die Politik ist uneins: Die einen erwarten Verkehrsberuhigung, die anderen Verkehrs-Chaos.
Aldenrade in 60 Sekunden
Aldenrade gehört zum Stadtbezirk Walsum und hat nach Angaben der städtischen Statistiker 13 853 Einwohner. Davon sind 7196 weiblichen und 6657 männlichen Geschlechts. Der Ausländeranteil liegt bei 8,8 Prozent.
Die erste schriftliche Erwähnung der Ortschaft „Aldenroda“ stammt aus dem Jahr 980. Im Jahr 1490 wird laut Wikipedia Johann Ingen Lohe Herr auf Haus Loh im Driesenbusch.
Nachhaltig und bis heute geprägt wird Aldenrade wie alle Teile der bis 1975 selbstständigen Stadt Walsum (Kreis Dinslaken) von der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, vor allem vom Bergbau. Die heutige Bebauung Aldenrades ist überwiegend nach 1945 entstanden, nach schweren Schäden durch den Bombenkrieg
Über den Kometenplatz, umgeben von 60er- oder 70er-Jahre-Architektur, kommen wir in die Jupiter-Siedlung, auch sie zeigt viel Waschbeton. Die Straßen sind nach Himmelskörpern von Meteor über Mars bis Mond benannt, viele Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren renoviert und altengerecht umgebaut. „Die Wohnungsgrößen sind sehr attraktiv.“ Und die Wege ins Zentrum sehr kurz. Dort wiederum finden sich viele Ärzte und medizinische Dienstleister, die Aldenrade viele Besucher aus dem Umland bescheren – zumal, lobt Hoppe, die Straßenbahnverbindung nach Duisburg-Mitte wie nach Dinslaken gut sind.
Ein reges Vereinsleben zeichnet Aldenrade aus, an Gaststätten ist kein Mangel und Wohngebiete gibt es für fast jeden Geschmack. Etwa an der ruhigen Schillerstraße mit ihren prächtigen Alleebäumen. Dichter und Denker lieben es offenbar schattig, auch die Kant- und Goethestraße weisen viel Grün auf und eine Mischung von älteren und weniger alten, meist aber repräsentativen Wohnhäusern.
Nachkriegseinfamilienhäuser säumen die Ludgerusstraße. Grün, ruhig die Hooverstraße. Überall saubere Vorgärten, akkurat gestutzte Hecken. Klare Ansage: Wer hier wohnt, wohnt hier gerne.
Bunt gemischt ist das gastronomische Angebot. Man sieht deutsche, italienische, griechische und asiatische Gaststätten, die Liste ließe sich munter fortsetzen. Auch die klassische Eckkneipe findet sich noch mehrfach. Von einem „sehr intensiven Vereinsleben“ berichtet Hoppe, von Rollhockey bis Judo reicht das sportliche Spektrum, vom Damenhandball bis Herrenfußball. Über 130 Vereine und Firmen aus allen Branchen bilden die Leistungsgemeinschaft Walsum, die sich auch um Ausbildungsplätze kümmert, Händler und Gastronomen bilden eine Werbegemeinschaft.